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UNSERE Experten: Showtime in der Coachingzone

Bundestrainer Joachim Löw hat schon bessere Tage gehabt als den vergangenen Freitag. Erst schmiss er während des Spiels gegen Serbien Wasserflaschen durch die Coachingzone, dann verkündete er in der Pressekonferenz ziemlich überraschend die Bildung einer gesamtjugoslawischen Auswahl („Ich hatte das Gefühl, dass die Kroaten auch noch ein paar Möglichkeiten hatten.

Bundestrainer Joachim Löw hat schon bessere Tage gehabt als den vergangenen Freitag. Erst schmiss er während des Spiels gegen Serbien Wasserflaschen durch die Coachingzone, dann verkündete er in der Pressekonferenz ziemlich überraschend die Bildung einer gesamtjugoslawischen Auswahl („Ich hatte das Gefühl, dass die Kroaten auch noch ein paar Möglichkeiten hatten.“) Bei jedem anderen Turnier wäre ihm damit die inoffizielle Trophäe als unterhaltsamster Trainer nicht mehr zu nehmen gewesen. Bei der WM in Südafrika bleibt ihm lediglich ein undankbarer Platz 4. Wegen der bislang mauen Leistungen auf dem Rasen achtet die Journaille einfach viel lieber auf die Übungsleiter.

Zum Beispiel auf Englands Coach Fabio Capello, der zwar auf der Trainerbank eher den genervten Nussknacker gibt, aber nach dem Versehrtenkick gegen Algerien die Fans mit einer überraschenden Erklärung für die Pleite versorgte: Die Mannschaft, die spiele, sei nicht die Mannschaft, die er trainiere. Bliebe die Frage, wo der Austausch beider Teams denn stattfindet. Auf der Autobahn, in der Kabine, in der Herrendusche? Platz 2 geht an Raymond Domenech, der während der französischen Niederlage gegen Mexiko fast 90 Minuten mit unbewegter Miene an der Ersatzbank lehnte und dabei eher an ein plastiniertes Modell aus der Körperwelten-Aussstellung erinnerte als an einen Fußballtrainer aus Fleisch und Blut. Das muss man erst mal so hinbekommen und auch nicht zu lachen anfangen, wenn man zu allem Überfluss noch von Rotzlöffel Nicolas Anelka angepöbelt wird.

Platz 1 der Showtrainer-Charts bleibt aber, natürlich, für Diego Maradona reserviert, der nahezu täglich neue Schlagzeilen produziert, mal Pele anpöbelt („Ins Museum mit ihm“), mal Verbrechen ankündigt („Für meine Spieler würde ich töten!“) und hin und wieder ins erotische Fach abdriftet. Etwa wenn er sich für das eine oder andere Bussi für die Spieler rechtfertigen möchte: „Ich treffe mich regelmäßig mit Veronica. Sie ist blond und 31 Jahre alt. Ich bin keineswegs homosexuell.“ Das reicht für Platz 1. Bei Weitem.

Philipp Köster ist Chefredakteur von 11 Freunde und kommentiert hier im Wechsel mit Marcel Reif, Arnd Zeigler, Michael Oenning und Fredi Bobic die WM.

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