zum Hauptinhalt
Foto: dpa

© dpa

Sport: Umbruch ohne Kuranyi

Schalkes Stürmer wechselt zu Dynamo Moskau

Wahrscheinlich war es Kevin Kuranyi zu später Stunde doch ein wenig warm ums Herz geworden. Der 28-Jährige hatte in seinen fünf Jahren in Schalke ohnehin den Ruf, ein sensibler Spieler zu sein. Und so teilte der Angreifer in der Nacht zu Sonntag, bei der Schalker Abschlussfeier auf dem Schmücker Hof in Kirchhellen, per SMS mit: „Ich gehe nach Moskau.“ Damit waren auch die letzten Spekulationen über die Zukunft des Stürmers aus der Welt geräumt. „Es fehlt nur noch ein Detail“, bestätigte Kuranyis Berater Roger Wittmann am Sonntag.

Angeblich hatte Kuranyi, dessen Vertrag beim FC Schalke zum 30. Juni 2010 ausläuft, Angebote von mehreren europäischen Vereinen. Bei Dynamo Moskau soll er nun einen Vertrag über drei Jahre unterzeichnen, der ihm die stattliche Summe von 18 Millionen Euro netto sichern soll. Zum Vergleich: In Gelsenkirchen bezog Kevin Kuranyi ein Gehalt von rund 3,8 Millionen Euro brutto jährlich. Am Sonntagnachmittag dann begründete der frühere Nationalstürmer seine Entscheidung. „Ein Aspekt ist sicher der finanzielle. Alles andere zu behaupten wäre heuchlerisch“, sagte er. Doch auch sportlich sehe er Gründe für einen Wechsel. Er wolle „in Moskau etwas Großes aufbauen“, teilte er mit. Derzeit steht Dynamo Moskau auf Platz zehn in der russischen Premjer League.

Wie sich nach dem torlosen Unentschieden beim FSV Mainz 05 im letzten Bundesligaspiel herausstellte, hatte es wohl nie die realistische Möglichkeit für Kuranyi gegeben, länger in Gelsenkirchen zu bleiben. „Ich habe nie ein Angebot für Kevin abgegeben“, sagte der Schalker Trainer Felix Magath nach der Begegnung. „Wir müssen erst einmal einen Kassensturz machen und dann sehen, was wir ausgeben können.“ Kuranyi, mit 18 Treffern in dieser Saison bester Torschütze der Schalker, bestätigte umgehend die Aussagen seines Noch-Trainers: „Wir haben nie miteinander gesprochen“, sagte Kuranyi in Mainz, nachdem er sich bereits von den mitgereisten Schalker Anhängern verabschiedet und sämtliche Bekleidung bis auf die Unterhose den Fans gespendet hatte. „Der Trainer hat ja noch ein paar Stunden Zeit, mit mir zu reden.“ Dieses Gespräch muss nun nicht mehr geführt werden.

Kuranyis Entscheidung wird Felix Magath in den kommenden Tagen wohl keine schlaflosen Nächte bereiten. Offenbar schien der Trainer nie ein nachhaltiges Interesse daran gehabt zu haben, den 28-Jährigen in Gelsenkirchen zu halten.

Magath will vielmehr einen Umbruch einleiten, der sich auch im Stil des Schalker Fußballs widerspiegeln soll – und zwar weg von der Eindimensionalität mit nur einem einzigen torgefährlichen Angreifer, dessen größte Stärke das Kopfballspiel ist. Gerade im Angriff setzt Magath auch im Hinblick auf die Teilnahme an der Champions League auf größere spielerische Variabilität. Mit dem bereits verpflichteten Erik Jendrisek (Kaiserslautern, ablösefrei) und dem nach wie vor gehandelten Serben Marko Pantelic stehen eher technisch begabte Angreifer im Blickfeld des Trainers. Und auch Mittelfeldspieler Michael Ballack bleibt weiterhin Thema. „Ich bestätige nichts, aber ich dementiere auch nichts“, sagte Magath und schmunzelte. „Aber dass er ein toller Spieler ist, muss ich niemandem mehr erklären.“

Der Schalker Tross wird nach dem Saisonende noch zwei Freundschaftsspiele in Norddeutschland absolvieren, ehe für die Spieler der Urlaub beginnt. Kevin Kuranyi wird diese Reise wahrscheinlich nicht mehr antreten.

Zur Startseite