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Sport: Uefa-Cup: Angst essen Freude auf

Mario Basler und Kameraden tranken Bier in der Kabine. Aber nicht zur Feier des Tages, sondern zum Zeitvertreib, bis die niederländische Polizei nach fast zwei Stunden Entwarnung von der Krawallfront gab, den Ausnahmezustand aufhob und den Bus für die Weiterreise Richtung Bremen vorfahren ließ.

Mario Basler und Kameraden tranken Bier in der Kabine. Aber nicht zur Feier des Tages, sondern zum Zeitvertreib, bis die niederländische Polizei nach fast zwei Stunden Entwarnung von der Krawallfront gab, den Ausnahmezustand aufhob und den Bus für die Weiterreise Richtung Bremen vorfahren ließ. Zu einer ausgelassenen Fete war der Mannschaft trotz des Triumphes nicht zumute. "Da gab es nichts zu feiern", teilte Team-Manager Andreas Brehme mit. Auch wenn der 1. FC Kaiserslautern nach dem erneuten 1:0-Sieg über den PSV Eindhoven zum zweiten Mal seit 1982 (damals mit dem Spieler Brehme) das Halbfinale des Uefa-Pokals erreicht hatte.

Die bedrohlichen Tumulte im Philips-Stadion hatten keine rechte Siegesstimmung aufkommen lassen. Angst essen Freude auf. "In so einem Moment", gestand ein sichtlich nachdenklicher Mario Basler, "bekommt man es schon mit der Angst zu tun." Etwa 200 Rowdys hatten kurz nach seinem Elfmetertor in der 71. Minute ein Eisentor in Höhe der Eckfahne aufgedrückt und versucht, das Spielfeld zu stürmen. Basler: "Es darf nicht sein, dass man in einem Fußballspiel um sein Leben fürchten muss."

Dass das Chaos letztlich nicht zur Katastrophe eskalierte und das Spiel nach einer viertelstündigen Unterbrechung doch noch zu Ende gebracht wurde, ist dem wagemutigen Entgegentreten des PSV-Trainers Erik Gerets zu danken. Seine ausgebreiteten Arme waren stärker als das stählerne Fluchttor. Der Belgier hielt den Mob auf, drängte ihn zurück und besänftigte die erhitzten Gemüter. Gefahr für ihn habe nicht bestanden, beteuerte Gerets. "Dazu gehörte kein Mut. Ich habe sieben Jahre hier gespielt und bin seit fast zwei Jahren Trainer. Immer war es ruhig. Ich weiß, dass die Menschen mir nichts tun." Dennoch: Brehme zollte dem Kollegen "allen Respekt, wie er sich in die Meute geschmissen und die Leute beruhigt hat". Und weiter: "Ich hoffe, dass der Verein nicht bestraft wird und glimpflich davonkommt."

Ein frommer Wunsch. Die Uefa wird schwere Strafen verhängen nach der (vorläufigen) Bilanz der Randale: 15 verletzte Ordner, zwei blessierte Polizisten, zehn Festnahmen sowie erheblicher Sachschaden an Autos, TV-Übertragungswagen und Bussen, an denen die Hooligans ihre Wut ausließen. "Beim PSV sind die Sicherungen durchgeknallt", empörte sich die Zeitung "De Telegraaf".

Nachdem Lauterns Torhüter Georg Koch (51.) einen Elfmeter gehalten und Mario Basler (71.) einen Elfmeter verwandelt hatte, kochte die holländische Fanseele. Wurfgeschosse flogen aufs Spielfeld, nach einer provozierenden Geste von Basler gingen die Wogen der Erregung noch höher. "Das gehört nicht auf den Platz, gerade wenn die Emotionen schon so hochschlagen", rügte Brehme. Wenn man das nicht mehr dürfe, rechtfertigt Basler sein Gebaren, könne man aufhören, Fußball zu spielen. Kurz danach sah Mark von Bommel (73.) auch noch die Gelb-Rote Karte. Am Ende, nach den Krawallen, musste der PSV-Präsident Harry van Raaij im Fernsehen einräumen, dass der Ordnungsdienst "nicht hundertprozentig funktioniert" habe.

Hartmut Scherzer

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