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Uefa-Cup: Europas Zweite Liga

Mit Neuerungen tut sich das alte Gewohnheitstier Mensch meist schwer. Selbst mit solchen, die Überholtes ersetzen wie den Uefa-Cup. Christian Hönicke über den neuen, alten Wettbewerb der Verlierer.

Der war am Ende chaotisch und hatte als gebrandmarkter Pokal der nationalen Verlierer zudem ein unlösbares Imageproblem. Da war es eigentlich nur folgerichtig, dass er vom Europäischen Fußballverband abgeschafft wurde. Stattdessen gibt es nun die Europa League, doch leicht macht es die Uefa ihrem neuen Kind nicht, Akzeptanz zu finden.

Die Umwandlung von einem Pokal in eine Liga zeigt sich vor allem darin, dass die für die Vereine finanziell lukrative Gruppenspielphase ausgeweitet wurde. Die ist im Gegensatz zu den Fünfer-Gruppen des Uefa-Cups zwar nachvollziehbar und sportlich recht anspruchsvoll, wie die drei deutschen Mannschaften am ersten Spieltag teils leidvoll erfahren mussten. Aber leider ist das eben genau der Teil des Wettbewerbs, der schon beim großen Bruder Champions League selbst bei Spielen wie Inter Mailand gegen den FC Barcelona Langeweile verbreitet.

Die wird in der Europa League eher noch größer werden. Uefa-Präsident Michel Platini, der sich als Anwalt der Kleinen versteht, hat den neuen Wettbewerb gleich mit zwölf Gruppen ausgestattet, so dass neben Größen wie Ajax oder Lazio noch genug Raum für die Fußballprovinz bleibt. Im Verlauf der Saison wird also noch die eine oder andere Begegnung vom Schlage Hertha gegen Ventspils halb- bis dreiviertelleere Ränge provozieren. Auch die späte Anstoßzeit von 21.05 und die Tatsache, dass sie von der Uefa als Testfeld missbraucht wird wie jetzt beim Experiment mit den Torrichtern, trägt nicht gerade zur Aufwertung der Europa League bei.

So wird es wohl noch eine Weile dauern, bis die neue Zweite Liga des europäischen Fußballs die Akzeptanz der Fans findet. An eine Konstante darf man sich immerhin klammern: Die Trophäe bleibt die gleiche wie im Uefa-Cup, und ob als Pokal oder als Liga – es bleibt die Trophäe eines Wettbewerbs für Verlierer.

Christian Hönicke

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