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Hertha

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Uefa-Pokal: Hertha schreibt Geschichte

Der Gegner war ein idealer Trainingspartner. In der ersten Runde des Uefa-Cups gewinnt Hertha BSC gegen Nistru Otaci mühelos mit 8:1.

Die Saison hat noch gar nicht richtig begonnen, da darf sich Hertha BSC schon einen neuen Rekord ins virtuelle Vereinsmuseum stellen. 12 373 Zuschauer im Jahnsportpark sahen den höchsten Europapokalsieg der Vereinsgeschichte. Ein 8:1 (5:0) über den FC Nistru Otaci aus Moldawien löschte die bisherige Bestmarke. Diese stand bei 4:0, erzielt jeweils gegen Esbjerg FB (1978) und Apoel Nikosia (2002). Herthas Pole Lukasz Piszczek schoss in diesem Hinspiel der ersten Qualifikationsrunde des Uefa-Cups drei Tore. Am Rande des Spiels teilte Hertha mit, dass der brasilianische Mittelfeldspieler Cicero von Fluminense Rio de Janeiro nach Berlin wechselt. In zwei Wochen muss Hertha zum Rückspiel nach Moldawien reisen.

Der Gegner war, nun ja, international fünftklassig, aber auch ein fünftklassiger Gegner will erst einmal so dominiert werden, wie es Hertha gestern gelang. Wer etwa zurückdenkt an Herthas erste moldawische Erfahrungen, gesammelt vor acht Jahren in zwei schwer genießbaren Spielen gegen Zimbru Chisinau (2:0, 2:1), der wird schon einen gewaltigen Qualitätsunterschied feststellen. Damals quälten sich die Berliner, gestern hatten sie Spaß. Sie spielten intelligent, in der ersten Halbzeit sogar mit viel Tempo und ganz wenigen Kontakten, also genau so, wie es Trainer Lucien Favre gern hat. Und das, obwohl der holprige Rasen im Jahnsportpark keineswegs technisch anspruchsvolles Spiel beförderte.

Otaci war ein idealer Trainingspartner, an dem sich Spielzüge ausprobieren ließen, die man sich im eigentlichen Wettkampf noch nicht zutraut. Ohne den bedauernswerten Männern aus Moldawien und Russland, der Ukraine und Rumänien zu nahe zu treten: Zuletzt beim Trainingslager in Stegersbach wurden Herthas Spieler in den zwei täglichen Einheiten gewiss mehr gefordert als gestern. Der Tabellenvorletzte der moldawischen Liga war technisch, körperlich und auch geistig nie auf der Höhe. Schon der erste Pass exakt drei Sekunden nach Spielbeginn landete weit im Seitenaus. Im Spiel nach vorn fand Nistru so gut wie gar nicht statt. Bemerkenswerteste Aktion neben dem späten Tor war ein an Plumpheit schwer zu überbietender Versuch des Russen Malizki, einen Elfmeter zu schinden – was weniger an eine Schwalbe erinnerte denn an eine brandenburgische Großtrappe.

Eine Viertelstunde gönnte sich Hertha als Findungsphase, dann schoss Marko Pantelic nach schöner Kopfballablage von Piszczek das 1:0 und das Unheil brach herein über den braven Gast. Die ersten fünf Toren fielen binnen 27 Minuten, und fast alle entsprangen sie hübsch anzuschauenden Spielzügen oder Einzelleistungen. Vor Raffaels 2:0 hatte Gojko Kacar das Spiel aus dem Nichts heraus schnell gemacht, beim dritten Tor profitierte Piszczek von Pal Dardais spektakulären Pfostenschuss, der Wirbel vor Pantelics 4:0 ließ Otacis Torhüter Pylugia so ratlos zurück, dass er trotz mehrfacher Aufforderung seiner Mitspieler vergaß, den Ball aus dem Tor zu holen. Nach Piszczeks zweiten Tor zum 5:0 kurz vor der Pause riefen die gut gelaunten Zuschauer: „Nur noch fünf!“

Einiges sprach zu diesem Zeitpunkt für einen zweistelligen Sieg, aber Favre ließ den angeschlagenen Torjäger Pantelic zur Pause in der Kabine, und ohne ihn ging Hertha doch sehr fahrlässig mit den sich weiterhin bietenden Torchancen um. Es reichte immerhin noch zu drei Toren. Erst verirrte sich eine abgerutschte Flanke des aus Rostock gekommenen Marc Stein im langen Eck, und auch Steve von Bergens Kopfball zum 7:0 wäre unter Wettkampfbedingungen wohl kaum im Tor gelandet. Allein das 8:1 von Piszczek bedurfte keiner moldawischen Unterstützung. Dass Nistru zwischendurch auch einmal traf, lag weniger am Torschützen Andrei Tcaciuk denn am ungeschickten Berliner Torhüter Jaroslav Drobny.

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