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Sport: Unbedingt abwehrbereit

Der neue Erfolg bei Hertha BSC ist vor allem ein Verdienst der Defensive

Berlin - Dick van Burik ist ein Mensch, der in seinem Tun eine entschiedene Konsequenz an den Tag legt – nicht nur auf dem Fußballplatz. Wenn van Burik sich nicht öffentlich äußern will, äußert er sich auch nicht, und manchmal hält er seine Verweigerungshaltung mehrere Monate lang durch. Nach Herthas Spiel gegen Bayer Leverkusen hat es ein Reporter vom Fernsehen wieder einmal vergeblich bei ihm versucht. Eigentlich wäre es für den Holländer eine günstige Gelegenheit gewesen, endlich sein Schweigen zu brechen: Hertha hatte gewonnen, van Burik hat seinen Stammplatz sicher, und die Abwehr, sein Ressort, verrichtet ihre Arbeit zurzeit mit großem Erfolg. Doch van Burik, der sich nach seiner Absetzung als Kapitän nicht mehr fürs Reden zuständig fühlt, beschied auch diese Interviewanfrage mit einer freundlichen Absage.

Dabei ist der Holländer eigentlich ein sehr kommunikativer Mensch – auch auf dem Fußballplatz. „Er ist einer, der von hinten klare Kommandos gibt“, sagt Herthas Trainer Falko Götz. „Darauf würde ich ungern verzichten.“ Das muss er auch nicht. Van Burik, oft von Verletzungen geplagt, kann unbeschwert trainieren. „Dann kommen solche Leistungen heraus“, sagt Götz. Gegen Leverkusen war der Holländer Herthas zweikampfstärkster Spieler. Gemeinsam mit Josip Simunic bildet van Burik eine verlässliche Innenverteidigung. Die Nationalspieler Arne Friedrich (rechts) und Malik Fathi (links) ergänzen sie zur Viererkette.

„Damit müssen wir uns vor keiner Abwehrkette in der Bundesliga verstecken“, sagt Götz. In den ersten acht Saisonspielen hat Herthas Abwehr erst sieben Gegentreffer kassiert. Nur beim Tabellenführer VfB Stuttgart sind es noch weniger (fünf). Der erfreuliche Trend wird auch durch den Vergleich zur vorigen Saison deutlich: Da hatte Hertha zum gleichen Zeitpunkt bereits fast doppelt so viele Gegentore hinnehmen müssen (13).

An den handelnden Personen alleine kann es nicht liegen, auch wenn Manager Dieter Hoeneß die bisherigen Leistungen von Josip Simunic in dieser Saison für „fast gigantisch“ hält. „Das sind dieselben Spieler, die im vorigen Jahr auch gespielt haben“, sagt Götz. Die gute Verteidigungsarbeit ist nicht Sache der Abwehr alleine. Die gesamte Mannschaft zeigt sich in dieser Saison unbedingt abwehrbereit. „Jeder beteiligt sich an unserer Defensivtaktik“, sagt Götz, auch Simunic lobt seine Kollegen für „den unbedingten Willen, nach hinten zu arbeiten“.

Das erklärt auch die scheinbar paradoxe Situation, dass Hertha zwar fünf offensive Spieler auf dem Feld hat, aber vor allem defensiv überzeugt. Als der Leverkusener Abwehrchef Jens Nowotny am Samstag aus der eigenen Hälfte mit dem Ball Richtung Berliner Tor eilte, war es Herthas Stürmer Fredi Bobic, der über den halben Platz hinter ihm herlief, bis Nowotny den Ball wieder los war. „Das ist der Unterschied zur vorigen Saison“, sagt Simunic. „Jeder macht seinen Job.“

Trainer Götz hat seinen Spielern „ganz klare Vorgaben“ für die Defensivarbeit erteilt: „Da weiß jeder, was er zu tun hat. Und die Abstimmung klappt immer besser.“ Vor zwei Wochen, bei Herthas erstem Saisonsieg, kam der 1. FC Kaiserslautern zu keiner einzigen Torchance aus dem Spiel heraus. Den Leverkusenern erging es am Samstag kaum besser – weil sie sich schon im Mittelfeld nur selten durchsetzen konnten, um eine gefährliche Situation einzuleiten. „Die Mannschaft ist kompakt“, sagt Manager Hoeneß. „Es ist eine richtige Ordnung drin.“ So jedenfalls sei es für jeden Gegner schwer, gegen Hertha zu spielen. „Es gibt nicht viele Mannschaften, die uns richtig auseinander nehmen können“, sagt Hoeneß. Auch das ist ein Unterschied zur vergangenen Saison.

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