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Union - Hertha 1:1: Berliner Derby mit gerechtem Ende

Eigentlich gab es einen klaren Favoriten beim Berliner Derby: Doch am Ende trennten sich der 1. FC Union und Hertha BSC mit einem 1:1.

Von Katrin Schulze

Sie hatten lange genug gewartet. Wochenlang konzentrierte sich das Fußballgeschehen trotz zahlreicher Parallelveranstaltungen nun schon auf dieses eine Spiel, wochenlang redeten die Parteien, diskutierten und stritten. Wochenlang schien die Vorfreude auf das Stadtderby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC kein Ende zu nehmen. Am Freitag um 18 Uhr nun war der so herbeigesehnte Moment gekommen. Die Anhänger beider Vereine konnten ihren angestauten Emotionen Angesicht in Angesicht freien Lauf lassen; vereint im Stadion An der Alten Försterei, und doch so weit voneinander entfernt.

Am Ende trennten sich Mannschaften und Fans zwar friedlich 1:1 (0:1), doch wenn noch jemand einen letzten Nachweis über die unterschiedlichen Fankulturen beider Berliner Zweitligisten benötigte, so bekam er diesen schon vor dem Anpfiff geliefert. Während die Gäste in Blau-Weiß versteckt unter einer riesigen Flagge per Plakat „Berlins größten Reichtum“ für sich beanspruchten, freuten sich die Rot-Weißen über „Fußball pur“ in ihrer Köpenicker Heimat.

Und wenn jemand noch an den verschiedenen Kräfteverhältnissen der beiden zweifelte – Hertha: neun Punkte, Union: einen -, dann wurde schnell aufgeklärt. Keine zwei Minute brauchte Hertha, um auf fremdem Rasen in Führung zu gehen. Nach einem Freistoß von Nikita Rukavytsya köpfte Peter Niemeyer den Ball ganz locker ins Tor. Unions Abwehr? Nicht vorhanden.

Herthas Anhang zeigte sich entzückt. Er verbrachte die Partie fortan weitestgehend im Hüpfmodus. Die Unioner Fans hielten eisern dagegen. Ohnehin gilt die Alte Försterei ja gemeinhin als ein besonders stimmungsvoller Ort, doch am Freitag erlebte sie vielleicht ihren vorläufigen Party-Höhepunkt – wie laut eine 18.432 starke Menschenmenge sein kann, war so vorher nicht abzusehen.

Unions Präsident Dirk Zingler hatte sich schon vor dem Derby ein „Fußballfest“ mit einem „friedlichen Miteinander“ gewünscht. Er dürfte zunächst zufrieden gewesen sein. Beide Fangruppen beschränken sich in Hälfte eins eher auf Lobgesänge ihres eigenen Teams – Schmährufe in Richtung des Gegners blieben die Ausnahme. Überhaupt hatte man in Vorfeld großen Wert auf eine Trennung der Lager gelegt. Wer als Hertha-Anhänger zu identifizieren war, durfte sich auf dem Weg ins Stadion über jede Menge polizeilichen Begleitschutz freuen; in die Unioner Fankurve erhielt er verkleidet erst recht keinen Zugang.

Dass es dort, auf der Waldseite der Alten Försterei zwischendurch etwas aufgeheizter zuging als Gegenüber, hatte mit der Leistung Unions zu tun. Denn nach einem verschlafenen Beginn erarbeite sich die Mannschaft von Uwe Neuhaus gegen den Favoriten tatsächlich die besseren Chancen. Hertha klärte einmal auf der Linie und hatte danach Glück, dass Karim Benyamina den Ball nur an die Querlatte knallte und Dominic Peitz` Distanzschuss knapp am Tor vorbeirauschte.

Die Spannung auf dem Rasen nahm zu, die Anspannung unter den Fans ebenfalls. Den Beginn der zweiten Hälfte vernebelte eine Rauchbombe aus dem Hertha-Block, die Antwort der Köpenicker Fans kam per Feuerwerkskörper. Doch damit nicht genug: Die Sticheleien übertrugen sich von den Rängen aufs Spielfeld, wo immer mehr derbe Worte und Taten zu beobachten waren. Unions Peitz foulte Niemeyer, und schon versammelte sich eine bunte Traube um die Streithähne. Fußball gab es dann aber auch noch zu sehen. Die Gäste hatten zunächst ein paar Möglichkeiten der Unioner zunichte machen können, bis Santi Kolk kam. Der Niederländer schoss sein Team zum 1:1, und damit nicht nur die Köpenicker Fans ins Glück. Kolks Kollegen Björn Brunnemann und der ausgewechselte Michael Parensen kugelten sich vor Glück gemeinsam auf dem Rasen. Union eins, Hertha eins. Das gerechte Ende eines mit so viel Spannung erwarteten Berliner Stadtderbys.

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