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Sport: …und sie wird doch blau

Hertha BSC bekommt eine Laufbahn in der Vereinsfarbe

Von Ingo Wolff

Berlin. Es war nur ein Nebensatz, den Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) fallen ließ: Die Tartanbahn im Olympiastadion wird blau. Ganz so, wie es sich Hertha BSC vom Berliner Senat gewünscht hat. Die Leichtathletik-Laufbahn erhält die Vereinsfarbe des Fußball-Bundesligisten – damit sich das umgebaute Stadion besser vermarkten lässt.

Bislang war der Wechsel von rot auf blau an den Leichtathleten gescheitert. Der ehemalige Direktor des Leichathletik-Meetings Istaf, Rudi Thiel, hatte sich auch nach seinem Abschied vehement gegen den Farbwechsel gewehrt. Schließlich ist das rot – mit dem die alte Aschenbahn nachempfunden wird – auf nahezu allen Tartanbahnen dieser Welt zu finden. Da das Olympiastadion gerade wegen des Widerstandes der Leichtathleten nicht zu einer reinen Fußballarena umgebaut wurde, beließ man den Charakter des Stadions – gegen den Wunsch des Dauernutzers Hertha BSC. Die Hoffnung der Berliner Politik, neben dem nur einmal jährlich stattfindenden Istaf die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2005 in das Stadion zu bekommen, scheiterte im ersten Anlauf. Im Auswahlverfahren des Leichtathletik-Weltverbandes unterlagen die Berliner im April gegen Helsinki.

Dieser enttäuschende Moment für die Sportstadt Berlin war gleichzeitig der Beginn einer neuen Kooperation zwischen Hertha BSC und dem Istaf, die am Mittwoch offiziell vorgestellt wurde. Treibende Kraft für den Zusammenschluss ist Werner Gegenbauer, der als Präsident der Berliner Handelskammer die Enttäuschung der WM-Bewerbung live miterleben konnte. Gegenbauer ist Gesellschafter der neuen Istaf-Gesellschaft und sitzt gleichzeitig im Aufsichtsrat von Hertha BSC. Er hatte schon bei den ersten Verhandlungen über seinen Einstieg beim Istaf eine Kooperation zwischen den großen Sportkräften in Berlin angemahnt.

Doch so neu, wie Gegenbauer diesen Versuch einer Zusammenarbeit jetzt beschreibt, ist die Arbeit der großen Berliner Sportveranstalter nicht. Es gab schon früher Versuche, die Topvereine zusammenzuführen. Initiiert vom damaligen Istaf-Chef Thiel fühlten sich allerdings Hertha BSC, die Basketballer von Alba, die Eishockey-Vereine Capitals und Eisbären sowie die Footballer von Thunder in der damals gegründeten Gesellschaft Topsport Berlin zu sehr von den Leichtathleten bevormundet. Hertha stieg schon früh aus, da sich der Verein mehr von der Kooperation versprochen hatte.

Der Neuanfang soll nun mehr Substanz haben, auch wenn man sich vorerst nur auf gemeinsame Werbeaktionen konzentrieren will. Dafür spricht sicher auch das Wohlwollen der Berliner Landesregierung. Klaus Wowereit unterstützt das neue Projekt, das eine „europäische Sporthauptstadt“ zum Ziel hat. Gegenbauer und der neue Istaf-Meeting-Direktor Christian Schenk machen da natürlich gerne mit. Auch Herthas Trainer Huub Stevens ringt der neuen Gemeinschaft, die laut Gegenbauer bald in einer neuen Kapitalgesellschaft münden soll, etwas Gutes ab: „Ich freue mich über die Kooperation, denn Fußball ist schließlich auch eine Laufeinheit.“ Wahrscheinlich hat die Kooperation künftig für den Fußball-Bundesligisten aber doch einige Vorteile. Denn sollte das Istaf in der Veranstaltungsserie Golden League bleiben, winken große Werbeeinnahmen. Der Kapitaleinstieg von Hertha BSC beim Istaf wäre dann wohl auch nur eine Frage der Zeit.

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