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Sport: Umsonst gemüht

Das 3:2 gegen Chelsea langt Bayern München nicht, um das Halbfinale der Champions League zu erreichen

Mangelndes Engagement kann man den Bayern nicht vorwerfen. Vor allem verbal haben sie in der letzten Woche alles gegeben. Oliver Kahn zum Beispiel hatte den Spielern vom FC Chelsea nicht nur eine profane Niederlage in München prophezeit, nein, „wir wollen sie wegfegen“. Mit ihrer Konkurrenz aus der Fußball-Bundesliga halten es die Bayern ebenso, und oft genug sind sie mit ihrer Einschüchterungstaktik erfolgreich gewesen. Für den Tabellenführer der englischen Premier League aber reichten ein paar böse Worte nicht. In seinem 100. Champions-League-Spiel gewann der FC Bayern zwar durch zwei späte Tore noch 3:2 gegen Chelsea. Nach dem 2:4 aus dem Hinspiel aber langte das nicht. Die Münchner sind im Viertelfinale als letzter deutscher Verein aus dem Europapokal ausgeschieden.

Nach einer halben Stunde erhielt die Hoffnung der Bayern einen ersten Dämpfer, als die 59 000 Zuschauer die Wiederholung einer Szene aus dem Hinspiel erlebten: Frank Lampard schoss aus dem Hintergrund, Torhüter Oliver Kahn flog in die richtige Ecke, doch dann veränderte Bayerns Verteidiger Lucio die Flugbahn des Balles. Genau so war vor einer Woche das 1:0 für Chelsea gefallen. „Da war sehr viel Pech dabei“, sagte Franz Becker, der Aufsichtsratschef der Bayern.

Mit Lampards Führungstor schien der Plan der Bayern hinfällig geworden zu sein. Felix Magath hatte Torsten Frings auf die Bank und Owen Hargreaves sogar auf die Tribüne verbannt. Stattdessen bot der Trainer der Bayern mit Bastian Schweinsteiger und Zé Roberto zwei Spieler auf, die Chelseas Abwehr über die Außen aufreißen sollten. Der Brasilianer Zé Roberto hatte es dabei auf der linken Angriffsseite mit Robert Huth zu tun, der große Probleme mit dem quirligen Brasilianer hatte. In der fünften Minute ließ Zé Roberto den schwerfälligen Huth einfach stehen, passte den Ball in die Mitte zu Claudio Pizarro, doch dessen Schuss konnte Torhüter Peter Cech parieren.

Es war nicht die erste Chance für die Bayern. Bereits eine Minute zuvor konnte Terry gerade noch gegen Michael Ballack klären. Allerdings hatten die Münchner auch Glück, dass sich ihre Ausgangslage nicht schon nach 90 Sekunden weiter zugespitzt hatte: Nach einem langen Pass lief Didier Drogba allein auf Oliver Kahn zu. Bayerns Verteidiger Lucio und Robert Kovac hatten zu Unrecht eine Abseitsstellung reklamiert. Kahn konnte dem Stürmer den Ball gerade noch vom Fuß spitzeln. Die Szene war ein erster Hinweis auf Chelseas Vorhaben. Die Mannschaft zog sich bei Angriffen der Bayern weit zurück und spekulierte auf Konter. Trotz der kompakten Defensive der Engländer kamen die Münchner zu einigen guten Chancen. In der 18. Minute verfehlte Schweinsteiger mit einem Schuss nur knapp das Tor, und kurz vor der Pause scheiterte Ballack nach einem Fehler von Huth. „Ich kann mich nicht an ein Spitzenspiel erinnern, in dem man so viele Torchancen hatte“, sagte Beckenbauer. Doch es haperte an der Umsetzung.

Bei Torschüssen lagen die Bayern zur Pause 10:3 vorne, bei Ballbesitz mit 56:44 Prozent. Bayern spielte auch in der zweiten Halbzeit sehr engagiert, und noch bevor der Glaube endgültig zu schwinden drohte, heizte Pizarro die Hoffnung noch einmal an. Nach einem Kopfball von Ballack staubte er zum 1:1 ab. Das Spiel war wieder an seinem Ausgangspunkt angelangt: Zwei Tore benötigten die Bayern nun wieder, und sie hatten die nötigen Chancen: Nur fünf Minuten nach dem Ausgleich landete ein Kopfball von Huth an der Latte des eigenen Tores, und wiederum eine Minute später klärte Gudjohnsen nach Ballacks Versuch auf der Linie.

Der dritte Treffer aber fiel auf der falschen Seite. Drogba, der neue Schrecken der Bayern, sprang höher als Kovac und köpfte den Ball zum 2:1 für Chelsea ins Tor. Die Begegnung war endgültig entschieden, auch wenn Guerrero in der letzten und Scholl in der vierten Minute der Nachspielzeit aus dem 1:2 sogar noch ein 3:2 machten. Nur Sekunden danach aber beendete der Schiedsrichter mit seinem Schlusspfiff nicht nur ein Spiel, sondern auch eine Ära. Es war das letzte Europacupspiel im Olympiastadion. Das nächste findet in der neuen Saison in der Allianz-Arena statt.

Daniel Pontzen[München]

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