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Unions Gegner: Fortuna träumt wieder

Der Drittligist aus Düsseldorf will sich nach oben kämpfen – auch am Sonntag im Spitzenspiel gegen den 1. FC Union.

Mittwoch, 16. Mai 1979, Sankt-Jakob- Stadion in Basel. Fortuna Düsseldorf erlebt den Höhepunkt der Vereinsgeschichte – und hat keine Ahnung davon, dass es zugleich der Beginn eines langen, schmerzhaften Niedergangs ist. Die Rheinländer verlieren das Europapokal- Finale der Pokalsieger gegen den großen FC Barcelona unglücklich mit 3:4 nach Verlängerung, begeistern dabei aber ganz Deutschland. 38 Tage später werden sie zwar durch einen Finalsieg gegen Hertha BSC DFB-Pokalsieger und wiederholen diesen Triumph ein Jahr später gegen den 1. FC Köln. In der Fußball-Bundesliga aber ist ihre große Zeit mit zwei dritten Plätzen Mitte der 70er bereits vorbei, und 1987 müssen sie die Erste Liga nach 16 Jahren Zugehörigkeit verlassen.

Wenn heute, fast auf den Tag genau drei Jahrzehnte nach Basel, der 1. FC Union bei Fortuna zu Gast ist, haben die Düsseldorfer wieder einen Traum. Keinen, der ganz Deutschland in seinen Bann zieht, wie damals gegen Johan Neeskens, Hans Krankl und die anderen Stars des FC Barcelona. Es ist der Traum davon, wenigstens auf die kleine Fußball-Bühne zurückzukehren. Die Düsseldorfer sind Dritter in der Dritten Liga und würden damit am Saisonende die Relegation gegen den Drittletzten der Zweiten Bundesliga spielen. Und sie liegen nur drei Punkte hinter dem Zweiten SC Paderborn – dieser zweite Rang würde den Direktaufstieg bedeuten.

Scheinbar kleine Ziele sind dies, wenn man an das Duell mit Barcelona denkt. Für Fortuna Düsseldorf aber wäre es ein Neubeginn. Der Abstieg 1987 war nur der erste einer Serie von Tiefschlägen, die der Verein durch immer neue – kuriose bis unfassbare – Fehlentscheidungen selbst verschlimmerte. So wie 1999, als die Fortuna-Führung den Klub nach dem Abstieg in die Drittklassigkeit an den Sportwelt-Konzern des Münchner Unternehmers Michael Kölmel verkaufte. Die Düsseldorfer erlagen dem Reiz des schnellen Geldes, verpulverten Millionen und fanden sich 2002 sogar im Nichts der vierten Liga wieder.

Es gab weitere Krisen in der zwiespältigen Ära des inzwischen verstorbenen Oberbürgermeisters Joachim Erwin, der als Aufsichtsratsvorsitzender den Verein mehrfach rettete, ihm durch sein Sonnenkönig-Auftreten aber auch schadete. Etwa durch die Verpflichtung, in der schönen, aber viel zu großen und viel zu teuren Düsseldorfer Arena zu spielen. Fortuna berappelte sich, wenn auch quälend langsam. Und wenn heute der 1. FC Union kommt, dann wird es ein echtes Spitzenspiel sein.

Die Rot-Weißen, deren prominentester Vertreter in Norbert Meier als Trainer an der Seitenlinie steht, hoffen auf 25 000 Zuschauer. Das sind mehr, als Fortuna in ihren besten Erstliga-Zeiten im Schnitt begrüßen durfte. Ein Beweis dafür, dass sie in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens trotz der Konkurrenz eines deutschen Eishockey-Vizemeisters, eines Aufsteigers in die Handball-Bundesliga, eines Basketball-Erstligisten und des deutschen Tischtennis-Rekordmeisters die Nummer eins der Sportfans ist. Eine Position, die einen kleinen Traum erlaubt.

Bernd Jolitz[Düsseldorf]

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