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Sport: Ungeduscht und ausgebuht

Trainer Pagé zwingt seine Eisbären zur öffentlichen Abbitte

Von Claus Vetter

Berlin. Die Aufmachung dreier Herren, die sich Dienstagabend im Sportforum Hohenschönhausen in Richtung Presseraum des EHC Eisbären bewegten, war ungewöhnlich. Trainer Pierre Pagé war zwar wie immer im schicken Anzug. Doch seine Gefolgschaft schlurfte in Badelatschen und Sportunterwäsche zur Pressekonferenz. Der unerwartete Auftritt des Trios zu später Stunde war natürlich unfreiwillig. 2:3 nach Penaltyschießen hatten die Berliner gegen Mannheim verloren, waren so in der zweiten Runde des Deutschen Eishockey-Pokals ausgeschieden. Sehr zum Ärger Pierre Pagés, der im Frust seinen Kapitän John Gruden sowie dessen Assistenten Steve Walker und den Spieler Sven Felski vor der Dusche abfing und zu den Journalisten umleitete.

Pagé wollte, dass seine Spieler die Niederlage erklären. Im engen Presseraum des EHC lag die Atmosphäre bei allen Beteiligten irgendwo zwischen peinlicher Berührtheit und Belustigung. Der eloquente John Gruden versuchte, die Lage zu entschärfen. „Natürlich sollte man so nicht verlieren", sagte der Amerikaner. „Aber ich muss doch sagen, die Mannheimer haben sehr gut dagegengehalten. Leider wollte der Puck bei uns irgendwie nicht ins Tor." Als die Veranstaltung dann in einen Feierabend-Kaffeeklatsch abzugleiten drohte, rettete Sven Felski die Situation. „Wir brauchen hier nicht lange um den heißen Brei herumzureden", sagte der Urberliner. „Das war Überheblichkeit von uns. Nach dem 2:0 müssen wir das Spiel locker nach Hause fahren."

Die Eisbären hatten in letzter Sekunde alles verspielt und – obwohl ein Mannheimer auf der Strafbank saß – noch den Ausgleich kassiert. In der Verlängerung und im Penaltyschießen wich dann alle Berliner Souveränität kollektiver Hektik, und es setzte eine peinliche Niederlage: Mannheim fehlten neun Stammspieler. Mannheims Trainer Bill Stewart war dann auch mehr belustigt als erfreut. „Wir haben uns nichts ausgerechnet und das mehr als eine Übungseinheit gesehen", sagte Stewart.

Große Chance im Pokal verpasst

Pagé war sauer. „Ich hatte den Spielern seit Tagen erklärt, welche Bedeutung der Pokal im Fußball hat und dass wir helfen müssen, den Wettbewerb auch im Eishockey zu etablieren. Ich wollte, dass wir engagiert spielen. Und dann muss ich gegen Mannheim feststellen, dass vielen Spielern nicht bewusst ist, was sie anrichten." Sicher, vieles läuft bei der Erstauflage des unter Regie des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ausgerichteten Pokal-Wettbewerbs noch nicht so professionell wie im DFB-Pokal. Die großen Preisgelder fehlen, die vom DEB gestellten Schiedsrichter wirken überfordert, wenn sie ein Spiel zwischen Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) leiten müssen. Tatsachen, die Pagé jedoch nicht interessieren. „Wir sollten mit unserer Kritik am Pokal vorsichtig sein", sagt er. „Der Fehler liegt bei uns. Das Spiel gegen Mannheim kam sogar im Fernsehen. Wir hätten uns und unsere Sportart gut verkaufen können."

Eine verpasste Chance, das war schließlich auch dem ungewöhnlich gekleideten Trio im Presseraum des EHC Eisbären klar. Mit engagierter Leistung – wie etwa am Sonntag beim 4:1 der Berliner gegen Köln – lassen sich öffentliche Auftritte in Badelatschen und Unterwäsche künftig wohl am einfachsten vermeiden.

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