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Sport: Unsere kleinen Weltmeister

Von Christoph Daum Wie stets nach einer WM werden auch diesmal wieder überall auf der Welt viele, viele Kinder ihre Begeisterung für Fußball entdecken. Sie eifern ihren Idolen nach und wollen spielen, spielen, spielen.

Von Christoph Daum

Wie stets nach einer WM werden auch diesmal wieder überall auf der Welt viele, viele Kinder ihre Begeisterung für Fußball entdecken. Sie eifern ihren Idolen nach und wollen spielen, spielen, spielen. Aber wo?

In Südkorea und der Türkei hat das Erreichen des Halbfinales einen Boom ausgelöst. Hier werden Fußballschulen für die euphorischen Kleinen entstehen. In Brasilien, wo die Stars ihre Kindheit oft in armen Verhältnissen verbrachten, sehen viele im Fußball ihre Möglichkeit zum sozialen Aufstieg. Weil die Vereine die Talente gar nicht mehr aufnehmen können, lebt hier der Straßen- und Strandfußball.

Und in Deutschland? Der Erfolg bei der WM eröffnet Chancen - und birgt ein Risiko. Ich hoffe, dass die notwendige Reform der Nachwuchsarbeit nicht aus Übermut vergessen wird. Gerade jetzt muss die Fußballbegeisterung professionell aufgenommen werden. Zwei Aspekte spielen dabei eine Rolle: Straßenfußball gibt es in Deutschland fast nicht mehr, und das veränderte Freizeitverhalten führt zu mangelnder Bewegungserfahrung. Dem organisierten Training kommt mehr Bedeutung zu.

Viele Eltern fragen sich, wie sie ihre Kinder am besten fördern können. Angenommen, bei Eignungstests stellt sich Talent heraus: Welcher Verein ist dann der richtige? Und schon ist die falsche Frage gestellt. Denn nicht der Verein ist wichtig, sondern der Trainer. Fußballfachmann muss er sein, aber auch einfühlsam, hilfsbereit, begeisternd und geduldig, sonst hat es keinen Zweck. In großen Vereinen herrscht oft sehr früh starker Leistungsdruck. Hinzu kommt übertriebener Ehrgeiz der Eltern. Doch Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, sie müssen sich wohl fühlen können. Stille Talente verkümmern schnell auf der Bank. Das beste Jugendtraining kann Spielerfahrung nicht ersetzen. Erst mit 12 bis 14 Jahren kommt der Wechsel zu einem namhaften Verein in Betracht.

Neben den Vereinen bieten sich auch in Deutschland private Fußballschulen an. Das ist eine Alternative, aber auch hier gilt: darauf achten, dass den Kindern nicht die Freude am Spiel geraubt wird. Manche Schulen binden schon die Jüngsten vertraglich auf Jahre. Hier würde ich abraten. Das führt oft in Abhängigkeit und setzt die Kinder unter einen unnötigen Druck.

Es muss daran erinnert werden: Nur die wenigsten Fußballschüler werden zu Profis. In erster Linie ist Fußball ein Freizeitsport. Aber sein Einfluss auf die moralische und soziale Entwicklung ist in jedem Fall groß. Gute Trainer wissen das. Gute Eltern auch.

Der Fußballlehrer Christoph Daum analysiert an dieser Stelle täglich die WM.

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