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Sport: Unnahbare Stars

Die Formel-1-Piloten verärgern die Fans in den USA

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone ist nicht zimperlich, wenn er Rennstrecken aus dem Formel-1-Kalender streicht. Aber in Indianapolis hat er markig verkündet: „Wir kommen wieder." Der Fünfjahresvertrag mit dem Rennkurs in den USA läuft zwar aus, aber Ecclestone will die Option für zwei weitere Jahre ziehen. Ecclestone verhandelt sogar über ein zweites Rennen in den USA, etwa in New York oder Long Beach. Aber eines weiß der Formel-1-Boss auch: Wenn die High-Tech-Branche den US-Markt wirklich erobern will, muss sie endlich eines der großen landesweiten Networks als Partner für die Fernsehübertragungen finden. Bisher laufen die Rennen nur im Pay-TV.

Und es gibt nicht wenige Beobachter, die ohnehin bezweifeln, dass sich die US-Fans jemals für die Formel 1 begeistern werden. „Das liegt an der Überzeugung dieser Fans, dass Sport ausschließlich eine grund-amerikanische Erfindung ist", sagt ehemalige Formel-1-Pilot und RTL-Kommentator Christian Danner. Er hat viel Zeit in Indianapolis verbracht, als er versuchte, ein eigenes Team in der dortigen Cart-Rennserie zu etablieren. „Entsprechend ihrer Überzeugung muss ein Wettbewerb eine grund-amerikanische Meisterschaft sein, um die US-Amerikaner zu faszinieren“, sagt Danner.

Sportarten, die außerhalb des nordamerikanischen Kontinents mit wenigen Ausnahmen praktisch nicht existieren, wie die Nascar-Serie im Motorsport oder Baseball und Football, sind in den USA überaus populär. „Aber eine Sportart, die von außen kommt, wird sehr skeptisch betrachtet“, sagt Danner. Wenn dann bei einer großen Werbeaktion des Veranstalters am Donnerstag mit Boxenspaziergang und Autogrammstunde die meisten Top-Stars der Formel 1 fehlen (mit Ausnahme der Piloten von BMW-Williams und BAR), erleichert dies natürlich nicht die Arbeit der Marketingleute. Weltmeister Michael Schumacher war nicht einmal bei der Pressekonferenz des Motor-Weltsportverbands erschienen. „Die Fans und Medien hier wollen Stars zum Anfassen“, sagen ziemlich aufgebrachte US-Journalisten. Gerade dass Michael Schumacher sich so abschottet, stößt einem Reporter des „Boston Globe“ auf. „Der sollte doch eigentlich der größte Botschafter seines Sports sein. Da sind wir von unseren Top-Stars einfach anderes gewöhnt.“

Dabei ist gerade für die großen Automobilhersteller der US-Grand Prix von höchster Bedeutung. BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen zum Beispiel sagt: „Ganz klar, für BMW ist der US-Markt der Wichtigste überhaupt, er hat in seiner Bedeutung Deutschland überholt.“ Deswegen sei es für uns auch sehr wichtig, dass wir in Indianapolis am Start sind. Theissen ist sich sicher: „Ich glaube, es ist nicht nur gut für BMW, sondern auch für die Formel 1 insgesamt, dass wir hier sind. Wir müssen einfach weiter versuchen, diesen riesigen Markt zu erschließen.“ Der Chef des Sauber- Teams, Peter Sauber, für den die USA eigentlich keinen großen Markt darstellen, stimmt dieser Einschätzung zu. „Die USA sind eigentlich nicht das richtige Pflaster für die Formel 1. Trotzdem ist es wichtig, dass wir hier einen Grand Prix haben und präsent sind.“

Dass in den USA vieles ein bisschen anders ist als in Europa, sieht man auch in Indianapolis. Zum Beispiel am Umgang mit dem Thema Sicherheit, das sehr viel ernster genommen wird. Das Trauma des 11. September sitzt immer noch tief. Der obligatorische Hinweis an die Fans: „Waffen sind auf der Rennstrecke nicht erlaubt!“, klingt für Europäer noch eher skurril. Peinlich dagegen ist die offensichtlich notwendige Beteuerung, bei den Personen- und Taschenkontrollen würden keine ethnischen Kriterien als Maßstab angelegt.

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