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Roger Schmidt.

© Reuters

Nach dem Coup gegen Dortmund: Champions League: Roger Schmidt macht Bayer Leverkusen Beine

Der neue Trainer Roger Schmidt krempelt Leverkusen um und verordnet bedingungslosen Offensivfußball - auch im Champions-League-Rückspiel gegen Kopenhagen.

Es war kaum zu erkennen, wie sehr der jüngste Erfolg bei Borussia Dortmund noch nachwirkt. Roger Schmidt versuchte zumindest, keine Miene zu verziehen, als er noch einmal auf den überraschenden wie souveränen Erfolg angesprochen wurde. „Da muss natürlich viel zusammenpassen, wenn so ein Tor fallen soll“, sagte der Trainer von Bayer Leverkusen kurz und knapp und wirkte dabei sehr entspannt. Bei den Leverkusenern ist große Zufriedenheit festzustellen vor dem Rückspiel um den Einzug in die Champions League heute gegen den FC Kopenhagen (20.45 Uhr, live im ZDF). Es scheint so, als würde ihr Plan aufgehen, attraktiven Fußball zu spielen und dabei auch noch erfolgreich zu sein.

Es gibt schlechtere Voraussetzungen, um in die Gruppenphase der Königsklasse einzuziehen und dabei mindestens 20 Millionen Euro einzunehmen – zumal Bayer das Hinspiel in Kopenhagen 3:2 gewann. „Es ist klar, dass es für den Verein wirtschaftliche Gründe gibt, die nächste Runde erreichen zu wollen“, sagt Schmidt. „Aber ich als Trainer und die Spieler wollen uns mit den besten Mannschaften messen. Das ist unser Ansporn.“

Der 47-Jährige versucht, seit er im Sommer die Bayer-Profis übernommen hat, dem Team eine neue Spielidee zu vermitteln. „Ich hasse es wie die Pest, wenn der Ball nach dem Anstoß beim eigenen Torhüter landet. Da kriege ich ein Magengeschwür“, sagt Schmidt. Vom Anpfiff an soll seine Mannschaft agieren, den Gegner bearbeiten. „Es ist wichtig, von der ersten Sekunde an da zu sein.“

Dass dies keine der beliebten Fußballfloskeln ist, sondern bei Schmidt einen sehr ernsten Hintergrund hat, haben bereits Dortmund aber auch Kopenhagen zu spüren bekommen. Stefan Kießling traf im Hinspiel im Stadion Parken auch bereits nach nur fünf Spielminuten. Langsames Heran- und Hereintasten in eine Partie, wie es die meisten anderen Teams praktizieren, widersprechen diametral der Auffassung des Fußballlehrers.

Der studierte Maschinenbauingeneur Schmidt war selbst Spielmacher in unterschiedlichen Amateur-Spielklassen und liebte auch damals schon den Offensiv-Fußball. Diese Idee soll sich nun auch wieder in Leverkusen etablieren. So wie einst unter Klaus Toppmöller oder auch Christoph Daum – nur noch etwas brachialer und spektakulärer. Den müden, oft lähmenden Defensiv-Fußball unter Sami Hyypiä und auch unter Robin Dutt hatten die Verantwortlichen satt. Der Gegner wird nun sehr früh, bereits an dessen Strafraum, mit gleich vier bis fünf Spielern gestört. Die Zeiten, in denen die Mittellinie der Ort war, wo sich die Stürmer bei gegnerischem Ballbesitz frühestens aufhalten durften, sind erst einmal vorbei. „Mit der extremen Überzahl in Ballnähe rauben wir dem Gegner viel Zeit“, sagt Schmidt.

Bei seinen vorangegangenen Profi-Vereinen, dem SC Paderborn und auch bei RB Salzburg, haben sie den Trainer schweren Herzens gehen lassen, weil sie eben diese mutige Art des Fußballs zu schätzen gelernt hatten – mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Denn wenn in einem Teil des Spielfelds Überzahl geschaffen wird, dann entsteht an einem anderen Teil viel Freiraum für den Gegner. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp stöhnte nach der Niederlage zuletzt: „Wir haben es nicht geschafft, die Räume, die Leverkusen mit dieser Taktik aufmacht, zu bespielen.“

Schmidt weiß um diese Gefahr, wenn ein kluger Pass des Gegners sämtlichen Offensivgeist aushebeln und in eine brenzlige Situation für sein eigenes Team führen kann. Allerdings ist er der Meinung, auch für diese Situationen ausreichend Vorsorge getroffen zu haben. „Diese Räume sind nur sehr schwer zu erreichen. Wenn es dem Gegner doch gelingt, dann haben meine Spieler das taktische Mittel, um darauf reagieren zu können“, sagt er. „Mit diesem Stil können wir viele Tore schießen und Treffer verhindern.“ Im Moment sieht es so aus, als würde das klappen.

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