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Ein Könner am Ball. Doch der neue Schalke-Trainer, Ralf Rangnick, hat den Weltstar Raúl als ein Problem in seinem laufintensiven Spielsystem ausgemacht. Foto: dpa

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Sport: Unerträgliche Stille

Schalkes Weltstar Raúl spricht nicht – und in Helsinki spielt er auch nicht

Bleibt er, oder bleibt er nicht? Diese Frage könnte eigentlich nur der Betroffene selbst beantworten. Doch Raúl schweigt. Der Angreifer des FC Schalke 04 gibt der Vereinsführung und den Anhängern Rätsel auf – und scheint nicht gewillt zu sein, zu einer Lösung beizutragen. Am Dienstagnachmittag hatte sein Berater ein Angebot des englischen Premier-League-Klubs Blackburn Rovers für einen sofortigen Wechsel abgelehnt. Raúl selbst hatte nicht an den Besprechungen teilgenommen. Eigentlich ein gutes Zeichen, schien der Spanier doch damit zu signalisieren, dass er seine Zukunft, zumindest bis zum Vertragsende im Sommer 2012, weiterhin in Gelsenkirchen sieht.

Doch offenbar trauen sich beide Seiten nicht über den Weg, auch, weil sie nicht ins Gespräch kommen. Und diese anhaltende Sprachlosigkeit ist auf absehbare Zeit nicht beendet. Ein Zustand, der im Klub für Verunsicherung sorgt. Die Schalker sind ohne den Spanier zum Play-off-Hinspiel der Europa League nach Helsinki zum dortigen Rekordmeister HJK gereist. Offiziell wird der Verzicht auf den 34-Jährigen mit dem Hinweis auf die Spielfläche begründet. Das Spiel in Finnland findet auf Kunstrasen statt und auf diesem ungewohnten Untergrund solle sich Raúl nicht auch noch verletzen, heißt es.

Die Verantwortlichen versuchen derzeit, ein wenig Brisanz aus der Angelegenheit zu nehmen. „Wenn er die Bitte äußern würde, im möglichen letzten Jahr seiner Karriere noch einmal zu einem anderen Klub zu wollen, würden wir uns damit beschäftigen“, sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies gestern. Das sei aber nicht der Fall, „also beschäftigen wir uns mit dieser Frage auch nicht“, sagte Tönnies. Manager Horst Heldt will Raúl keine Steine in den Weg legen, wenn dieser gehen wolle, da „es keinen Sinn mache, unzufriedene Spieler zu halten“. Das Thema schwebt also weiter wie ein böses Omen über dem Klub.

Doch wie kommt es überhaupt zu dieser Unsicherheit? Nach dem Abgang von Felix Magath, der ihn einst verpflichtete und Raúl eine Sonderrolle und sehr viele Freiheiten auf und neben dem Platz zugesichert hatte, scheint der Spanier seine Privilegien zu vermissen. „Raúl ist einer von elf Spielern“, sagte Ralf Rangnick jüngst. Ein deutliches Statement dafür, dass Schalkes Trainer sein laufintensives taktisches System nicht durch einen (Ausnahme-) Spieler beeinträchtigt sehen will. Raúls Verzicht vor Saisonbeginn, eine Funktion im Mannschaftsrat zu übernehmen, könnte als eine erste Protestnote gewertet werden. Die scheinbare Teilnahmslosigkeit und Gleichgültigkeit, selbst nach seinem spektakulären Treffer gegen den 1. FC Köln, kann ebenfalls als deutliches Statement der Unzufriedenheit gewertet werden. Die Anhänger des Klubs feiern ihren Weltstar wie an seinem ersten Tag im königsblauen Trikot. Doch auch diese große Liebesbekundung hat den Spanier bisher nicht zum Reden bringen können.

Mit dem Verzicht an der Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb wäre Raúl für einen anderen Klub auch international noch spielberechtigt, was nicht unwesentlich bei der Entscheidungsfindung für einen möglichen neuen Arbeitgeber sein könnte. Das Transferfenster ist noch bis zum 31. August geöffnet. Und derzeit weiß wohl niemand, ob der Angreifer über dieses Datum hinaus für die Schalker spielen wird – bis auf den schweigsamen Raúl selbst.

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