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Männerfreuden. Die Unioner Dominic Peitz (rechts) und Torsten Mattuschka feiern den Erfolg ihrer Mannschaft.

© dpa

Union feiert: Rot-weiß macht blau

Unions Profis werden für den vorzeitigen Klassenerhalt mit Kurzurlaub belohnt. Der Klub richtet seinen Blick nach dem 2:1-Sieg über den FC St. Pauli schon in die Zukunft.

Von Katrin Schulze

Berlin - Und dann fing Dominic Peitz wirklich an zu rechnen. Wie ein Grundschüler im Mathematikunterricht zählte er laut vor, addierte die drei gewonnen Punkte am Samstag zu den bisher gesammelten, subtrahierte davon irgendetwas und stellte dies in Relation zu anderen Punkten. Am Ende der Kopfrechenübung kam der defensive Mittelfeldspieler des 1. FC Union zu dem Ergebnis, dass „der Klassenerhalt zu 60 Prozent geschafft ist“. Bitte? Bei noch drei ausstehenden Spielen hat der Berliner Fußball-Zweitligist neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz 16; es müsste schon sehr viel zusammenkommen, um noch in ernste Abstiegsgefahr zu geraten. Doch Unions Profis können die über die gesamte laufende Spielzeit vorgetragene Vorsicht anscheinend einfach nicht abschütteln.

Die Köpenicker Fans hingegen hatten längst alle Sorgen hinausgeschrien. Nach dem 2:1-Siegtreffer von Karim Benyamina intonierten sie am Samstagnachmittag: „Nie mehr Dritte Liga, nie mehr, nie mehr.“ Wenn es noch eines Beweises bedurft hatte, dass die Berliner auch in der kommenden Saison für die Zweitklassigkeit taugen, so lieferten sie ihn beim Spiel gegen den FC St. Pauli, den Tabellenzweiten. Nachdem sie eher bedächtig begonnen hatten, ließen sie den Gegner aus Hamburg „65 Minuten lang ganz schlecht aussehen“, wie dessen Trainer Holger Stanislawski befand. „Es ärgert mich zutiefst, dass wir so fahrlässig aufgetreten sind. Das war schon fast frech.“

Überhaupt waren an diesem Tag im Trainerkollegium deutliche Worte angesagt. „Der Sieg war wichtig. Ich konnte kein 1:1 mehr ertragen“, sagte Stanislawskis Gegenüber Uwe Neuhaus nach der Begegnung. Zu oft hatte sein Team zuletzt nur ein Unentschieden erreicht, zu oft langte es trotz guter Tormöglichkeiten nur zu eben jenem 1:1. Dass es diesmal nach sieben glück- und erfolglosen Spielen zum Sieg reichte, führte Dominic Peitz auf den Willen innerhalb des Teams zurück: „Wir haben es endlich mal erzwungen. Es ist schön, dass wir den Fans so etwas Gaudi bereiten konnten.“ Als Belohnung für diesen Einsatz schickte Neuhaus seine Profis erst mal für drei Tage in den Kurzurlaub – Zeit für Regeneration, bevor die drei letzten Aufgaben gegen Cottbus, Bielefeld und 1860 München angegangen werden.

Verstärkungen für die neue Saison sind nötig

Der Blick richtet sich beim 1. FC Union ganz offensichtlich nach vorne: Schon vor dem Samstagsspiel konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich Union mehr mit der Zukunft als mit der Gegenwart beschäftigt. Da wurde mit der Firma Ufa ein neuer Vermarkter präsentiert, und da wurden erste Neuverpflichtungen für die nächste Saison bekannt. Die brauchen die Köpenicker auch. Denn ihren zehnten Rang nach 31 Spieltagen haben sie dem von Euphorie getragenen Saisonbeginn zu verdanken, während sie in der Rückrunde doch arg ins Straucheln gerieten und oft spielerische Mängel offenbarten. Nicht umsonst sagt Unions Aufsichtsratschef Antonio Hurtado, dass der Klub sich verstärken müsse. „Aber nicht ohne seine finanziellen Möglichkeiten außer Acht zu lassen.“ Die sind bei den Berliner trotz vermehrter Einnahmen nämlich immer noch begrenzt.

Für den Rest dieser Saison übt sich Union auch deswegen in Bescheidenheit. „Wir wollen jetzt noch einen einstelligen Tabellenplatz erreichen“, sagte Karim Benyamina. „Dass der Klassenerhalt geschafft ist, denke ich schon.“ Und irgendwann muss diese Botschaft bei den anderen Profis angekommen sein: Noch gut eineinhalb Stunden nach dem Abpfiff dröhnte aus der Kabine des 1. FC Union lauteste Partymusik. Die Spieler feierten den Klassenerhalt. Auch Dominic Peitz.

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