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Union und Patschinski: Teure Trennung

Der 1. FC Union verliert vor Gericht den Streit mit seinem einstigen Idol Nico Patschinski – vorerst.

Berlin - In der Meisterschaft ist der Fußball-Drittligist 1. FC Union seit 16 Spielen ungeschlagen. Doch vor dem Berliner Arbeitsgericht handelten sich die Köpenicker gestern eine Niederlage ein. Der Gütetermin mit dem am 4. März fristlos gekündigten Stürmer Nico Patschinski platzte. Richterin Iris Sanchez Alfonso forderte den 1. FC Union auf, eine Abmahnung vom 14. Januar 2009 aus der Spielerakte zu streichen und die vom Gehalt einbehaltene Vertragsstrafe in Höhe von 5000 Euro auszuzahlen.

„Diese Maßnahmen sind rechtlich nicht haltbar“, meinte Sanchez Alfonso, die für den 3. Juni einen Kammertermin zwischen beiden Parteien ansetzte. Dann wird über die fristlose Kündigung verhandelt. Nico Patschinski fühlte sich allerdings nicht als Teilsieger. „Finanziell ist es schwieriger, wenn man arbeitslos ist. Das geht mir emotional sehr nahe“, sagte Patschinski.

Unions Präsidiumsmitglied Oskar Kosche konnte oder wollte trotz mehrmaliger Aufforderung durch die unnachgiebige Richterin nur schwammige Begründungen für die Reglementierungen Patschinskis nennen. „Das Verhalten des Arbeitnehmers hat den sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg des Vereins gefährdet“, sagte Kosche, der erst zwei Minuten vor Verhandlungsbeginn und ohne anwaltlichen Beistand im Raum 521 erschienen war. Patschinski habe erhebliche Unruhe bei Sponsoren, Fans und Mitgliedern verursacht. Kosche kündigte an, diesen Arbeitsgerichtsprozess bis zur letzten Instanz ausfechten zu wollen.

Patschinskis Anwalt Frank Rybak, Verbandsjustitiar der Vereinigung der Vertragsfußballer, warf Union vor, eine Kündigung ohne triftigen Grund ausgesprochen zu haben. „Das Verhalten von Union in diesem Fall ist unprofessionell. Sollte der Verein die Kündigung zurücknehmen, kann sich Herr Patschinski aber die Rückkehr zu Union vorstellen“, sagte Rybak.

Das wird wohl kaum passieren. Billig kommt Union die Auflösung des bis 2010 laufenden Vertrages allerdings nicht. Patschinski hat monatlich 10 000 Euro verdient. Im Falle des Aufstiegs sollten es 15 000 Euro sein. „Es geht um einen Streitwert von rund 250 000 Euro brutto“, rechnete Patschinskis Berater Henry Hennig vor.

Patschinski selbst sagte, er habe sich nichts vorzuwerfen, selbst wenn er mal Sponsoren um Geld gebeten habe. Doch wie Union dürfte auch er als Verlierer den Verhandlungstisch verlassen. Zwischen 1988 und 1998 und seit 2006 hat er für die Köpenicker gespielt, bei deren Fans er wegen seiner angeblichen Nähe zum Erzrivalen BFC Dynamo nun als Verräter gilt. „Das tut weh“, sagte Patschinski. „Nur weil ich in Hohenschönhausen wohne und einige Freunde beim BFC habe, huldige ich diesem Verein nicht.“

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