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Ein trübes Spiel für Union. Kölns Maierhofer (r) freut sich über sein Tor zum 2:0, der Berliner Adam Nemec ist bedient.

© dpa

Nach dem Spiel in Köln: Über 80 Fans des 1. FC Union festgenommen

Über 80 Ultras des 1. FC Union zur Feststellung der Personalien festgenommen und erst Stunden nach dem Spielende in Köln am Samstag wieder freigelassen wurden. Sie erhielten eine Anzeige wegen Landfriedensbruch.

Wenn ein Fußballer des 1. FC Union zu den Fans des Berliner Zweitligisten befragt wird, gibt es eigentlich nur lobende Worte. Am Sonntagvormittag hörte sich das allerdings anders an. Verteidiger Christian Stuff hatte über Nacht davon erfahren, dass am Rande der 0:2-Niederlage beim 1. FC Köln gemäß Polizei-Angaben über 80 Union-Ultras in Gewahrsam genommen worden waren. „Grundsätzlich ist das in der angeheizten Diskussion nicht gut“, sagte Stuff nach dem Auslaufen, während in der winterlichen Wuhlheide Schneeflocken über seinem Kopf tanzten.

Die Kölner Polizei berichtet von mehreren Vorfällen, an denen Ultras des 1. FC Union beteiligt gewesen sein sollen. Zwei Busse mit Köpenicker Fans hätten demnach in der Nähe der Südtribüne gehalten, wo in Köln die einheimischen Ultras beheimatet sind. Dort habe es eine von Union-Seite provozierte Schlägerei gegeben. Die eintreffende Polizei, die Reiter, Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzte, sei zudem bei „diesen tumultartigen körperlichen Auseinandersetzungen“ mit Flaschen und dem Mobiliar eines nahen Imbissstandes beworfen worden.

Im Union-Fanforum tauchte gestern ein 143 Sekunden langes YouTube-Video auf, das das Einkreisen der vermeintlichen Union-Ultras durch die Polizei vor der Südtribüne und das Werfen einiger zu einer Cateringstation gehörenden Sitzschalen dokumentiert. Größere Auseinandersetzungen mit Kölner Fans gab es dabei nicht zu beobachten. Diese können natürlich auch vorher stattgefunden haben. Fakt ist, dass über 80 Ultras des 1. FC Union zur Feststellung der Personalien festgenommen und erst Stunden nach dem Spielende wieder freigelassen wurden. Sie erhielten eine Anzeige wegen Landfriedensbruch.

Im Verlauf der ersten Halbzeit sollen zudem Union-Fans im Außenbereich ein Drehkreuz beschädigt haben und so laut Polizei weiteren Anhängern aus Berlin den „unkontrollierten Zutritt“ zum Stadion ermöglicht haben. Ein Wachmann und ein Polizist seien bei Gegenmaßnahmen „erheblich verletzt“ worden.

Der 1. FC Union nahm am Sonntagnachmittag Stellung. „Zu den Geschehnissen in Köln können wir uns derzeit nicht konkret äußern, da wir bisher keine Informationen von Seiten unserer beteiligten Anhänger haben“, sagte Lars Schnell, der Fanbeauftragte des Klubs. „Die Fantrennung im öffentlichen Straßenland war Aufgabe der Kölner Polizei und sie muss die Frage beantworten, wie eine solche Situation überhaupt entstehen konnte. Eine Situation, in der Ultras des Gastvereins im Eingangsbereich Waldseite des Stadions An der Alten Försterei ankommen, wäre in Köpenick ausgeschlossen.“

Sollten sich die Vorwürfe der Polizei bestätigen, würde dies die Position des 1. FC Union gegenüber DFB und DFL nicht verbessern. Erst am vergangenen Dienstag diskutierte DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch über drei Stunden lang mit rund 100 Union-Anhängern über die Folgen des von DFB, DFL und den meisten Profivereinen auf den Weg gebrachten Maßnahmen-Katalog „Sicheres Stadionerlebnis“. Viele Union-Fans hoffen weiter auf eine Legalisierung von Pyrotechnik. Der DFB lehnt Feuerwerk im Stadion grundsätzlich ab. Die noch genau zu klärenden Vorfälle von Köln bringen beide Seiten nicht voran. Da unter den festgenommenen Ultras auch viele Stimmungsmacher waren, hielt sich der Support der 3000 Unioner in Köln in Grenzen. Mehr Unterstützung hätte womöglich auch der Mannschaft geholfen, die sich derzeit in einer Formkrise befindet.

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