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Unions Saisonstart: Köpenicker Grenzgänger

Beim 1. FC Union soll eine neue Ära beginnen – mit unbekanntem Sponsor und hohen Ansprüchen. Am Freitag trifft der Klub auf Oberhausen

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Der 1. FC Union hat sich in der jüngsten Vergangenheit immer wieder selbst überboten. Und zwar mit Nachrichten aus dem eigenen Hause: neuer finanzkräftiger Sponsor, Stadioneröffnung, Pfändungsschreiben, Sieg gegen Schalke, Geheimtraining, 0:5-Niederlage im DFB-Pokal gegen Werder Bremen. So lautet die Kurzform des Unioner Vereinslebens. Dass sich dabei schon auf den ersten Blick kleine Ungereimtheiten ergeben, ist die eine Sache. Aber die Nachrichten deuten außerdem auch eine andere Tendenz an: Der Fußballklub will sich professionalisieren und profilieren – und das nicht nur auf sportlicher Ebene. Denn wenn die Berliner heute bei Rot-Weiß Oberhausen antreten (Anpfiff 18 Uhr), beginnt für Union eine neue Ära.

Für die Berliner gilt es dann vor allem, die Fehler aus der Zweitligazeit zwischen 2001 und 2004 nicht zu wiederholen. Damals begann mit finanziellen Engpässen und Fehlplanungen der Absturz in die Oberliga. Allein aus diesem Grund gehen die Köpenicker die erneute Zweitklassigkeit bescheidener an. „Unser Ziel kann nur der Klassenerhalt sein“, sagt Trainer Uwe Neuhaus. „Alles andere würde die Erwartungshaltung im Umfeld erhöhen und dadurch den Druck auf die Mannschaft verstärken.“ Aber hat Union die Erwartungen nicht selbst hochgeschraubt? Schließlich stellt der Verein mit 12,2 Millionen Euro in der kommenden Saison den Rekordetat der Vereinsgeschichte – in der vorangegangenen Spielzeit arbeitete Union gerade mal mit fünf Millionen Euro.

Der vermeintliche Finanzboom bei Union geht unter anderem auf den neuen Hauptsponsor zurück. Eine bislang unbekannte Firma namens International Sport Promotion (ISP) will über fünf Jahre jährlich zwei Millionen Euro in den Verein pumpen. Auf welche Weise der Betrieb sein Geld erwirtschaftet und wie er es einsetzt, ist jedoch immer noch weitgehend unklar. Und damit verkörpert der Sponsor gleichzeitig auch ein bisschen die Situation beim 1. FC Union. Der Klub will sich professionell geben. Ob er aber tatsächlich die Mittel dazu hat, ist offen.

Wie sonst ist es zu erklären, dass er im Monat Juni die Krankenkassenbeiträge für seine Angestellten zunächst nicht abführen konnte? „Wir haben kein Geld im Überfluss“, sagt auch Neuhaus.

Doch nicht nur auf dem Finanzsektor präsentieren sich die Köpenicker als Grenzgänger. Auch das Image des Klubs muss der Entwicklung standhalten, nicht nur wegen des neuen Sponsors. Dass der 1. FC Union weiterhin im Stadion An der Alten Försterei beheimatet ist, sendet ein deutliches Zeichen an die Anhänger. Für Präsident Dirk Zingler, einst selbst Stehplatzzuschauer bei Union, schließt das Kiezdasein seines Vereins einen sportlichen Aufstieg nicht aus. „Es gibt im deutschen Profifußball kaum einen Verein, der so ein hohes Potenzial wie wir hat“, sagt er. Dennoch müssen sich die Köpenicker langfristig neuen Anhängerschichten und Sponsoren öffnen, um ihr Potenzial auszuschöpfen und sich den Traum vom ganz großen Fußball zu erfüllen.

Denn so viel Anspruchsdenken gibt es dann doch bei den Unionern: Irgendwann wollen sie in der Fußball-Bundesliga spielen und eine Konkurrenz für Hertha BSC sein. Bis dahin ist es jedoch ein weiter Weg – und die Basis dafür liegt im sportlichen Erfolg.

Am heutigen Freitag kann der Klub mit einem Sieg in Oberhausen schon den ersten Schritt in diese Richtung machen. Es wäre wieder Zeit für eine positive Nachricht vom 1. FC Union.

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