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UNSERE Experten: Zwei Modelle, ein Sieger

Es war im Grunde ein perfektes Finale. Egal, wie es gestern Abend ausgegangen sein mag (das Spiel war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet).

Es war im Grunde ein perfektes Finale. Egal, wie es gestern Abend ausgegangen sein mag (das Spiel war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet). Denn es sind nicht nur zwei Mannschaften aufeinander getroffen, die eine völlig unterschiedliche Spielanlage haben, sondern es standen sich auch zwei Modelle, zwei Wege in dieses Finale gegenüber.

Auf der einen Seite die spanische Mannschaft. Sie ist vom ersten Spiel ohne Schwierigkeiten in dieses Endspiel gekommen. Es gab keine schwerwiegenden Verletzungen mit Ausnahme von Stürmer David Villa, der im Halbfinale nach einer halben Stunde ausfiel. Aber er war nur ein wichtiger Spieler, kein Schlüsselspieler. Ansonsten war Trainer Luis Aragones nie gezwungen, seine Taktik, sein Spielsystem zu überdenken, weil er beinahe in jedem Spiel bestätigt wurde.

Auf der anderen Seite die deutsche Mannschaft. Ihr Weg nach Wien war geprägt von Höhen und Tiefen. Immer wieder musste das Team vonTrainer Joachim Löw Drucksituationen meistern, selbst im scheinbar perfekten Spiel gegen Portugal. Die Niederlage gegen Kroatien, das bescheidene Spiel gegen Österreich, die Verletzung von Torsten Frings, das schwache Halbfinalspiel gegen die Türkei und jetzt die Sorgen um Michael Ballack – ständig war die Mannschaft und der Trainerstab gezwungen, die Situation genau zu analysieren, zu reflektieren und Veränderungen vorzunehmen. Nur hat sie das nicht etwa geschwächt, sondern gestärkt. Die deutsche Mannschaft bekam nach der Vorrundenniederlage gegen Kroatien die Möglichkeit, sich auszusprechen und so etwas schweißt ein Team zusammen, macht es stark und belastbar für weitere Spannungs- und Krisenmomente. Die Spanier dagegen hatten diese Notwendigkeit bis zum Finale nicht. Aber egal, wer gestern gewonnen hat – Erfolg versprechend sind beide Wege jetzt schon.

Hier kommentierten Marcel Reif, Mirko Slomka, Fredi Bobic, Nadine Angerer und Lars Ricken im Wechsel die EM. Alle Kolumnen unter www.tagesspiegel.de/em2008.

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