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Sport: Unter Aufsicht gestellt

Wie Hertha sein Talent Christian Müller schützt

Berlin - Die ersten Fragen an Christian Müller stellt der Pressesprecher von Hertha BSC selbst. „Ging das nicht alles ein bisschen schnell?“ Der 20-jährige Müller antwortet: „Ja, das ging alles sogar fast zu schnell.“ Ein paar Fragen später: „Sag mal, hast du eigentlich einen Glücksbringer?“ „Ja, mein Schweißband, das ich immer am rechten Arm trage.“ Der Mittelfeldspieler soll sich erst einmal in der für ihn neuen Situation zurechtfinden. Dreimal hat Müller für Hertha in der Bundesliga gespielt, zweimal von Anfang an. Und dabei gleich zwei Tore geschossen. Er hat sich sehr schnell in den Vordergrund gespielt, deshalb haben ihm die Verantwortlichen von Hertha zunächst verboten, Interviews zu geben. Sie wollten so dafür sorgen, dass sich der junge Mann weiter auf das Fußballspielen konzentriert.

Das Interesse an dem gebürtigen Berliner, der mit seinen Toren dazu beigetragen hat, dass Hertha in der Tabelle gut dasteht, war aber einfach zu groß. Jetzt sollte die Kommunikation wenigstens gesteuert werden. Vor zwei Tagen hatte der Klub bereits ein Interview mit Müller auf seine Internetseite gestellt, gestern nun durfte Müller – unter Aufsicht – nach den Fragen des Pressesprechers zum ersten Mal auch den Journalisten antworten.

Anders als auf dem Fußballplatz, wo er einen abgeklärten und durchsetzungsstarken Eindruck macht, antwortet Müller zurückhaltend, fast schüchtern. Dabei hat er eine interessante Geschichte zu erzählen. Christian Müller wollte schon immer Fußballprofi werden, deshalb hat er nach der 9. Klasse die Schule abgebrochen. „Das war ein großes Risiko. Meine Mutter hat damals viel gemeckert, aber jetzt steht sie hinter mir.“ Als er wegen einer Achillessehnenverletzung in der A-Jugend über ein Jahr pausieren musste und ihm die Ärzte im Krankenhaus sagten, dass er vielleicht nicht weiter Fußball spielen könne, hat er mehrere Tage mit niemandem gesprochen. Und zu Gott gefunden. „Er hat mir mein Talent gegeben, und auch da hat er mir geholfen.“

Nur wenn er über Fußball spricht, geht Müller ein bisschen aus sich heraus. Über sein Tor in Kaiserslautern habe er sich „voll krass gefreut“. Noch ein paar Fragen über seine Vorbilder (Thomas Häßler) und seine Lieblingsposition (hinter den Spitzen), dann hat Christian Müller seine erste Pressekonferenz heil überstanden. Heute Abend darf er wieder Fußball spielen. Hertha bestreitet (19 Uhr, in Neuruppin) ein Testspiel gegen den polnischen Erstligisten Zaglebie Lubin.

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