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City trifft argentinisch. Carlos Tevez (hinten) und Sergio Agüero (v.) erzielten in den letzten drei Spielen neun Tore für die Citizens.

© dapd

United gegen City: Das Derby aller Derbys in Manchester

Spannung in England: Manchester City empfängt den Stadtrivalen United, es geht um die Vorherrschaft in England. Mit einem Sieg könnte City bei dann noch zwei ausstehenden Spielen die Tabellenführung übernehmen.

Unter der Woche hielt es sogar Manchester-United-Boss Alex Ferguson, 70, mit seinen Männern nicht mehr in der vor Derbyfieber glühenden Stadt aus: Der verschlagene Trainerveteran entführte sein Team zu einem Golftrip nach Südwales. Etwas Abkühlung dürfte der spontane Ausflug tatsächlich verschafft haben. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zuckelten die Spieler, in dicke Daunenjacken verpackt, mit Golf-Buggies durch die Luxusanlage.

Vor den Mikrofonen bemühte sich der Trainer des Tabellenführers ebenfalls um Coolness, wenn auch weniger erfolgreich. Das Nachbarschaftsduell gegen Manchester City am Montagabend sei „ein Match, für zertifizierte Masochisten“, befand Ferguson, nicht weniger als „das Derby aller Derbys“. Für den ehemaligen United-Verteidiger Gary Neville steht gar die „Vorherrschaft in Manchester, in der Premier League und im englischen Fußball“ auf dem Spiel. An der aufgeladenen Atmosphäre ist United zu einem großen Teil selbst schuld. Acht Punkte Vorsprung hatte der Meister vor drei Wochen auf die nach der Winterpause unkonstanten Diven von Roberto Mancini. Doch nach einer überflüssigen 0:1-Niederlage gegen Abstiegskandidat Wigan und einem 4:4 gegen Everton beträgt der Vorsprung nur noch drei Punkte. Da City die bessere Tordifferenz aufweist, könnte der von Scheichs aus Abu Dhabi bezuschusste Klub United mit einem Sieg daheim im eigenen Stadion titelentscheidend überholen. „Wenn City gewinnt, werden sie wahrscheinlich Meister“, räumte Ferguson angesichts von nur noch zwei verbleibenden Partien nach dem Derby ein.

Mancini denkt da kurzfristiger. Der Italiener hat sich in den vergangenen Wochen einen großen Spaß gemacht, die Tabelle gegen den Strich zu lesen. Als City acht Punkte Rückstand hatte, behauptete der 47-Jährige, das Titelrennen sei „noch nicht vorbei“. Man habe „keine Chance“, insistierte er dagegen, als die Distanz nur noch fünf Zähler betrug. Vor dem Showdown sieht er United selbst im Falle einer Niederlage noch immer als „Favorit auf die Meisterschaft“, räumte aber zumindest ein, dass der Montag einem Finale gleichkomme.

Seine 28 Spieltage lang die Tabelle anführende Mannschaft fühlte sich zuletzt sehr wohl in der Rolle der vermeintlich aussichtslosen Verfolger, auch die dreiwöchige Sperre für den infantilen Quertreiber Mario Balotelli hat sich eher positiv ausgewirkt: Das argentinische Sturmduo Sergio Agüero und Carlos Tevez erzielte in den drei überzeugenden Siegen (4:0 gegen West Brom, 6:1 in Norwich, 2:0 in Wolverhampton) zusammen neun Tore. Besonders die starken Auftritte von Tevez, der 2009 vom Old Trafford zu den Lokalrivalen wechselte, dürften Ferguson Kopfzerbrechen bereiten. Der 28-Jährige war nach seinem unerlaubten, sechsmonatigen Heimaturlaub Mitte März wieder in den Kader aufgenommen worden, obwohl Mancini im September erklärt hatte, den Stürmer nach seiner Arbeitsverweigerung im Champions-League-Spiel in München „nie mehr einzusetzen“. Ferguson legte Mancinis Meinungsumschwung naturgemäß als „Zeichen der Schwäche“ aus, musste aber sehen, dass der um Wiedergutmachung bemühte Tevez äußerst belebend auf das Team wirkt. Mancini, die Kollegen und sogar die Fans haben ihm die Eskapade verziehen; man jubelte ihm zu, als er seinen Hattrick gegen Norwich mit einem angedeuteten Golf-Schlag feierte, der ironisch auf seine Hauptbeschäftigung im vergangenen halben Jahr anspielte.

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