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In seinem Heimatsland unbeliebt - Franck Ribery.

© dpa

Umfrage in Frankreich zu Ribery: In München gefeiert, zu Hause unbeliebt

Für Franck Ribery ist 2013 ein gutes Jahr. Der Franzose wurde nach dem Triple-Sieg mit dem FC Bayern als Europas Fußballer des Jahres gekrönt. In seinem Heimatland ist er aber immer noch unbeliebt.

„Isch bin hier sehr glücklisch“ sagte Franck Ribery im letzten Mai. Es scheint, als ob das keine Übertreibung war. Ein paar Wochen später stand der 30-jährige am Marienplatz und sang gelassen mit seinem Kumpel David Alaba in ein Megaphon, als die Bayern-Spieler ihr souverän gewonnenes Triple feierten.

Aber egal, wie viel Schmeichelei er auf dem Balkon des Marienplatzes genießt - in seinem Heimatland ist er immer noch alles andere als beliebt.

Das sagt zumindest eine Umfrage im französischen Sportmagazin „France Football“ von dieser Woche. Während der letzten Länderspielpause hat die Zeitschrift französische sowie deutsche Fußballfans nach ihrer Meinung zu Europas Spieler des Jahres befragt, und eine Sache wurde deutlich: Liebe für Ribery ist offenbar auf der anderen Seite des Rheins kaum zu finden.

Von allen französischen Befragten sagten nur 29 Prozent, dass sie ein „positives Bild“ des Bayern-Angreifers hätten. Bei den Deutschen lag die Zahl um 64 Prozent.

Riberys Persönlichkeit hat immer polarisiert, aber seine Landsleute bringen ihm auch auf dem Spielfeld kaum Sympathie entgegen. Nur ein Viertel der befragten Franzosen fand, dass Ribery der aktuell beste Spieler Frankreichs sei, im Gegensatz zu 63 Prozent der Deutschen. Zudem sagten nur 24 Prozent der Franzosen, dass Ribery als Weltfußballer des Jahres gewählt werden - und damit den Ballon d'Or holen - sollte.

Von den vielen Skandalen seiner Karriere hat sich Ribery aus französischer Sicht offensichtlich nicht erholt. Bei der „Zahia-Affäre“ von 2010 wurde Ribery vorgeworfen, eine Minderjährige für Geschlechtsverkehr bezahlt zu haben. Der Prozess wurde zunächst bis 2014 aufgeschoben, doch seine Karriere ist trotz aller sportlichen Erfolge davon überschattet.

Seiner fußballerischen Popularität hat vielleicht auch seine Rolle beim Spieler-Aufstand der französischen Nationalmannschaft während der WM 2010 geschadet. Damals hatten mehrere Nationalspieler gegen den Rauswurf von Nicolas Anelka aus dem Kader protestiert. Auch wenn Ribery nur einer von sechs Spielern war, die den sogenannten „Streik von Knysna“ geführt hatten - den Franzosen fällt es schwer, ihm zu verzeihen. Über zwei Drittel räumten ein, dass bei ihnen die Erinnerung an den alten Ribery nicht wegen des neuen verschwunden ist.

Diese Meinung ist erstaunlich, denn auf dem Spielfeld hat er es in den vergangenen drei Jahren vermocht, sich komplett neu zu erfinden. Der frühere Spaßvogel ist jetzt reifer, bemüht sich in der Defensive bemerkbar mehr und verzaubert die Angriffe der Bayern mit immer mehr Konstanz. Die dunklen Zeiten der van Gaal-Ära sind seit Monaten für ihn zweifellos vorbei.

Nur in München aber wurde diese Verwandlung anerkannt. Als Ribery im Champions-League-Viertelfinale 2012 von den Fans seines ehemaligen Vereins Olympique Marseille ausgepfiffen wurde, habe er das nicht ernst genommen, sagte er damals. Es sei normal, wenn man zu einem ehemaligen Arbeitsgeber zurückkehrt. Für den in Frankreich als "Kaiser Franck" bekannten Spieler des FC Bayern ist aber bei den Franzosen eine besondere Galle reserviert. Didier Drogba zum Beispiel wurde nie so ausgepfiffen, als er mit Chelsea ins Stade Vélodrome zurückkam.

Für viele Leute war 2011 das Schicksal Riberys besiegelt, als er im Fernsehinterview zugab, dass er lieber mit Bayern als mit der Nationalmannschaft spielte. Trotz einer sofortigen Rücknahme des „Missverständnisses“, war es für manche Fans der „Bleus“ die letzte Beleidigung. Beim Spiel im Stade de France gegen Kroatien wurde er kurz danach von allen Seiten ausgepfiffen.

Bundes- und weltweit wird Franck Ribery heute anders als vor drei Jahren gesehen. So überzeugend ist seine Verwandlung, dass unter anderen der französische Nationaltrainer Didier Deschamps und UEFA-Präsident Michel Platini ihn für den Ballon d’Or empfohlen haben. Unter den Franzosen sind sie aber in einer Minderheit.

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