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Sport: Ungewohnt weit vorn

Bochum besiegt den HSV 2:1 und ist Tabellenführer

Von Karsten Doneck, dpa

Einwechslungen sind manchmal die reinste Glückssache. Da entschloss sich also Marcel Koller, der Trainer des Fußball-Bundesligisten VfL Bochum, für die Schlussphase Daniel Imhof einzuwechseln. Thomas Zdebel musste weichen. Imhof stand kaum auf dem Platz, da bekam er 30 Meter vor dem gegnerischen Tor den Ball. Er zog kompromisslos ab, und sein mächtiger Schuss schlug genau im Tor-Dreieck ein. Das 2:0 für Bochum gegen den Hamburger SV, ein Traumtor. Der HSV verkürzte durch einen von Rafael van der Vaart verwandelten Foulelfmeter zwar kurz danach auf 1:2 – doch das war dann auch schon der Endstand. Der VfL Bochum findet sich nun in der gänzlich ungewohnten Rolle des Bundesliga-Spitzenreiters wieder – zumindest für 19 Stunden. Der HSV wiederum erledigte in Bochum letztlich nur Business as Usual: Schon in der vorigen Saison hatten die Hamburger beide Spiele gegen diesen Gegner verloren.

Die Begegnung vor 30 500 Zuschauern litt unter beträchtlicher Hektik. Beide Mannschaften versuchten über das Kämpferische beim Gegner Eindruck zu schinden. Ansehnlicher, flüssiger Kombinationsfußball blieb da auf der Strecke. Der HSV hatte sechs Profis dabei, die am Mittwoch noch für ihre Nationalmannschaften im Einsatz waren und danach zum Teil gar nicht mehr mit ihrer Vereinsmannschaft trainiert hatten. Dass diese Spieler, allen voran Atouba, van der Vaart und Trochowski, für Kraftfußball zu ausgelaugt waren, zeigte sich auf dem Rasen des Bochumer Stadions deutlich. Der VfL ging robuster in die Zweikämpfe, besaß läuferisch Vorteile. Gefährlich vor das Tor der Hamburger kamen die Bochumer selten, aber in der entscheidenden Szene unmittelbar vor der Pause war der für 750 000 Euro von MSK Zilina eingekaufte Slowake Stanislav Sestak zur Stelle, um eine Situation zur 1:0-Führung abzuschließen.

Der Wille des HSV, das Spiel zu drehen, war nach der Pause unverkennbar. Doch bei einem Foul von Vincent Kompany an Bochums Dänen Tommy Bechmann zögerte Schiedsrichter Michael Weiner nicht, die Rote Karte gegen den Hamburger zu zücken. Trainer Huub Stevens regte sich leidenschaftlich über diese – vertretbare – Entscheidung des Schiedsrichters auf. Die letzte halbe Stunde in Unterzahl gestaltete der HSV zwar durchaus offensiv, aber am Ende jubelte der neue Tabellenführer aus Bochum.

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