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Sport: Uefa droht England: Ein wichtiger und richtiger Schritt (Kommentar)

Sogar in den englischen Medien ist die Reaktion fast einmütig. Wut, ja sogar Scham bestimmen die Berichterstattung über die Androhung des Europäischen Fußball-Verbandes (Uefa), England von der EM auszuschließen, sollte es noch einmal zu Ausschreitungen britischer Hooligans kommen.

Sogar in den englischen Medien ist die Reaktion fast einmütig. Wut, ja sogar Scham bestimmen die Berichterstattung über die Androhung des Europäischen Fußball-Verbandes (Uefa), England von der EM auszuschließen, sollte es noch einmal zu Ausschreitungen britischer Hooligans kommen. Von "Schande" ist die Rede, der "Telegraph" fordert sogar einen ehrenwerten Rückzug des Teams von Kevin Keegan. Ausschluss, Rückzug - natürlich wären zuerst Spieler und friedliche Fans die Leidtragenden. Aber es nutzt nichts. Der Schritt der Uefa, oft als zahnloser Tiger belächelt, ist wichtig und richtig. Nach den wüsten Szenen von Charleroi und Brüssel in den letzten Tagen, aber auch nach den Ausschreitungen in Istanbul und Stockholm vor ein paar Wochen, kann es nur noch harte Maßnahmen geben.

Dass die Uefa dabei mit ihrer direkt an die englische Regierung gerichteten Aufforderung, endlich die notwendigen Maßnahmen einzuleiten, Premierminister Blair desavouiert, ist ein bisher einmaliger Vorgang. Aber die Engländer haben versagt. Im Gegensatz zu anderen Ländern, auch Deutschland, haben sie nicht rechtzeitig dafür gesorgt, dass bekannte, Gewalt suchende Fans nicht das Land verlassen können. Ein entsprechendes Gesetz soll erst nach der EM verabschiedet werden. Ein Hohn für all jene, die in den letzten Jahren und Monaten versucht haben, gegen den Hooliganismus anzugehen.

Deutschland wurde von Uefa-Präsident Lennart Johansson als Vorbild genannt. Doch auch hier war letztlich erst der Fall des von deutschen Gewalttätern bei der WM 1998 in Lens zum Krüppel geprügelten Gendarmen David Nivel der Auslöser, die Bemühungen zu verstärken. Ob Ausreiseverbote, Pass- und Meldeauflagen oder Hausbesuche im Vorfeld, alles hat bisher dafür gesorgt, dass die EM ohne die schlimmsten deutschen Hooligans stattfand. Denn gegen sie hilft nur Repression.

Nach dem Drama im Brüsseler Heysel-Stadion vor 15 Jahren, als es beim Spiel zwischen Liverpool und Juventus Turin 39 Tote gab, wurden englische Klubs für mehrere Jahre vom Europapokal ausgeschlossen. Daraufhin verstärkte man in England den Kampf gegen die Hooligans erst einmal erfolgreich. Doch rechtzeitige weitere Schritte wurden versäumt. Die Auswirkungen sieht man jetzt.

Sebastian Arlt

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