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Haarige Sache. Markus Karl muss sich derzeit nicht die Koteletten rasieren.

© dpa

Union nach dem Sieg gegen Lautern: Die Gunst der Serie

Nach dem 2:0-Heimsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern sind die Aufstiegsränge für Union Berlin in Sichtweite. Noch fünf Punkte trennen die Köpenicker zu Relegationsplatz drei. Für einen Spieler hat das haarige Konsequenzen.

Knapp zwei Stunden nach dem 2:0-Erfolg gegen den 1. FC Kaiserslautern herrschte am Freitagabend im Kabinentrakt des 1. FC Union immer noch Hochbetrieb. Die siegreichen Fußballer hatten aus dem Obergeschoss eine Partyzone gemacht. Zu den aktuellen Hits wurde laut getanzt und gegrölt. Mancher Akteur suchte trotz der Kälte mit nacktem Oberkörper Abkühlung auf der Treppe zur Kabine. Das siebte Spiel in Serie ohne Niederlage und die Gewissheit, auch Aufstiegskandidaten Paroli bieten zu können, führte bei den Köpenickern zu einer Art Tiefenentspannung. Erst am Sonntag könnte Union wieder von Rang fünf verdrängt werden, der der besten Platzierung seit dem ersten Spieltag entspricht. „Wir haben erstmals einen Großen geschlagen“, sagte Markus Karl.

Für den defensiven Mittelfeldspieler konnte das Anhalten der Serie haarige Folgen haben. Der Sechser will seine inzwischen ziemlich buschigen Koteletten erst wieder nach einer Niederlage scheren. In diesem Jahr droht ihm dies nur noch am 17. Dezember im Spiel bei Tabellenführer Braunschweig. „Ich hoffe natürlich, dass der Bart dran bleibt. Ich habe damit kein Problem, Weihnachten bei meinen Eltern so aufzudribbeln“, sagte Karl.

Uwe Neuhaus freute sich nach dem Abpfiff ebenso wie seine Spieler. Doch der 53 Jahre alte Trainer war weniger euphorisch als viele der glückseligen Fans. Die Jagd auf den Relegationsplatz der Lauterer, die fünf Punkte entfernt sind, hat Neuhaus nicht ausgerufen. Daran ändert Rang fünf nichts, der als das maximale Ziel von Union gilt. „Das ist das, was wir vor Saisonbeginn gesagt haben. Von daher haben wir nicht übermäßig Großartiges geschafft“, sagte Neuhaus.“

Hierin liegt vielleicht ein Problem für Neuhaus. Geben sich die Berliner mit der Position im Verfolgerfeld zufrieden, um sich sportlich noch ein bisschen für die nächste Saison aufzuplustern? Oder nutzt man die Gunst der Serie, um schon in dieser Spielzeit den Generalangriff auf den Relegationsrang zu starten? Dazu könnte man vielleicht Winterzugänge gebrauchen. Der 24 Jahre alte Teststürmer Stefan Nijland vom PSV Eindhoven böte sich an. „Er ist sicherlich ein sehr guter Fußballer. Er hat mal 3,5 oder 4,5 Millionen Euro Ablöse gekostet“, sagte Neuhaus. „Jetzt kommt es auf das Gesamtpaket an. Der Spieler hat vielleicht schon mal mehr verdient, als es hier zu verdienen gibt.“

Argumente, dass die aktuellen Angreifer Union langfristig helfen können, gab es allerdings am Freitag auch. Simon Terodde sammelte mit einem Doppelpack weiteres Selbstvertrauen. „Wir fahren nicht nach Braunschweig, um zu verlieren. Wir wollen kurz vor der Winterpause noch mal alles raushauen“, sagte der Angreifer nach dem dritten Sieg in Folge. Vier Dreier in Serie hat es in der Zweitliga-Ära unter Neuhaus übrigens noch nicht gegeben. In diesem Fall könnte der Cheftrainer sich ja mit Markus Karl solidarisieren und über Weihnachten wieder seinen berühmten Oberlippenbart früherer Jahre sprießen lassen.

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