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Die Fans finden es gut, obwohl es die Stadionaktie von Union nicht als Geldanlage taugt.

© dapd

Union-Fans im Stress: Erst Stadionaktie, dann Cottbus

Während die Fans am ersten Zeichnungstag für die Klub-Aktien Schlange stehen, wollen die Spieler mit einem Sieg am Freitag im Derby gegen Energie Cottbus eine Klubbestmarke setzen.

Berlin - In der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag war es auch in Berlin-Köpenick sehr kalt. Trotzdem bildete sich vor der Geschäftsstelle des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union noch weit vor dem Morgengrauen eine lange Schlange. Obwohl am ersten Tag des Verkaufs der Aktien am Stadion An der Alten Försterei die Geschäftsstelle erst um 9 Uhr öffnete, kam jedoch nie schlechte Laune auf. Ab 7.15 Uhr gab es belegte Brötchen und Kaffee. Und warme Gedanken angesichts des möglicherweise historischen Ereignisses hatten viele der kaufberechtigten Mitglieder und Sponsoren ohnehin, die bis zum 31. Dezember pro Person maximal 10 der 10 000 zur Verfügung stehenden Aktien zum Wert von jeweils 500 Euro erwerben können.

„Wenn keiner von uns Aktien kauft, geht das Stadion vielleicht in andere Hände. Das möchte ich nicht“, begründete Ralf Kokles sein Erscheinen. Der 49-jährige Köpenicker, der um 5.30 Uhr als erster Kaufinteressent vor Ort war, hielt um 9.04 Uhr als erster Unioner eine Zeichnungsbestätigung in den Händen. Während draußen über 100 Menschen in der Schlange standen oder ihre Zeichnungsscheine einfach in eine extra bereitgestellte Tonne warfen, sagte Kokles: „Ich war überrascht, dass ich der Erste war. Aber unmittelbar nach mir kamen noch zwei weitere Fans. Wir haben uns kennen und lieben gelernt.“

Kokles hatte sogar einen kleinen mit Propangas betriebenen mobilen Heizkörper dabei. Neben den 500 Euro für eine von ihm gezeichnete Schmuckaktie kommen deshalb noch rund 10 Euro Heizkosten dazu. Doch wenn es um Geld für den Verein geht, sind Unioner bekanntlich strapazierfähig.

Auch wenn Union am ersten Zeichnungstag keine Angaben zum Verkauf machte, war Präsident Dirk Zingler sehr zufrieden. „Jedes Mitglied hat die Chance, Stadioneigentümer zu werden. So eine Chance bietet sich in Deutschland nicht allzu oft. Das haben wir an der Schlange vor der Geschäftsstelle gesehen“, sagte Zingler. „Die Menschen kommen hierher, obwohl sie faxen könnten. Es geht um die Geschichte, dabei gewesen zu sein.“

Auch sportlich läuft es derzeit für die Berliner bestens. Seit drei Spielen hat man nicht mehr verloren, gegen Energie Cottbus ist die Mannschaft von Trainer Uwe Neuhaus sogar Favorit. Vor gut einem Jahr war das noch anders. Damals kämpfte der 1. FC Union am Ende der Hinrunde verbissen gegen den Abstieg, Neuhaus war jedes Mittel recht. Beim 0:0 in Cottbus standen die äußeren Mittelfeldspieler zeitweise so tief, dass fünf Mann auf einer Linie verteidigten. Der Cottbusser Trainer Claus-Dieter Wollitz echauffierte sich und sprach von „Vergangenheitsfußball“. Inzwischen ist Union längst auch fußballerisch in der Gegenwart angekommen. Die Köpenicker stehen derzeit auf Platz acht und damit einen Rang vor den Cottbussern in der Tabelle, haben den attraktiveren Fußball gespielt und mehr Tore geschossen als Energie.

Nun soll bis zur Winterpause eine neue Bestmarke aufgestellt werden. „Wir können mit 28 Punkten eine Duftmarke setzen. Das wäre die beste Ausbeute in der Hinrunde, seit wir wieder in der Zweiten Liga sind“, sagt Neuhaus. Im Moment kommt Union auf 25 Zähler, angesichts der ausstehenden Gegner Energie Cottbus, FSV Frankfurt und Greuther Fürth ist dieses Ziel durchaus erreichbar. „Wenn man auf die Tabelle schaut, könnten wir uns in den nächsten Spielen im oberen Drittel behaupten“, sagt Michael Parensen. Der Mittelfeldspieler kommt meist auf der linken Außenbahn zum Einsatz, spielte aber in Rostock den Part vor der Abwehr für den gesperrten Markus Karl so überzeugend, dass er auch gegen Cottbus dort beginnen könnte. Trainer Uwe Neuhaus steht nicht nur auf dieser Position vor einer schwierigen Entscheidung, bis auf Simon Terodde sind alle Spieler fit.

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