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Daniel Göhlert.

© dapd

Union: Rein- und rausgerutscht

Göhlert und seine merkwürdige Saison bei Union.

Berlin - Daniel Göhlert stieg am Montag locker die Treppe von der Kabine des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union am Stadion an der Alten Försterei hinab. Einen Tag nach dem 3:3-Unentschieden bei Aufsteiger SSV Jahn Regensburg hatte der 32-jährige Defensivmann keine Probleme damit, über seinen Platzverweis zu plaudern. „Das ist Fußball. Das gehört dazu. Gelb-Rote Karten gibt es so oft. Es war in meinem Fall ein bisschen unglücklich. Ich habe zwei Fouls gemacht und zweimal gab es eine Gelbe Karte“, sagte Göhlert. „Man kann darüber streiten, ob man hingehen muss oder nicht. Aber die Entscheidung fällt in Bruchteilen von Sekunden.“

Bevor Göhlert in Regensburg wieder mal in der Startelf der Union-Profis stand, waren Monate vergangen. Zuletzt hatte ihm Trainer Uwe Neuhaus Anfang Mai am 34. Spieltag der vergangenen Saison bei der 1:2-Niederlage bei Energie Cottbus von Beginn an das Vertrauen geschenkt. Im Sommer besaß Göhlert die Freigabe, weil Neuhaus auf schnellere Abwehrspieler setzt. Aufgrund seines tadellosen Verhaltens und der Verdienste in seiner Zeit bei Union seit 2006 durfte Göhlert ein Jahr vor dem Auslaufen seines Vertrages aber selbst über Gehen oder Bleiben entscheiden.

Das Verweilen an der Alten Försterei hat der gebürtige Chemnitzer nicht bereut. Vier Kurzeinsätze bestritt er vor der Partie in Regensburg. „So schlecht ist es für mich nicht gelaufen. Ich gebe im Training 100 Prozent. Dadurch bin ich in den Kader gerutscht“, meinte Göhlert. Durch den Umstand, dass Defensivabräumer Markus Karl aufgrund von fünf Gelben Karten in Regensburg gesperrt war, durfte er nun sogar von Anfang an auflaufen. Allerdings war sein Einsatz schon nach 70 Minuten beendet. „Es ist für mich dumm gelaufen. Aber es hätte schlimmer kommen können“, sagte Göhlert und wirkte anders als sein Trainer nicht sonderlich enttäuscht.

Neuhaus kritisierte die Einstellung seiner Spieler in der ersten halben Stunde, als seine Mannschaft beim Aufsteiger 0:2 in Rückstand geriet. Auch Göhlert konnte als Sechser nicht überzeugen. „Es war kein gutes Spiel von ihm. Er hat häufig verkehrte Lösungen gesucht“, sagte Neuhaus. Durch die Tore von Simon Terodde zum 1:2 und 2:2 und die zwischenzeitliche Führung nach einem direkt verwandelten Freistoß von Björn Jopek hätte Union das Spiel beinahe sogar komplett gedreht. Doch trotz des allgemeinen Union-Frusts über die Punktverluste von Regensburg und seines vorzeitigen Abgangs bleibt Göhlert entspannt. „Wir haben doch keinen Weltuntergang, auch wenn es im Nachhinein zu wenig war. Wir haben Unentschieden gespielt. Ich sehe es nicht so tragisch.“

Durch die Rückkehr von Karl im nächsten Spiel am kommenden Samstag zu Hause gegen 1860 München hätte er seinen Startplatz auch ohne die Ampelkarte eingebüßt. Diese Erkenntnis und die Gelassenheit eines dreifachen Familienvaters lassen den Routinier unbeschwert dem Vertragsende im Sommer entgegenblicken. Sein jüngerer Bruder Tim, der seit Jahren beim Drittligisten 1. FC Heidenheim spielt, zeigte sich bereits vorab solidarisch. Er flog am Freitag mit einer glatten Roten Karte nach einer Notbremse beim 3:0-Erfolg gegen den 1. FC Saarbrücken schon nach 23 Minuten vom Platz. „Es war ein komisches Wochenende für Familie Göhlert. Da habt ihr eine Story“, rief Göhlert den Journalisten lachend zu. „Er hat unser Spiel bei meiner Frau gesehen. Ich habe von ihm eine SMS mit der Frage bekommen, warum ich es ihm nachmache?“ Dass die Göhlerts am kommenden Wochenende eine größere Familienfeier planen, ist aber nur ein Gerücht.

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