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Sport: Und Max sprach: Fiat Pax

Ende des Formel-1-Kriegs: Mosley lenkt ein und verzichtet auf eine weitere Amtszeit als Fia-Präsident

Berlin - Als Max Mosley vor die Mikrofone trat, hielt die Motorsportwelt den Atem an. Dann sprach er die magischen Worte: „Ich stelle mich nicht zur Wiederwahl.“ In dieser Botschaft steckte mehr als der Hinweis darauf, dass der Brite als Präsident des Automobil-Weltverbands (Fia) nach dem Ende seiner Amtszeit im Oktober abtreten wird. Sie beinhaltete auch die News, dass der eskalierte Krieg um die Macht in der Formel 1 zwischen der Fia und der abtrünnigen Teamvereinigung Fota beendet ist. „Es wird nur eine WM geben“, stellte Mosley fest. Diese solle unter einem einheitlichen Reglement ausgefahren werden. „Ich bin enorm erleichtert.“ Das galt auch für die Gegenseite. „Jetzt passiert, was sich alle Zuschauer so sehr wünschen wie wir – nur der Wettbewerb auf der Strecke steht im Mittelpunkt“, erklärte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. „Ohne die Konfrontationen der letzten Monate wird unser Sport noch viel besser werden.“

Mosleys Auftritt bei der Sitzung des Fia-Weltrats in Paris galt als letzte Chance, die acht Rennställe Ferrari, Brawn GP, McLaren-Mercedes, Red Bull, Toro Rosso, BMW-Sauber, Toyota und Renault doch noch in die Formel 1 zurückzulotsen und ihre angekündigte Konkurrenzserie zu verhindern. Die Teams bilden nun mit den bereits eingeschriebenen Rennställen Williams und Force India sowie den Neulingen Campos Meta, Manor und US F1 das Feld in der kommenden Saison. Die Fota schloss zudem einen neuen Grundlagenvertrag mit der Fia über ihr Formel-1-Engagement bis 2012 ab.

Im Zuge seines öffentlich gewordenen Sexskandals vor einem Jahr hatte Mosley bereits erklärt, nicht mehr für eine neue Amtszeit kandidieren zu wollen. Diesen Entschluss hatte er jedoch wieder überdacht, nachdem sich an der von ihm geforderten Deckelung der Kosten auf maximal 45 Millionen Euro pro Team und Saison der Machtkampf um die Formel 1 entzündet hatte. Mit dieser Budgetobergrenze wollte Mosley die Rennserie in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten zukunftsfest machen und das Wettrüsten der großen Hersteller stoppen, das zu Beginn des Jahres schon Honda zum Ausstieg getrieben hatte und die kleinen Rennställe in Existenznot gebracht hatte. Nun wurde auf Vermittlung von Formel-1- Chefvermarkter Bernie Ecclestone ein Kompromiss gefunden, bei dem Mosley, wie von den Herstellern gefordert, von einer konkreten Zahl wieder Abstand nahm. Das Ziel sei es, „innerhalb von zwei Jahren auf dem Kostenniveau der frühen 1990er Jahre zu sein“, sagte Mosley.

Wie diese weiche Grenze eingehalten und überprüft werden soll, blieb allerdings genauso unklar wie die Art der „technischen Hilfen“, die Mosley den etablierten Teams als Unterstützung für die Neulinge abrang. Auch andere Details müssen wohl noch geklärt werden.

Diese erscheinen angesichts von Mosleys Rückzug aber ohnehin eher nachrangig. Auch wenn die Teams immer wieder behauptet hatten, es ginge ihnen nur um Inhalte, war doch offenkundig, dass sich vieles an der Person Mosley und seiner kompromisslosen Vorgehensweise inklusive Klageandrohungen festmachte. Der Brite hatte dem Weltverband seit 1993 vorgestanden, war aber zuletzt wegen seines teils selbstherrlichen Führungsstils immer stärker unter Druck geraten. Sein Verzicht auf eine neuerliche Amtszeit war neben der Abkehr von einem festen Budgetlimit der Rettungsanker für die Formel 1. Bezeichnend war, dass ihm sein großer Gegenspieler, Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, hernach „sehr gute Arbeit“ bescheinigte, um das Problem zu lösen. Als Anwärter auf Mosleys Nachfolge gelten unter anderen zwei seiner Vizepräsidenten – der Deutsche Hermann Tomczyk und der US-Amerikaner Nick Craw – und der Franzose Jean Todt.

Offen blieb auch nach Ende des Machtkampfs, wer denn nun tatsächlich Sieger und wer Verlierer ist. Triumphierte die Fota wirklich auf ganzer Linie, wie es aus ihrer Führung zu hören war? Oder behielt die Fia die Oberhand, die verkündete, dass die Hersteller „die permanente und volle Autorität der Fia anerkannt“ hätten?

Klar ist nur, dass es keine Spaltung geben wird und die Formel 1 die Formel 1 bleibt, nur künftig ohne Mosley. „Nun haben wir Frieden“, sagte er am Ende. Mal sehen, wie lange.Mitarbeit: Karin Sturm

Christian Hönicke

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