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Union gegen Cottbus: Vorteil Fanblock

Cottbus und Union sind die derzeit erfolgreichsten Klubs aus den neuen Bundesländern – Energie hätte gerne Berlins Zuschauer.

Von Katrin Schulze

Fußball lebt zu einem nicht unerheblichen Teil von seiner Geschichte und seinen Geschichten. Sie machen das Spiel lebendig und greifbar. Wenn der 1. FC Union heute im Stadion An der Alten Försterei (18 Uhr, live bei Sky) auf Energie Cottbus trifft, dann gäbe es viele Geschichten zu erzählen. Die eine handelt von zwei Mannschaften, die damals, in der DDR-Oberliga, eine, nun ja, bescheidene Rolle spielten, die immer mal ab- und dann wieder aufgestiegen sind. Eine andere handelt von zwei Zweitligisten – den derzeit erfolgreichsten Klubs aus den neuen Bundesländern.

20 Jahre nach dem Mauerfall sind aus den einstigen Underdogs einigermaßen florierende Fußballbetriebe erwachsen. Während sich erfolgreiche Vereine von damals wie der Berliner Fußball Club Dynamo mittlerweile in der Fünftklassigkeit verloren haben oder, wie die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden, in der Dritten Liga gegen den Abstieg wehren, spielen Union und Energie ganz passabel in der zweithöchsten deutschen Spielklasse mit. Trotzdem wäre es vermessen, aus dieser Parallele allzu viele Gemeinsamkeiten abzuleiten. „Vor allem die Fankultur ist unterschiedlich“, erzählt Christian Beeck. „Bei Union ist sie sehr intensiv und von großer Tradition, in Cottbus ist das nicht so ausgeprägt.“

Beeck muss es wissen: Unions jetziger Sportdirektor war zwischen 1999 und 2004 in der Lausitz als Spieler unter anderem in der Bundesliga aktiv. „Was das Profigeschäft angeht, hat Energie natürlich mehr Erfahrung als wir“, sagt er – auch wenn die Berliner in der jüngeren Vergangenheit diesbezüglich ein bisschen aufgeholt haben. Nach 14 Spieltagen stehen sie als Aufsteiger immerhin auf dem fünften Tabellenplatz, während die Cottbuser als Absteiger aus der Bundesliga auf Rang elf rangieren. Doch – glaubt man der Tendenz – nähern sich Energie und Union gerade wieder an.

Die Köpenicker haben zuletzt drei Niederlagen in Folge kassiert und durchleben momentan „eine Phase, in der sie sich vielleicht mehr ausgerechnet haben“, wie Claus-Dieter Wollitz sagt, der Trainer des FC Energie. Obwohl Wollitz selbst mit seinem Team nach dem 3:0-Sieg über Oberhausen am vergangenen Wochenende selbstbewusst nach Berlin reisen sollte, scheint in Cottbus Vorsicht eingekehrt zu sein. „Wir dürfen uns nichts darauf einbilden“, sagt Energies Torhüter Gerhard Tremmel. „Aber vielleicht kam der Sieg zum richtigen Zeitpunkt.“ Die Lausitzer setzen auf Geduld und den richtigen Moment.

Denn anders als bei den Köpenickern geht’s in Cottbus nicht vorrangig um den Klassenerhalt, sondern um ein Projekt, an dessen Ende irgendwann wieder der Aufstieg in die Bundesliga stehen soll. Mit Wollitz ist die Reform sozusagen nach Cottbus gekommen – der Trainer will sein Team verjüngen und statt reger An- und Verkaufspolitik eine Mannschaft mit Perspektiven formen. Wie ernst er diesen Job nimmt, war in den vergangenen Wochen zu beobachten, als er ein ums andere Mal in der Alten Försterei vorbeischaute, um den heutigen Kontrahenten auszukundschaften. „Das ist immer ein Erlebnis, weil das mit wenigen Ausnahmen einzigartig ist“, sagt der Cottbuser Trainer. „Speziell nach Rückständen wird die Mannschaft fantastisch unterstützt.“ Auf dieses Erlebnis könnte Claus-Dieter Wollitz am Freitag aber wohl doch ganz gerne verzichten.

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