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Sport: Und der Gegner staunt

Beim ersten Höhepunkt der Spiele setzen sich die Basketballer der USA mit 101:70 gegen China durch

Es war voll geworden, um kurz nach 22 Uhr in der Wukesong-Arena an der westlichen vierten Ringstraße. Mehr als 18 000 Zuschauer füllten die Basketballhalle über den letzten Platz hinaus. Einige Chinesen teilten sich eine Sitzschale, wer keinen Platz mehr fand, musste sich mit Hunderten anderen Fans in drei Reihen hinter einem Absperrgitter drängeln. US-Präsident George Bush musste sich hingegen keine Sorgen um seinen Platz machen. Auch er wollte unbedingt bei jenem Spiel dabei sein, das den ersten sportlichen Höhepunkt der Olympischen Spiele von Peking bildete.

„Es ist eine Ehre, in diesem historischen Spiel dabei gewesen zu sein“, sagte der US-amerikanische Trainer Mike Krzyzewski, „es war das meistgesehene Spiel aller Zeiten.“ Eine Milliarde Zuschauer sollen vor dem Fernseher gesessen haben, als die USA 101:70 (49:37) über China gewannen. Dwayne Wade (19 Punkte) und LeBron James (18 Punkte) waren die besten Werfer des Spiels. Trotz der Niederlage bejubelten die chinesischen Zuschauer in der Halle jeden Korb auf beiden Seiten. Lediglich bei Freiwürfen wurden die US-Amerikaner ausgepfiffen, sonst zeigte sich die riesige Bewunderung, die Chinas Sportfans für die US-Stars hegen.

Kobe Bryant, der 13 Punkte erzielte, erhielt sogar noch größeren Beifall, als Chinas Volksheld Yao Ming. „Es war psychologisch nicht einfach“, sagte Chinas litauischer Trainer Jonas Kazlauskas, „einige US-Spieler sind die Vorbilder meiner Spieler.“ Basketball ist in China die beliebteste Zuschauersportart, im Gegensatz zum Fußball hat China mit den beiden NBA-Spielern Yao Ming und Yi Jianlian auch eine Mannschaft, die mit der Weltspitze mithalten kann.

Das zeigte sich in der ersten Halbzeit, als das Team das Spiel bis Mitte des zweiten Viertels (29:29) offen halten konnte. Die Chinesen setzten gegen die physisch überlegenen Amerikaner vor allem auf Dreipunktewürfe. Zur Halbzeit hatten sie acht getroffen. Die US-Amerikaner hingegen verlegten sich auf Schnellangriffe, angetrieben von Chris Paul, Dwayne Wade oder Kobe Bryant. Dank ihrer körperlichen Überlegenheit punkteten sie fast nur mit spektakulären Dunkings, sehr zur Freude des Publikums. Als Show wollte Trainer Krzyzewski die Dunkings nicht bewerten, er sagte: „Wenn ein 2,29 Meter großer Spieler wie Yao Ming gegen uns spielt, dann muss man hart zum Korb gehen, sonst wird man geblockt.“ Der chinesische Centerspieler konnte sich allerdings in der Offensive nicht oft in Szene setzen. Die US-Verteidiger verhinderten geschickt, dass er unter dem Korb angespielt werden konnte. Als er unter großem Beifall aus dem Spiel genommen wurde, hatte er 13 Punkte erzielt.

In der ersten Hälfte hatten die Amerikaner nur einen von zwölf Dreiern getroffen, erst als das Spiel gelaufen war, stieg die Quote. Eine Schwäche, die stärkere Gegner wie Weltmeister Spanien ausnutzen könnten. Beide Teams sind nach dem ersten Spieltag Goldfavoriten, China hingegen kämpft mit Deutschland und Griechenland um Platz vier der Gruppe und damit den Einzug ins Viertelfinale.

Die zweite Halbzeit war bedeutungslos und diente vor allem der Unterhaltung der Zuschauer. Und einem höheren Zweck. Der amerikanische Trainer Mike Krzyzewski hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, welche Leistung das Dream Team der USA 1992 für den Basketballsport erbracht hat. „Damals saßen Jungs vor dem Fernseher, die hießen Dirk Nowitzki, Pau Gasol oder Manu Ginobili“, sagte er, „heute spielen sie hier bei Olympia.“ Gut möglich also, dass einige Olympiateilnehmer von 2024 das gestrige Spiel auch gesehen haben.

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