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Sport: Und auch ein bisschen Frieden Die Größen des Weltfußballs

feiern in Berlin einen Sponsor

Berlin. Herr Johansson sagte, dass die wuchtigen Pokale, die am Mittwoch im Ballsaal des Adlon auf dem Podium aufgereiht waren, die echten Pokale seien. Als da waren: der Weltpokal, der für den Europameister, die Karaffe für den ChampionsLeague-Sieger, ein Gebilde, das an ein Marsmännchen erinnert, das ist der als Copa America benannte Südamerika-Pokal und der Copa Libertadores, den die beste südamerikanische Mannschaft hochhalten darf. Alles Originale, sagte Herr Johansson, der Präsident des europäischen Fußballverbandes Uefa, aber kann man dem trauen? Herr Johansson hat nämlich gestern im Ballsaal des Adlon auf dem Podium neben den Pokalen, neben Herrn Blatter, dem Präsidenten des Weltverbandes, neben Herrn Figueredo, dem Vizechef des südamerikanischen Ablegers Conmebol, neben zwei Herren eines Kreditkartenunternehmens und neben Herrn Beckenbauer und Herrn Pelé ein gutes Stündchen geschlummert. Die Echtheit der Cups war also noch zu verifizieren.

Das war nun eine Veranstaltung von vergleichsweise geringem Informationsgehalt, zu der die Fifa ins Adlon geladen hatte. Wenn man mal davon absieht, dass „Fußball für viele Menschen sooo wichtig ist“. Das hat Lennart Johansson erklärt, und von ähnlicher Tiefe waren sämtliche Statements, die da aus Anlass der beschlossenen Zusammenarbeit zwischen dem Weltfußball und einem Kreditkartenunternehmen abgegeben wurden. Der schönste Moment war erreicht, als auf zwei großen Leinwänden noch einmal die herrlichsten Tore Edson Arantes do Nascimentos, Pelés eben, durch den Ballsaal flimmerten. Der Mann konnte es ja wirklich. Leider war Pelé aber auch Zentrum des Tiefpunktes: Der war erreicht, als ein türkischer Journalist sich für die Ehre bedankte, im Saal sein zu dürfen, und nun zu wissen begehrte, was „Herr Pelé über den türkischen Fußball sagen möchte.“ Mutmaßlich nichts, aber der höfliche Mann gab dann doch seiner Freude Ausdruck, wie gut die Türkei mit ihrem dritten Platz bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Asien abgeschnitten hatte.

Ansonsten brachte Joseph Blatter zum Vortrag, dass der Fußball gerade in diesen schwierigen Zeiten ein Sport der Völkerverbindung ist und zusammen mit der Völkerverbindung des weltweiten Kreditkartenunternehmens das Verständnis der Menschen untereinander predige. „Frieden garantieren können wir aber nicht!“ Aber trotzdem schön, dass man mal darüber geredet hat.

Franz Beckenbauer, immerhin, war echte Freude anzusehen, dass er seinen Kumpel Pelé mal wieder sah, die beiden kickten gemeinsam in den Siebzigerjahren bei Cosmos New York. Aber als die Presse – „Weltpresse“, vermutete der Mann vom Kreditkartenunternehmen – noch ein wenig plaudern wollte mit Beckenbauer, da beendete Fedor Radmann, sein Kumpan aus dem WM-Organisationskomitee, auch diesen Versuch einer Begegnung: „Wegen Ihnen werden wir doch unseren Flieger nicht verpassen.“

Aber schließlich brachte Blatter doch noch eine Information an. Weil nämlich Beckenbauer gesagt hatte, er hätte keine Probleme, wenn der südamerikanische Wunsch nach Aufstockung der WM-Teilnehmer auf 36 Teams Realität würde, erklärte Blatter seinen Unmut darüber. Man habe einmal 32 beschlossen, und daran solle man auch festhalten. Dann gingen die Herrschaften ab.

Ach so, ja, die Pokale. Die standen am Ende etwas achtlos in einem Seitengang, und nun kann der Berichterstatter, wiewohl niemals Nationalspieler oder dergleichen, sich glücklich schätzen, einmal kurz den Weltpokal in der Hand gehalten zu haben. Den echten.

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