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Wackelt hier was? Unions Trainer Uwe Neuhaus bleibt noch gelassen.

© Matthias Koch

Unten drin: Union sucht den Knipser

Der Fehlstart des 1. FC Union ist endgültig perfekt. Die Mannschaft wartet immer noch auf den ersten Pflichtspielsieg, was auch daran liegt, dass ein echter Torjäger fehlt.

Berlin - Daniel Stenz dürfte wenig geschlafen haben. Der Videoanalyst des 1. FC Union Berlin musste bis Donnerstagmittag die wichtigsten Sequenzen der ernüchternden 1:4-Niederlage beim VfL Osnabrück zusammenstellen. „Die Analyse fand in aller Deutlichkeit und Schärfe statt, aber ohne Polemik und Häme“, sagte Unions Trainer Uwe Neuhaus. „Die Fehler wurden klar angesprochen. Es war fast so wie immer.“

Wie immer in dieser Saison war auch, dass Union in Osnabrück nicht als Sieger vom Platz ging. Neu ist jedoch, dass die Mannschaft als Tabellen-Siebzehnter nun auf einem Abstiegsplatz steht. Das kam in der vergangenen und der aktuellen Saison nicht vor. „Wir sind im Abstiegskampf angekommen“, sagte Teammanager Christian Beeck.

In Osnabrück schienen die Köpenicker noch weit von dieser Erkenntnis entfernt zu sein. Union fehlte der Mut wie im Stadtderby gegen Hertha BSC (1:1) wenige Tage zuvor. In der Abwehr ließ man einfach zu viel zu. „Die Entstehung des ersten Osnabrücker Tores war viel zu einfach“, sagte Neuhaus, ohne Namen zu nennen. Es wäre auch schwer, Einzelne heraus zu nehmen – versagt hatte die gesamte Mannschaft. Diese brachte zum 15. Mal hintereinander auswärts keinen Sieg zustande. Kritik bekam aber auch die Offensive ab. Schon nach 45 Minuten hatten Angreifer Karim Benyamina und Mittelfeldmann Björn Brunnemann den Platz verlassen müssen. Ihnen fehlte die letzte Entschlossenheit. „Ich will vorn einen Typ haben, der sich mit aller Gewalt rein wirft und den Ball über die Linie drückt“, sagte Neuhaus.

Den eingewechselten Chinedu Ede wollte er wegen dessen vergebener Großchance beim Stand von 1:2 keinen Vorwurf machen. „Er war motiviert, hat für viel Bewegung gesorgt. Den Schwarzen Peter würde ich auch nicht John Mosquera oder Karim Benyamina, der gar keine Torchance hatte, zuschieben“, sagte Neuhaus. „Jedem, der vorn dafür zuständig ist, kann man sagen, dass er noch gieriger auf Tore sein muss.“

Santi Kolk hat dies mit seinen Treffern gegen Fürth (1:2) und Hertha schon bewiesen. Dennoch saß der Niederländer in Osnabrück zunächst auf der Bank, weil Neuhaus die gegen Hertha bewährte Formation nicht verändern wollte. Doch schon nach der Partie stellte Neuhaus Kolk für das Spiel am Sonntag gegen den MSV Duisburg eine Einsatzgarantie aus, Kolk wird von Beginn an spielen. „Er hat viele Situationen erkannt und Räume gesehen. Er hat einige Schussversuche gehabt, aber er kann nicht jede Woche treffen“, lobte Neuhaus Kolk nach dem Spiel in Osnabrück. Fast schon demonstrativ kam Neuhaus vor dem Auslaufen am Donnerstag zusammen mit dem Hoffnungsträger aus der Kabine.

In der Umkleide saßen mit Kapitän Torsten Mattuschka, Ahmed Madouni und Dominic Peitz drei Mitglieder des Mannschaftsrates länger zusammen, während die anderen Akteure schon auf dem Rasen oder im Wald waren. „Wir haben uns ausgetauscht“, sagte Mattuschka. Die Situation scheint ernst. Der Trainer kann aber offensichtlich noch in Ruhe arbeiten. Zumal er auch nicht der Typ ist, der schnell aufgibt. „Es geht nicht um Uwe Neuhaus, sondern um Union Berlin“, sagt der Trainer. Sie geben sich in Köpenick weiter gelassen – trotz der Krise. Die ist seit dem Spiel in Osnabrück allerdings nicht mehr wegzureden.

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