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Laut an der Linie, leise als Verhandler. Albas Geschäftsführer Marco Baldi hat bereits mit seinem Wunschkandidaten gesprochen; mehr verrät er nicht.

© Matthias Kern

Sport: Überraschung aus der Asche

Schon heute könnte Alba Berlins neuer Trainer feststehen – der Neue kommt wohl aus dem Ausland

Berlin - Der Flug ist schon gebucht, ein Hotel ebenfalls. Matteo Boniciolli, von vielen als Albas Wunschkandidat für den Trainerposten gehandelt, kommt nach Deutschland. Doch nicht nach Berlin, sondern nach Bamberg, zum Finalturnier um den BBL-Pokal im April. „Ich interessiere mich sehr für den deutschen Basketball, er hat in den vergangenen Jahren eine gute Entwicklung genommen“, sagt der 48-Jährige, der in Italien und Europa einen guten Namen als Trainer hat und ohne Job ist, seit er sich vor zwei Wochen von Virtus Rom trennte.

Zwei Tatsachen, die ihn in einigen Medien schnell zum Topkandidaten machten für die Nachfolge von Luka Pavicevic, der am Freitag bei Alba entlassen wurde. Nur leider weiß Boniciolli noch am Wochenende selbst nichts davon. „Ich habe mit niemandem von Alba gesprochen“, sagt der Italiener. Dass er überhaupt im Gespräch sein soll, erfuhr er von Freunden aus Deutschland und italienischen Journalisten, die davon gehört hatten. „Ich fühle mich geehrt, dass mein Name bei einem europaweit bekannten Klub wie Alba überhaupt gehandelt wird“, sagt Boniciolli demütig. Derzeit erholt er sich in seinem Haus in Triest von den letzten zehn Jahren als Erstligatrainer, in denen er den italienischen Pokal und 2009 die Eurochallenge gewann. Doch für Alba würde er kurzfristig einspringen, „auch für ein halbes Jahr, wenn man sich dann besser kennt, kann man auch über mehr reden“.

Am Sonntagabend wollte er noch einmal mit seinem Berater telefonieren, doch auf ein konkretes Angebot deutete nichts hin, vor allem da Boniciolli gehört habe, dass bis spätestens Montag eine Entscheidung fallen soll.

Schon heute könnte also ein neuer Berliner Basketballtrainer feststehen. Zumal Alba bereits „mit einem Wunschkandidaten konkret gesprochen hat“, wie Geschäftsführer Marco Baldi sagt, „nun versuchen wir, es dingfest zu machen.“ Damit dürfte Boniciolli eher weniger gemeint sein. Wer der neue Alba-Trainer wird, lässt sich daher nur spekulieren. Fast sicher ist, dass es ein renommierter Mann aus dem Ausland sein wird. „Wir stehen mitten in der Saison“, sagt Baldi. „Deshalb suchen wir nach unserem Anforderungsprofil jemanden, der Erfahrung hat, und der mit dem vorhandenen Kader arbeiten kann, eventuell mit minimalen Änderungen, ohne gleich alles in Schutt und Asche zu legen.“ Auf die Frage, ob so jemand die Bundesliga kennen müsse, antwortet er: „Nein.“

Ohnehin gibt es in Deutschland nur wenige Trainer, die Albas Anspruchdenken gewachsen sind, und alle haben sie einen Vertrag. Sei es Dirk Bauermann, der beim ambitionierten Zweitligisten Bayern München gebunden ist, und bei dem noch geklärt werden muss, ob er gleichzeitig einen Erstligisten und die deutsche Nationalmannschaft trainieren dürfte. Oder sei es der US-Amerikaner Chris Fleming, der mit Meister Bamberg von Sieg zu Sieg eilt, aber ebenfalls unter Vertrag steht.

Denkbar wäre auch die Variante, eine Übergangslösung bis zum Sommer zu präsentieren, um dann eine lebende Legende zurückzuholen: Svetislav Pesic. Der 61-jährige Serbe wird von Fans und Medien verehrt, seit er mit den Berlinern vier Meistertitel und 1995 den einzigen Europapokal der Vereinsgeschichte holte. Pesic betont immer wieder, noch ein Herz für Alba zu haben, doch seit November arbeitet er beim spanischen Erstligisten Valencia, wo er Erfolge in Liga und Europaliga feiert. Sein Vertrag läuft nur bis zum Sommer, doch ist es fraglich, ob Valencia seinen Erfolgstrainer nicht selbst halten möchte. Und ob Alba einen renommierten, erfahrenen Trainer findet, der als Platzhalter unterschreibt.

Momentan ist nur eines sicher: Bis zum wichtigen Eurocup-Heimspiel gegen Athen am Donnerstag soll ein neuer Trainer feststehen. Forward Sven Schultze wurde am Sonntag gar schon zitiert, am Montag solle der neue Trainer dem Team vorgestellt werden. „Ich habe mit Sven gesprochen, er ist da falsch zitiert worden“, sagt Baldi. Dennoch deutet einiges darauf hin, dass eventuell schon heute ein neuer Trainer feststehen könnte. Baldi wehrt zwar ab, möchte aber wohl nur unnötigen Zeitdruck vermeiden. Und wenn in der Presse andere Kandidaten gehandelt werden und er in Ruhe verhandeln kann, dann kann ihm das auch nur recht sein.

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