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Wo wir sind, ist oben. Kawika Shoji und die Volleys hatten viel Spaß. Foto: dapd

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Sport: Und nun weiter mit Volleyball

Überzeugend war der Volleys-Sieg über Friedrichshafen nicht – aber die Show hatte ein besonderes Niveau.

Berlin - Hüftschwung, Schritt nach links, Schritt nach rechts, Rhythmus beachten, Felix Fischer gab alles. Aus den Boxen dröhnte Musik, Fans schlugen auf ihre Trommeln, und Mittelblocker Fischer legte ein Tänzchen aufs Spielfeld. Mit etwas Fantasie ging die Darbietung als Rap durch. Eine Zugabe von Fischer. Im Spiel hatte er im Block erfolgreich mehrere Bälle abgefangen, nach dem Abpfiff wählte ihn Stelian Moculescu, der Trainer des VfB Friedrichshafen, zum wertvollsten Volleys-Spieler.

Man hätte natürlich darüber streiten können, ob diesen Titel nicht Diagonalangreifer Aleksandar Spirovski oder Außenangreifer Robert Kromm verdient hätten, aber solcher Kleinkram interessierte an diesem Abend niemand. Entscheidend waren Zahlen, und die korrespondierten glänzend mit der mürrischen Miene von Moculescu. 3:1 hatten die Volleys in der Schmeling-Halle gewonnen. Der Deutsche Volleyball-Meister hatte den Pokalsieger und Serienmeister geschlagen, kein Wunder also, dass Volleys-Manager Kaweh Niroomand verkündete: „Nach einem Sieg geht es mir immer gut.“ Es war kein glanzvoller Sieg, „es war kein hochklassiges Spiel“, das räumt auch Niroomand gerne ein. Andererseits: Wer hätte das erwartet, gleich zu Saisonbeginn? Friedrichshafen muss sieben Zugänge integrieren, die Volleys müssen sich noch finden, obwohl nur Kromm und Zuspieler Sebastian Kühner neu in der Mannschaft sind. Logisch, dass es Abstimmungsprobleme gab. Auf beiden Seiten. Einmal zum Beispiel tauchte Fischer unter einem Ball durch, den ihm Kawika Shoji zugespielt hatte. Das Timing hatte nicht gestimmt.

Interessanter als die Gesamtleistung waren ein paar Details. Nationalspieler Robert Kromm zeigte, dass er eine enorme Verstärkung ist. Ihm unterliefen in der Annahme nur wenige Fehler, „und am Netz gehört er sowieso zu den Weltbesten“. Das Urteil kam von Volleys-Trainer Mark Lebedew. Und Spirovski hat sich wieder zum Leistungsträger entwickelt. Nach der vergangenen Saison hätte ihn Niroomand am liebsten aussortiert, das scheiterte allerdings an Spirovskis Vertrag, der bis 2013 läuft. Als Alternative bestellte der Manager seinen Diagonalangreifer zu einem längeren Gespräch. Danach speckte der Serbe zehn Kilogramm ab und verbesserte seine Fitness erheblich.

Bemerkenswert aber war, neben dem Erfolg, die Kulisse. 6531 Zuschauer an einem Montagabend, das ist fast schon sensationell. Für Volleyball jedenfalls, „wir sind ja nicht beim Fußball“, sagte Niroomand. Gehofft hatte er auf 4000 Zuschauer. Auf dem Weg zu Showereignis ist Volleyball an diesem Abend wieder einen Schritt vorangekommen. Natürlich sind die Darbietungen nicht mit denen von Fußball oder anderen großen Sportarten vergleichbar, aber es war eindrucksvoll. Lasershow, Stichflammen, zwischen denen Diskus-Olympiasieger Robert Harting die Meisterschale in die Halle trug, ein lauter Knall, der das Ende der Eröffnungs-Show signalisiert. „So etwas habe ich in Deutschland noch nie gesehen“, sagte Kromm.

So eine Show wird er in dieser Saison auch nicht mehr sehen. Die war ja nur deshalb so groß, weil am Montag zugleich die Bundesliga-Saison eröffnet wurde. Für die Spiele der Volleys geht’s auch eine Nummer kleiner. „Wir wollen ja Volleyball sehen“, sagte Niroomand, „wir sind nicht bei einer Party.“ Frank Bachner

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