zum Hauptinhalt

Sport: Unser Ottmar

Hitzfeld will mit dem FC Bayern Meister werden

München - Der Fußballlehrer Ottmar Hitzfeld leitete gestern das Mannschaftstraining des FC Bayern München. Er stand im Mittelkreis, die Hände hinter dem Rücken gekreuzt, und beobachtete das Geschehen. Sein Kotrainer Michael Henke nahm am Übungsspiel teil. Es war ein Spiel des Teams der Ersatzspieler, unter ihnen Podolski, Ottl, Karimi, Santa Cruz und Scholl, gegen ein Team, das man nach Felix Magaths Maßstäben die erste Elf nennen muss.

„Natürlich sage ich heute nichts über die Aufstellung“, sagte Hitzfeld allerdings danach – und das war dann auch alles an sportlichen Erkenntnissen. So bleibt in erster Linie sein Auftreten am Morgen bei seiner öffentlichen Vorstellung als neuer Trainer in Erinnerung. Er hat Felix Magath abgelöst – und wurde nicht wirklich als der neue Trainer vorgestellt. Sondern als der mit neuer Frische ausgestattete alte Trainer.

Hitzfeld ist schon von Juli 1998 bis Ende Juni 2004 Bayerntrainer gewesen, 72 Monate ohne Unterbrechung, länger am Stück als jeder andere Trainer in der Vereinsgeschichte. Hitzfeld hat in dieser Zeit einen Sack voller Trophäen gewonnen. Aber am Ende, sagte Manager Uli Hoeneß gestern, sei er „ausgebrannt und müde“ gewesen. Neben ihm stand Ottmar Hitzfeld im schwarzen Einreiher; der unterste Knopf war – wie jeder Stilratgeber es aufträgt – geöffnet. Hitzfeld sah gebügelt und perfekt aus wie selbst in ausgebranntesten Momenten. Aber anders als 2004, sagte Hoeneß, sei er nun wieder „wie das blühende Leben“. Ottmar Hitzfeld selbst sagte: „Die Pause hat mir sicherlich gut getan.“

Nach Udo Lattek, Franz Beckenbauer und Giovanni Trapattoni übernimmt er als vierter Trainer in der Bundesligageschichte der Münchner diese Position zum zweiten Mal. Als Beckenbauer in der Rückrunde 1996 für Otto Rehhagel einsprang, lösten die Bayern ihr Problem intern. Und auch Ottmar Hitzfeld ist beinahe eine interne Lösung. Denn erstens analysierte er für den Fernsehsender Premiere während seiner Auszeit Bayernspiele und sagt: „Ich kenne die Mannschaft.“ Zweitens ist bekannt, dass Hitzfeld und die Führung des FC Bayern oft Kontakt hatten. Uli Hoeneß nannte Hitzfeld gestern gar „unseren Ottmar“. Hitzfelds Vertrag läuft zunächst zwar nur bis zum Saisonende – aber eine Verlängerung ist möglich. „Wir haben keine Pläne über Juli hinaus“, sagte Hoeneß.

Hitzfeld betonte, wie nahe er dem FC Bayern München stehe: „Ich habe das Gefühl, dass ich nie weg war.“ Und dann sagte er noch einen anderen bemerkenswerten Satz: „Wenn man jetzt auf Platz vier in der Bundesliga abrutscht, läuten bei Bayern München natürlich die Alarmglocken. Und daher war ich vorbereitet.“ Er sagte, er habe mit einem Anruf der Bayern gerechnet, nur dass der Anruf noch vor dem Spiel in Nürnberg kommen würde, habe er nicht erwartet. Der Anruf kam aber vorgestern doch. Uli Hoeneß sagte: „Er hat innerhalb von drei Sekunden zugesagt“. Und fügte hinzu: „Wir haben noch vier Monate Zeit, und wir bauen auf einen starken Ottmar Hitzfeld.“ Anders gesagt: Hitzfelds Pause ist wirklich vorbei. Die Bayern wollen Meister werden.

Klaus Raab

Zur Startseite