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Sport: Und der Verlierer ist… Berlin

Helsinkis Stadion wird modernisiert – nun findet die Leichtathletik-WM 2005 in Finnland statt

Helsinki. Die Spiele finden statt. Die Ausrichtung der Leichtathletik-WM 2005 in Helsinki ist endgültig gesichert. Das Stadtparlament bewilligte in den vergangenen Tagen 4,2 Millionen Euro für den Ausbau des maroden Olympiastadions. Nach der überraschenden Vergabe nach Finnland hatte es immer wieder Gerüchte gegeben, Helsinki könne wegen der hohen Kosten für die Infrastruktur die WM wieder verlieren. Dann hätte Berlin, das bei der Vergabe nur den zweiten Rang belegt hatte, das Sportereignis wohl doch noch ausrichten dürfen.

Auch die Verantwortlichen in Helsinki waren überrascht, als die Stadt am 13. April in Nairobi den Zuschlag bekam. Die Finanzierungskonzepte aus den Bewerbungsunterlagen erwiesen sich schnell als vage. Zu einem Politikum entwickelte sich die Frage, ob das Stadion in Helsinki ein Dach bekommen soll.

Vollmundig hatte das Bewerbungskomitee den Inspektoren des Internationalen Leichathletik-Verbands IAAF noch bei deren Besuch im März versprochen, für die WM werde die 1938 gebaute Arena komplett überdacht. Kaum zurück aus Nairobi, distanzierten sich Sportministerin Suvi Lindén und Helsinkis Bürgermeisterin Eva-Riita Siitonen von dem kostspieligen Versprechen. Sie entsprachen damit der Mehrheitsmeinung der Stadt. Viele Einwohner Helsinkis empörte es, dass die Stadt Bibliotheken und Kindergärten schließt, aber Geld für ein teures Stadiondach ausgeben will.

„Es ist zwar teuer, aber es muss gemacht werden“, meinte dagegen Erkki Aurejärvi, Chef der Stadionstiftung. Er veranschlagte die Kosten für den Arena-Umbau auf 23,4 Millionen Euro. Ministerin Suvi Lindén hielt dagegen: „Sechs Millionen müssen reichen.“ Bald wurde klar: Ein Volldach würde keiner bezahlen. Die IAAF signalisierte im Herbst, dass sie sich auch mit einer teilweisen Überdachung zufrieden geben würde. „Es wäre nicht gut, jetzt noch einmal den Austragungsort zu tauschen“, erklärte IAAF-Pressesprecher Nick Davies, der Berlin auf das Jahr 2009 vertröstet. Bei dieser WM-Wahl, so heißt es in IAAF-Kreisen, hätte die Stadt sehr gute Chancen. Die Finnen müssen nun wenigstens die 8000 Plätze für die Medienvertreter überdachen. Dafür sagte der finnische Staat im Oktober 4,2 Millionen Euro zu – die Hälfte der veranschlagten Kosten. Bedingung: Die Stadt Helsinki muss die andere Hälfte übernehmen. Das hat sie nun getan.

Die Diskussion ist damit nicht zu Ende. Das Museumsamt hat noch Bedenken gegen ein modernes Dach in der denkmalgeschützten Arena. Doch die Befürworter sind nun im Vorteil. Sie argumentieren mit 20000 Touristen und 4000 Journalisten, die der heimischen Wirtschaft mehr Geld bringen würden, als das Stadiondach kostet.

Nachdem das Stadtparlament nun die nötigen Mittel bewilligt hat, entgeht Helsinki dem Schicksal Londons. Eigentlich hätte die britische Hauptstadt die Weltmeisterschaft der Leichtathleten ausrichten sollen, musste die Spiele aber zurückgeben, weil sie kein Geld für einen Stadion-Neubau aufbringen konnte. Die zweite Wahl fiel auf Helsinki.

Jan Dube

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