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Jörg Schmadtke (li.) und Cheftrainer Peter Stöger waren richtig sauer nach dem Spiel gegen Hoffenheim.

© dpa

Update

Unser Blog zum Bundesliga-Wochenende: Wohin Jörg Schmadtke seinen Kaugummi wirklich warf

Der VfL Wolfsburg bezeichnet einen seiner Spieler als "Gefahr für unsere Gemeinschaft" und Jörg Schmadtke erklärt zumindest, wenn er nicht explizit treffen wollte.

16.30 Uhr: Viel Aufregung um Kaugummi

Ich kann Ihnen etwas Redaktionsinternes verraten, ist jetzt auch kein Riesengeheimnis, das haben wahrscheinlich alle Medien, die etwas publizieren: ein Programm, das anzeigt, wie viele Leute auf einem bestimmten Artikel sind. Und ich sehe jetzt, dass sich nicht besonders viele für Jörg Schmadtke und den Kaugummiwurf mehr interessieren. Ich kann es verstehen, mich langweilt es langsam auch. Er hat sich halt aufgeregt und seinen Kaugummi geworfen. Darüber habe ich nun mehrfach berichtet und jetzt ist es auch gut. Ich wünschen Ihnen noch einen schönen Tag. Und: Bleiben Sie uns gewogen.

16.00 Uhr: Wohin Schmadtke seinen Kaugummi wirklich warf

Die Kaugummi-Causa ,Teil IV: Nun hat sich der Übeltäter Jörg Schmadtke wegen des Kaugummi-Wurfs zu Wort gemeldet. Im "Express" sagte er: „Ich möchte (...) noch mal klarstellen, dass ich den Kaugummi nicht gezielt auf Julian Nagelsmann geworfen habe, wie ich gelesen habe. Ich habe nur in Richtung Hoffenheimer Coaching-Zone geworfen." Schmadtke hatte sich bei seinem Hoffenheimer Kollegen Alexander Rosen für den Kaugummi-Wurf bereits entschuldigt.

15.30 Uhr: Nicklas Bendtner war "eine Gefahr für die Gemeinschaft"

Klaus Allofs, Sportchef des VfL Wolfsburg, hat die Freistellung von Stürmer Nicklas Bendtner verteidigt. „Bei Nicklas sind konkrete Dinge vorgefallen. Wir haben ihn als Gefahr für unsere Gemeinschaft gesehen. Da mussten wir reagieren”, sagte Allofs am Sonntagabend im NDR-„Sportclub”.

Der Däne war in der vergangenen Woche vom Trainingsbetrieb freigestellt worden. Neben den unten bereits beschriebenen Eskapaden des Angreifers soll sich Bendtner in einem schlechten körperlichen Zustand befunden haben. Die Aussagen von Allofs deuten zudem darauf hin, dass Bendtner im Umgang wohl nicht ganz einfach war. Eines, um auf den ersten Eintrag von heute Morgen zurückzukommen, ist klar: Beim FSV Mainz 05 werden sie dem Spieler keinen Arbeitsvertrag vorlegen.  

Nicklas Bendtner ist vom Training beim VfL Wolfsburg freigestellt.
Nicklas Bendtner ist vom Training beim VfL Wolfsburg freigestellt.

© imago/Hübner

15:00 Uhr: Der wirklich teuerste Kaugummi der Welt

Da habe ich mich mit der Überschrift "Der teuerste Kaugummi der Welt" vergallopiert. Zum einen, weil noch nicht klar ist, ob Schmadtke überhaupt bestraft wird. Zum anderen, weil, wie Tagesspiegel-Leser "Rabattmarkensammler" mich gerade aufklärte, der "angeblich letzte Kaugummi des Trainer-Ruheständlers Sir Alex Ferguson nach Medienberichten bei Ebay für rund eine halbe Million Euro versteigert worden ist". Sachen gib's...

14.45 Uhr: Daniel Stendel als Kurzzeitlösung vorgestellt

Hannover 96 hat den neuen Cheftrainer Daniel Stendel vorgestellt und gleich mal deutlich gemacht, dass sie sich mit ihm weder eine Zukunft in der Ersten noch in der Zweiten Liga vorstellen können. „Wir haben ganz klar formuliert, dass er bis zum Ende der Saison in der Verantwortung ist“, sagte 96-Geschäftsführer Martin Bader bei der Vorstellung des 42 Jahre alten Trainers. „Wir werden uns parallel Gedanken machen, wer Cheftrainer sein wird“, kündigte Bader an. Stendel scheint seinem Vorgänger Thomas Schaaf zumindest in einer Hinsicht etwas voraus zu haben. Er sagt: "Die Tabelle können wir alle lesen." Schaaf hatte in der vergangenen Woche durchaus noch Hoffnung, dass es noch etwas werden könnte mit dem Klassenerhalt.

14.15 Uhr: Mentalitäts-Monster Didavi soll zum VfL Wolfsburg wechseln

In der Presseschau habe ich die "Stuttgarter Zeitung" vergessen, die hatte nämlich durchaus Interessantes zu vermelden: Demnach wechselt Daniel Didavi vom VfB Stuttgart in der kommenden Saison zum VfL Wolfsburg. Er soll laut der Zeitung sogar schon einen Vertrag unterschrieben und seine Wohnung in Stuttgart verkauft haben. Verkünden wolle er diesen Transfer jedoch erst später, um im Abstiegskampf des VfB nicht für Unruhe zu sorgen. „Ich werde das weder bestätigen noch dementieren“, zitiert die "Stuttgarter Zeitung" seinen Berater Karlheinz Förster.

Daniel Didavi (li.) wechselt laut einem Medienbericht in der kommenden Saison zum VfL Wolfsburg.
Daniel Didavi (li.) wechselt laut einem Medienbericht in der kommenden Saison zum VfL Wolfsburg.

© dpa

Das könnte nicht nur fußballerisch, sondern auch mental die Wolfsburger nach vorne bringen. Didavi gilt als ungemein ehrgeizig, zudem ist er ein klassisches Stehaufmännchen. Der 26-Jährige kam nach vielen schweren Verletzungen immer wieder zurück, und wenn alle schon nach dem Training in Richtung Kabine schlendern, kommt es öfter mal vor, dass der Mittelfeldspieler noch Standards übt. Man könnte auch sagen, dieser Didavi ist ein Mentalitäts-Monster.

13.45 Uhr: Ein Kaugummi, der teuer werden könnte

Noch ein Nachtrag zum Kaugummi-Werfer Schmadtke: Nun ermittelt der Deutsche Fußball-Bund gegen den Sportchef vom 1. FC Köln wegen dessen Kaugummiwurf von Hoffenheim. Der Kontrollausschuss habe den 52-Jährigen zu einer zeitnahen Stellungnahme aufgefordert, bestätigte der DFB am Montag in Frankfurt/Main. Erst im Januar war Schmadtke vom DFB-Sportgericht zu einer Geldstrafe von 6000 Euro verurteilt worden, weil er am 12. Dezember in der Partie bei Werder Bremen den Schiedsrichtern in der Halbzeitpause „Ihr Eierköppe werdet auch immer schlechter“ hinterhergerufen hatte.

Als Wiederholungstäter könnte dies ein ziemlich teurer Kaugummi für Schmadtke werden.

Jörg Schmadtke ruht nicht immer in sich wie in dieser Szene.
Jörg Schmadtke ruht nicht immer in sich wie in dieser Szene.

© dpa

13.15 Uhr: Weinzierl soll Schalkes Wunschkandidat sein

Zurück zu Potenzialen, die nicht genutzt werden und deshalb will ich mich Schalke 04 widmen. Die Schalker haben beim 0:3 in Ingolstadt eine gruselige Vorstellung abgeliefert. Das hatten sie bereits am vorherigen Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach getan. Warum sie dieses Spiel 2:1 gewannen, ist mir bis heute ein Rätsel. Jedenfalls steht Schalke aktuell auf dem siebten Tabellenplatz, und wenn man sich den Kader ansieht, Leroy Sané, Max Meyer, Leon Goretzka, das sind großartige Talente, dann fragt man sich schon, warum das so ist.

Löst Markus Weinzierl bald André Breitenreiter ab?
Löst Markus Weinzierl bald André Breitenreiter ab?

© imago/Eibner

Es war am Sonntag ja nicht nur Reiner Calmund im Sport1-Doppelpass, sondern auch der Schalker Manager Horst Heldt, der seinen Job dort bald los ist. Heldt meinte, wie ich finde, schrecklich kleinteilig gedacht, dass die Gegentore für die Schalker zum falschen Zeitpunkt gefallen seien und dass hier und da mal der Schiedsrichter daneben gelegen hätte. Dabei ist doch für jeden offensichtlich, dass bei Schalke 04 etwas grundsätzlich nicht stimmt.

Philipp Selldorf von der "Süddeutschen Zeitung" wurde im Doppelpass ebenfalls nach den Gründen für das schwache Abschneiden des Klubs gefragt, und der Sportjournalist kam interessanterweise zu der Einschätzung, dass das mit der Mentalität dieser Mannschaft etwas zu tun haben könne. So käme das Team mit Rückständen überhaupt nicht klar. Nun wird schon spekuliert, welchen Trainer der künftige Manager Christian Heidel nach Schalke holen wird. Laut "Sport-Bild" soll Markus Weinzierl der Wunschkandidat von Schalke sein. Und Horst Heldt, schreibt hessenschau.de, könnte Heribert Bruchhagen als Vorstandsvorsitzenden bei Eintracht Frankfurt beerben. Ob dann in Frankfurt die letzten Potenziale herausgekitzelt werden? Ich bin da skeptisch.

12.15 Uhr: Kann sich Thomas Schaaf nie von seiner alten Liebe lossagen?

Was schreiben den die anderen heute? Die Berliner ""Bild"-Ausgabe hat sich etwas Lustiges einfallen lassen: Sie zeigt Hertha-Torhüter Rune Jarstein, wie er vermutlich bei einem Freistoß Anweisungen an seine Vorderleute gibt. Er hebt zwei Finger. Die "Bild" titelt dazu: "Nein, Jarstein! Es waren leider 5 Stück!..." Also ich habe geschmunzelt. Dazu schreibt die "Bild" eine kleine Analyse mit dem knackigen Dardai-Zitat: "Wenn sich das Team so bewegt, muss das mein Fehler sein." Natürlich ist in allen Zeitungen, das hatte ich hier bisher noch gar nicht angesprochen, der Rauswurf von Thomas Schaaf bei Hannover 96 ein Thema. Der hatte in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass er Hannover nicht in der Zweiten Liga betreuen würde, was schon etwas absurd war angesichts der unzweideutigen Tabellensituation. Jetzt ist er also schon wieder raus bei Hannover, nach zehn Pleiten in elf Spielen. Die "Bild" schreibt, dass das Verhältnis zwischen ihm und der Mannschaft zerrüttet gewesen sei. Das heißt es ja oft, aber bei Schaaf fällt auf, dass exakt dies schon bei seinem vorherigen Klub Eintracht Frankfurt der Fall gewesen sein soll. Vielleicht konnte sich der Mann nie von seiner alten Liebe Werder Bremen lossagen.

Der "Kicker" hat Franck Ribéry auf dem Titelblatt abgebildet. Überschrift: "Ich bin wieder wichtig!" Und bei Schalke 04 ist demnach eine "Männer-Debatte" angestoßen worden. Doch zu Schalke später mehr.

Christian Eichler von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" kommentiert die Konzeptlosigkeit von Hannover 96, "Mann des Spieltages in der "FAZ" ist Franck Ribéry, der "im Rausch seines zweiten Frühlings" sein soll.

11.45 Uhr: Der 1. FC Köln spielt keine Bälle mehr ins Aus

Noch einmal zum 1. FC Köln. Die "Welt" zitiert FC-Trainer Peter Stöger mit den Worten: "Vielleicht ist das gut. Damit ist klar, dass ich das meinen Jungs und auch dem Gegner vor dem Spiel sagen werde. Wir werden die Bälle nicht mehr ins Aus spielen. Der Einzige, der das Spiel unterbricht, ist dann der Schiedsrichter. Dann gibt es eben die Kategorie Fair Play von den Mannschaften nicht mehr." Das ist doch im Grunde eine gute Nachricht für alle Fans des 1. FC Köln: Keine Bälle mehr ins Aus. Der FC spielt nächstes Jahr ganz oben mit, und bedanken können sich die Kölner bei den Schiedsrichtern.

11.15 Uhr: Hat Hertha BSC ein Bank-Problem?

"berlinmitte" glaubt, dass Hertha nicht genug Tiefe im Kader hat. Hier sein Kommentar: "Bisher ist die Hertha immer wieder gut zurückgekommen nach Niederlagen, ich traue Pal Dardai zu, dass er auch dieses Mal die Niederlage wieder aus den Köpfen rausbekommt. Hertha hat auf alle Fälle, trotz des schweren Restprogramms, eine gute Chance, es zu schaffen. Den einzigen Mangel sehe ich darin, dass von der Bank zu wenig kommt, dass Spieler wie zum Beispiel Beerens oder Stocker, die im vergangenen Jahr eine tragende Rolle inne hatten und schon über einen längeren Zeitraum immer wieder ihre Klasse nachgewiesen hatten, anscheinend nicht in der Lage sind, angemessen Druck auf die Stammspieler auszuüben.

Ist die Ersatzbank von Hertha BSC gut genug für die Champions League?
Ist die Ersatzbank von Hertha BSC gut genug für die Champions League?

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10.45 Uhr: Fairplay mit dem Kaugummi begraben

Charakter, Mentalität - das waren auch gestern Abend die großen Themen beim 1:1 zwischen der TSG Hoffenheim und dem 1. FC Köln. Die Kölner führten lange, ehe Kevin Volland in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielte. Doch dieser Ausgleich, da war sich Kölns Sportchef Jörg Schmadtke sicher, hätte niemals zählen dürfen, weil seiner Meinung nach zuvor ein Spieler seiner Mannschaft gefoult worden sei und es das Fairplay gebühre, den Ball ins Aus zu spielen, wenn ein Akteur verletzt auf dem Rasen liege. Die Hoffenheimer aber spielten den Ball nichts ins Aus, sondern ins Tor. Dies führte zu tumultartigen Szenen, die ihren Höhepunkt darin fanden, dass Schmadtke seinen Kaugummi aus dem Mund nahm und in Richtung Hoffenheimer Bank schleuderte. ""Wir beerdigen als Liga dieses Wochenende den Fair-Play-Gedanken", sagte Schmadtke nach dem Spiel. Ein paar Stunden später war ihm klar geworden, dass es nicht zusammenpasst, an den Fairplay-Gedanken zu appellieren und gleichzeitig seinen Kaugummi auf den Gegner zu werfen. Schmadtke entschuldigte sich telefonisch bei den Hoffenheimern.

Kölns Geschäftsführer Sport, Jörg Schmadtke, wollte am Sonntag unbedingt etwas loswerden.
Kölns Geschäftsführer Sport, Jörg Schmadtke, wollte am Sonntag unbedingt etwas loswerden.

© dpa

10.15 Uhr: "Mailand oder Madrid - Hauptsache nicht Dortmund. Verpiss dich Götze!"

Apropos Mentalität, da ist man in diesen Tagen schnell bei Mario Götze. Indirekt hatte der frühere Bayern-Künstler Mehmet Scholl dem aktuellen Bayern-Künstler die richtige Einstellung zu seinem Beruf abgesprochen, indem er behauptete, dieser Götze würde nicht fleißig genug trainieren. Nun kann das ein Mehmet Scholl, der bestimmt immer noch gut vernetzt ist bei den Bayern, sicher besser beurteilen als ich. Mich aber hat die Kritik an Götze in den vergangenen Wochen genervt. Immer wieder das gleiche Geleier, dabei war doch klar, dass der Spieler nach seiner über 100-tägigen Verletzungspause nicht gleich mit den Hochgeschwindigkeitsfußballern des FC Bayern mithalten würde und dass deshalb dieser Leistungsfanatiker Pep Guardiola eisenhart die fitten Costas und Comans und wie sie alle heißen Götze vorziehen würde. Jetzt aber hat dieser Götze zwei sehr ordentliche Spiele abgeliefert, eines in der Nationalmannschaft gegen Italien und eines mit dem FC Bayern am Wochenende gegen Frankfurt. Götze war gegen die Eintracht einer der besseren Bayern-Spieler und spulte auch fast die meisten Kilometer ab.

Mario Götze (li.) spielte zuletzt ziemlich überzeugend.
Mario Götze (li.) spielte zuletzt ziemlich überzeugend.

© dpa

Ob er nach dieser Saison zu Borussia Dortmund wechselt? Ich glaube es ja nicht. Und offenbar haben ein paar undankbare Fans von Borussia Dortmund überhaupt keine Lust auf den Nationalspieler. "Mailand oder Madrid - Hauptsache nicht Dortmund. Verpiss dich Götze!", stand beim Spiel gegen Werder auf einem Spruchband. Zu der Angelegenheit hatte sich am Wochenende beim "Sport1-Doppelpass der ehemalige Leverkusener Manager Reiner Calmund geäußert. Er sagte: "Jetzt lasst doch alle mal dieses Jungen in Ruhe." Recht hat er, und er wusste in der Causa so viel zu erzählen, wie er immer viel zu erzählen weiß.

Ich habe selbst schon meine Erfahrungen mit ihm gemacht. So sollte ich mich einmal mit ihm treffen, um ein Interview zum Saisonstart zu führen. Es hieß von seinem Management, ich habe eine halbe Stunde Zeit dafür. Ich habe dann aber kein Interview geführt, weil ich keine einzige Frage gestellt habe. Calmund hat mir ungefragt zwei Stunden statt der vereinbarten halben Stunde den Ausblick auf die kommende Saison - ich glaube, es war die Spielzeit 2012/13 - in aller Ausführlichkeit geschildert. Ich habe ihm ein paar Tage später das "Interview" stark gekürzt auf auf vier Din-A-4-Seiten zur Autorisierung geschickt. Er rief dann später noch einmal bei mir an: Es sei alles super, nur solle ich doch die Aussage, dass die Vorstandsvorsitzenden des VfL Wolfsburg schon braune Streifen vor lauter Angst in der Unterhose gehabt haben, in dem Interview drin lassen. Ich hatte dieses Bild für unschön gehalten und herausgenommen und ich hatte im Leben nicht daran gedacht, dass deswegen sein Einwand kommen würde. Ist einfach ein super Typ, der Calmund.

9.30 Uhr: Ist Hertha BSC gut genug für die Champions League?

Hertha BSC ist in jedem Fall eine Mannschaft, die in dieser Saison ihre Potenziale wunderbar ausschöpft, sicherlich auch im mentalen Bereich. Gestern aber kamen die Berliner bei Borussia Mönchengladbach ziemlich unter die Räder, 0:5. Mein Kollege Stefan Hermanns war da und hat "eine kollektive Minderleistung des gesamten Teams" beobachtet. Dabei hatte der sonst zurückhaltende Pal Dardai vor der Begegnung mal ein paar Kampfansagen rausgepustet. Aber es ist ein Kreuz: Wenn man einmal den Mund zu weit aufmacht, bekommt man eins drauf.

Es ist angesichts der Eindrücke von gestern unfair, aber glauben Sie, liebe Leserinnen und Leser, dass Hertha BSC schon bereit ist für die Champions League? Ich freue mich schon über Rückmeldungen, Sie können mir Ihre Antworten gerne über die Kommentarfunktion mitteilen. Ich ziehe diese dann in den Blog und stelle sie zur Diskussion.

War nix in Mönchengladbach: Genki Haraguchi (li.) und Vladimir Darida (re.) von Hertha BSC verlassen nach dem Spiel den Platz.
War nix in Mönchengladbach: Genki Haraguchi (li.) und Vladimir Darida (re.) von Hertha BSC verlassen nach dem Spiel den Platz.

© dpa

9.15 Uhr: Defizit an Mentalität beim VfL

Damit wären wir beim VfL Wolfsburg, dem Gegenstück zum FSV Mainz 05. Wolfsburg müsste von der finanziellen Grundausstattung vielleicht nicht mit Bayern um die Meisterschaft spielen, aber doch mit Borussia Dortmund um den Platz dahinter. Nun steht der sportliche Ableger eines der größten Automobilkonzerne abgeschlagen auf dem achten Rang, und tatsächlich fällt auf, dass der Klub vor allem Potenziale im Bereich der Mentalität nicht nutzt. Da wären die Geschichten von Max Kruse, wie er frühmorgens nach einem Spiel 75.000 Euro in einem Taxi liegen ließ oder von seinem Sturmpartner Nicklas Bendtner, dessen Wecker offenbar öfter schuld war, dass der Däne unpässlich zu Trainingseinheiten oder anderen Terminen war.

Nun sorgen die beiden für die größten Schlagzeilen, aber von diesem Defizit an Mentalität scheint die ganze Mannschaft befallen zu sein. Bei der 0:3-Niederlage am Freitag in Leverkusen zum Beispiel machte sich das an Kleinigkeiten bemerkbar, André Schürrle kassierte Gelb nach einem Frustfoul, Julian Draxler wegen Meckerns. Besonders ärgerlich für Wolfsburg ist, dass er deswegen im nächsten Bundesligaspiel gesperrt sein wird. Der Gegner: die Mentalitäts-Monster aus Mainz.

8.45 Uhr: Bilder, die man nicht vergisst

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

das war doch wunderschön volkstümlich, noch besser als der Fernsehgarten und es war auch mindestens so prickelnd wie Rosamunde Pilcher, was das ZDF am Samstagabend vom Mainzer Lerchenberg ausstrahlte: das aktuelle Sportstudio!

Zu Gast war Martin Schmidt, Trainer der FSV Mainz 05 und sozusagen Lokalmatador des Zweiten Deutschen Fernsehens. Der Schweizer Naturbursche erzählte von jungen Männern in den Bergen, die nur mit einer Unterhose bekleidet nachts in ihre Schlafsäcke steigen und bei klirrender Kälte im Stockdunkeln das Zelt verlassen müssen, um zu pinkeln. Später sagte er: „Das erzeugt Bilder, die du nicht vergisst.“ Im Publikum sah man zeitgleich Frauen mittleren Alters und Mainz-05-Schal um den Hals, die aufgeregt kopfnickend dem 48-Jährigen Zustimmung signalisierten. Ja, das sind Bilder, mein lieber Scholli.

Konkret erzählte Schmidt von einem Trip, den er mit seiner Mannschaft in der Winterpause in seine Heimatregion Wallis unternommen hatte. Auf 2700 Metern Höhe musste das Team, ohne vorher darüber informiert gewesen zu sein, in den Schweizer Bergen übernachten.

Martin Schmidt erklärte im aktuellen Sportstudio, warum es bei Mainz 05 so gut läuft.
Martin Schmidt erklärte im aktuellen Sportstudio, warum es bei Mainz 05 so gut läuft.

© imago/Martin Hoffmann

Diese Teambildungsmaßnahmen sind nun keine Erfindung des Mainzer Trainers. Ist doch alles ein alter Hut, hier mal zum Rafting, da mal an einem Seil befestigt in den Abgrund stürzen oder, wenn es ganz dumm läuft, dann hast du einen Trainer, der lässt dich barfuß über Glasscherben laufen. Auch ist es ein uralter Hut, dass man fehlende Klasse mit Kampf und vor allen Dingen Laufarbeit wettmachen muss. Aber genau das, hat Schmidt im Sportstudio erzählt, habe er seinen Spielern eingetrichtert. Da habe ich mich gefragt: Deswegen stehen die Mainzer, die eigentlich von ihrer finanziellen Grundausstattung gegen den Abstieg spielen müssten, auf dem sechsten Platz mit durchaus guten Chancen, sich noch für die Champions League zu qualifizieren? Weil sie mal zelten waren in den Bergen und weil sie ein paar wenige Kilometer mehr abreißen als die anderen? Das kann doch nicht das Geheimnis sein.

Dann aber kam der entscheidende Hinweis: die Mentalität. Schmidt klärte auf, dass die Rheinhessen ihre Spieler gezielt nach ihrem Charakter zu sich holen. Gute Manieren seien wichtig, neben und auf dem Platz. Dazu gehöre, so Schmidt, wenn ein Spieler gefoult werde, dürfe er sich nicht groß darüber aufregen, sondern er müsse dann aufstehen und sich mit dem Übeltäter abklatschen, also versöhnen. Demnach üben sie diese Verhaltensweisen gezielt bei den Mainzern. In den Bereichen Kondition, Technik und Taktik könne man nicht mehr viel herausholen, darin sei die Wissenschaft sehr weit, erklärte Schmidt. Für die Mentalität gelte dies aber nicht, hier gibt es demnach noch Potenziale.

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