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Ein Hingucker, auch für den Schiedsrichter. Bastian Schweinsteiger trifft unter Beobachtung von Michael Weiner zum 2:1. Foto: photoarena

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Sport: Unfertig ins Achtelfinale

Der FC Bayern zieht durch ein wenig glamouröses 2:1 über Bremen in die nächste DFB-Pokal-Runde ein

Es lief die 75. Minute, die Bayern hatten einige Minuten heftigen Bangens hinter sich. Da rollte der Ball knapp 30 Meter vor dem Tor zu Bastian Schweinsteiger. Er hatte ein wenig Zeit und Raum, sich zu sammeln, dann zog er ab, und einen Wimpernschlag später fand er sich auch schon in einem Jubelmeer wieder. Das musste doch reichen. Denn nun führte der FC Bayern endlich in seinem Heimspiel in der zweiten Pokalrunde des DFB-Pokals gegen Werder Bremen – der Neuauflage des vergangenen Pokalfinales, das die Münchner auch gewonnen hatten. Und es reichte. Trotz einer insgesamt wenig souveränen Vorstellung erreichte der deutsche Rekordmeister am Dienstagabend mit einem 2:1 (1:1)-Sieg das Pokal-Achtelfinale.

Eine merkwürdige Stimmung der Unfertigkeit erfüllte die Arena in der zweiten Spielminute. Ein paar Zuschauer betraten gerade erst die Tribüne, in der Hand ein paar Bier oder Bratwürste. Die, die schon saßen, beschäftigten sich noch mit dem Nachbarn, den Neuigkeiten auf dem Smartphone oder der Aufstellung der Gastgeber, die exakt dieselbe war wie jüngst beim 0:0 in Hamburg. Kaum einer merkte also, dass die Bremer die ebenfalls noch im Ankommen befindliche Bayernabwehr attackierten. Marko Arnautovic durfte den Ball ohne Störung durch sein Gegenüber Philipp Lahm von links hineinschlagen. In der Mitte stand Claudio Pizarro so unbedrängt, dass er es selbst kaum zu fassen schien. Doch instinkthaft folgte er seiner genetischen Bestimmung zum Torjäger: Er hob das Bein wie bei der Aufwärmgymnastik und lenkte den Ball mit dem Knie ins kurze Eck zum 0:1. Sein ungewohnt verhaltener Torjubel verriet, dass auch der Peruaner noch nicht auf Betriebstemperatur war. Aber mit diesem Kaltstart konnte er ganz gut leben.

Nach dem zweiten Anstoß überließen die Bremer den Ball meist dem Gegner. Das vom Bayern-Team gezeigte Mittelfeldgekreisel machte ihnen nach dem bisherigen Saisonverlauf keine Angst. Sie durften sich zunächst bestätigt fühlen. Die erste wirklich gefährliche Aktion der Bayern in der 20. Minute entsprang einer Einzelleistung. Lahm ließ von rechts einen als Flanke verkleideten Torschuss los. Doch Bremens Torhüter Sebastian Mielitz, 21-jähriger Vertreter der verletzten Tim Wiese und Christian Vander, enttarnte den Täuschungsversuch und lenkte den Ball übers Quergebälk. Kurz darauf setzte Bremens Sebastian Prödl den Ball nach einer Eckballflanke unbedrängt mit dem Kopf neben das Tor. Ein paar Momente später musste er sich wegen dieser Nachlässigkeit noch mehr grämen. Denn auf der anderen Seite schlug der muntere Hamit Altintop eine Flanke von rechts. Eine Schandtat, mit der er sich Bremens altbekannte Neigung zum Abwehrkuddelmuddel ausnutzen wollte. Und er hatte Erfolg. Zunächst säbelte zwar in der Strafraummitte der freistehende Thomas Müller über den Ball. Doch im Nu stand der genauso unbedrängte Bastian Schweinsteiger bereit, die herrenlos kullernde Kugel aus kurzer Distanz zum 1:1 einzuschieben, vorbei am diesmal machtlosen Mielitz. Bis zur Halbzeit passierte dann nicht mehr viel.

Nach der Pause war es wiederum Altintop, der die Akzente setzte. Zunächst hielt ihn Mickael Silvestre noch von einem gefährlichen Schuss ab. Kurz danach schloss er ein feines Solo von rechts außen Richtung Strafraum mit einem knackigen Flachschuss ab, der aber am kurzen Eck vorbeizischte. Doch plötzlich wendete sich das Blatt. Bremen fabrizierte nun eine fast schon unwirklich dicht getaktete Serie an vergebenen Chancen: Wesley schießt von halbrechts, Timoschtschuk fälscht im letzten Moment ans Außennetz ab. Butt fliegt unter der anschließenden Ecke durch. Prödl köpft ins Tor. Doch Schiedsrichter Michael Weiner entscheidet auf Offensivfoul. Den nächsten Eckstoß köpft Pizarro aufs Tor, Altintop rettet auf der Linie. Nach einem neuerlichen Ballverlust der Bayern taucht Arnautovic allein vor Butt auf, scheitert aber am Bayern-Torwart. Einen Freistoß aus 24 Metern jagt Arnautovic an die Latte. Kurz darauf ist es schon wieder Arnautovic, der dank einer schon wieder entblößten Bayern-Abwehr frei zum Schuss kommt und schon wieder nachlässig vergibt.

Und dann kam Schweinsteiger mit seinem zweiten Tor.

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