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Eisschnelllaufen. Djokovic beklagte die Gefahren auf dem rutschigen Blau. Foto: dapd

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Sport: Und dann grüne Bälle

Während sich die Tennisspieler über blaue Asche ärgern, plant Ion Tiriac bereits die nächste Neuerung.

Es dauerte nur wenige Stunden, da hatte sich Rafael Nadals Stimmung wieder aufgehellt. Mit mürrischer Miene hatte der Spanier nach seinem Aus in der Dritten Runde beim Masters in Madrid noch am Donnerstagabend das Weite gesucht. Aber schon bei seiner Ankunft am Flughafen von Mallorca wirkte Nadal auf dem Foto, das er in einem sozialen Netzwerk postete, nicht mehr frustriert, sondern bloß erleichtert. Tags darauf war sein Ärger über den blauen Sand vergessen. Nadal entspannte sich beim Angeln und fügte ein Bild seines Prachtfangs hinzu. „Was für ein wunderbarer Tag, um in Mallorca fischen zu gehen“, schrieb Nadal.

Novak Djokovic hätte diesen friedlichen Sport wohl auch bevorzugt, stattdessen aber musste sich der Weltranglistenerste weiterhin mit etwas abquälen, das für ihn nicht das Geringste mit Sandplatztennis zu tun hatte und – wenn überhaupt – auch nur mit Schlittschuhen oder von einem Actionhelden wie Chuck Norris bewältigt werden könne. Die blaue Asche war auch für Djokovic ein rotes Tuch. Und so ereilte ihn schließlich einen Tag nach Nadal im Viertelfinale gegen seinen serbischen Landsmann Janko Tipsarevic mit 6:7, 3:6 das vorzeitige Aus. Djokovic hatte ebenso wie Nadal tagelang die hitzige Diskussion um den innovativen Bodenbelag mit befeuert, und sein geballter Frust entlud sich nach der Niederlage. „Ich komme hier als Titelverteidiger her, und für mich steht einiges auf dem Spiel“, wetterte er, „und dann spielen wir auf etwas, das ich nicht mal als Sand bezeichnen würde.“

Zu rutschig sei die blaue Asche, die sich für die meisten Spieler wie Granulat unter den Füßen anfühlte. „Wenn ich bei jedem Schritt fürchten muss, mich zu verletzen“, fügte Djokovic hinzu, „welchen Sinn macht es dann, hier zu spielen? Dieser Test ist definitiv gescheitert.“ Turnierboss Ion Tiriac, der ehemalige Spieler und inzwischen Milliardär, ist der Vater der gewagten Idee, die die Tenniswelt momentan spaltet. Tiriac entschuldigte sich bei den Spielern zumindest für die rutschigen Plätze. Das Problem sei, dass auf der Anlage das ganze Jahr über kein Tennis gespielt würde, und sich der Sand auf dem harten Untergrund daher nur langsam setze. Bis zum nächsten Jahr dürfen die blauen Courts jedoch im „Caja Mágica“ liegen bleiben, daher ist Tiriac zuversichtlich, dass sich die Qualität verbessert.

Doch selbst wenn das gelingt, scheint die Mehrzahl der Profis derzeit nicht gewillt zu sein, ein weiteres Mal auf dem blauen Grund zu spielen. Nadal drohte bereits mit Boykott und auch Djokovic stellte klar: „Wenn der Sand so bleibt, werde ich nächstes Jahr sicher nicht hier sein.“ Tiriac dagegen hält an seiner Innovation beharrlich fest. Er ist sich sicher, dass die ganze Diskussion nur ein „Sturm im Wasserglas“ sei, ähnlich zu jeden anfänglichen Vorbehalten, wie seinerzeit bei der Einführung des Tiebreaks oder der Abschaffung der weißen Tennisbekleidung. „Heute ist das alles normal“, sagte der 73-jährige Rumäne, „so wird es mit den blauen Courts auch sein. Welcher Sport hat sich in den letzten 20 Jahren nicht verändert?“ Und so geht Tiriac noch weiter, künftig sollen zudem fluoreszierende Bälle in grün oder orange eingesetzt werden. „Dann kann er sein Turnier alleine spielen“, murrten einige Spieler.

Dass mitten in der Vorbereitung auf die French Open ein blaues Experiment gelegt wurde, erzürnt die Profis. „Die Verlierer sind die Spieler“, sagte Djokovic. Roger Federer, Präsident des Spielerrates, bemühte sich indes, der Diskussion die Schärfe zu nehmen. Die negative Berichterstattung über seinen Sport missfällt dem Schweizer. Dass die Plätze rutschig und nicht die besten sind, das sei laut Federer in Madrid schon immer so gewesen. „Wir müssen doch jeden Tag mit den Bedingungen klarkommen, die man uns vorsetzt“, sagte Federer, „diese Woche ist das eben etwas schwieriger als sonst.“ Dass es möglich ist, wenn man es tatsächlich versucht, bewies er selbst. Federer zog souverän ins Halbfinale ein und kämpfte am Abend um den Einzug ins Endspiel.

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