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Sport: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Hertha BSC schweigt bei der Frage, wer neuer Trainer wird – einfacher ist die Antwort, wer es nicht wird

Berlin. Kjetil Rekdal hat gestern wieder Vertragsverhandlungen geführt – mit Valerenga Oslo. Von Hertha BSC hat der Norweger weiterhin „überhaupt nichts“ gehört und mit Dieter Hoeneß, dem Manager des Fußball-Bundesligisten, auch schon länger keinen Kontakt mehr gehabt. Rekdal, früher Kapitän bei Hertha, galt einmal als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge von Huub Stevens. Norwegische Medien haben sogar berichtet, Rekdal bestehe darauf, dass in seinen neuen Vertrag mit Valerenga eine Ausstiegsklausel für Hertha BSC aufgenommen werde. „Das stimmt nicht“, sagt Rekdal. Wahrscheinlich ist eine solche Klausel auch gar nicht mehr nötig.

Das liegt weniger an Rekdal als an den Umständen, die sich in den letzten sieben Wochen entscheidend verändert haben. Vor sieben Wochen, nach der 1:4-Niederlage gegen Leverkusen, war Hertha noch ein ambitionierter Klub in einer temporären Krise. Kurz vor Ende der Hinserie aber ist Hertha trotz dem 1:1 in Dortmund ein richtiger Abstiegskandidat – mit all seinen irrationalen Begleiterscheinungen. Die Situation ist inzwischen so ernst, dass sich der Verein keine Experimente erlauben kann. Das spricht gegen den erst 35 Jahre alten Rekdal, der gerade an seiner Abschlussarbeit für die Trainerlizenz arbeitet (Thema: Die Rolle Kjetil Rekdals in der norwegischen Nationalmannschaft).

Es spricht auch gegen Asgeir Sigurvinsson, der zuletzt ebenfalls auffallend häufig genannt wurde. Sigurvinsson hat sich als Trainer von Islands Nationalmannschaft einen guten Namen gemacht. „Wieso soll er nicht Trainer bei Hertha werden?“, fragt Eyjölfur Sverrisson, der wie Sigurvinsson für den isländischen Fußballverband arbeitet. „Wäre doch eine schöne Geschichte. Allerdings muss Hertha dann tief in die Tasche greifen, um ihn freizukaufen.“ Sigurvinssons Makel ist, dass er noch nie mit einer Klubmannschaft gearbeitet hat und die speziellen Eigenheiten nicht kennt.

Dieter Hoeneß sagt: „Wir haben konkrete Vorstellungen. Aber wir sind nicht gewillt, darüber öffentlich zu diskutieren.“ Diese defensive Haltung ist eine Lehre aus der Vergangenheit. Den Berlinern wurde immer die Sehnsucht nach einem internationalen Toptrainer nachgesagt, und als Hertha auch auf den ersten Blick eine respektable Adresse war, hat es sogar einmal Verhandlungen mit Arsène Wenger, dem Franzosen von Arsenal London, gegeben. Doch statt einen Weltmann präsentierte Hertha dann mit Huub Stevens einen überzeugten Arbeiter aus der niederländischen Provinz.

Mögliche Kandidaten sind nun alle international erfolgreichen Trainer, die freiwillig einen Anzug am Arbeitsplatz tragen. Etwa Christian Gross vom FC Basel. Mit seinem Klub hat der Schweizer vor einem Jahr die Zwischenrunde der Champions League erreicht, im Sommer war er als Trainer bei Schalke im Gespräch. Die Verhandlungen scheiterten daran, dass Gross mit Basel um einen Punkt die Meisterschaft verpasst hat. „Ich kann hier nicht als Zweiter weggehen“, hat er damals gesagt. Inzwischen, zur Winterpause, ist er mit Basel zwar aus Pokal und Uefa-Cup ausgeschieden, dafür hat Gross in der Meisterschaft 17 von 18 Spielen gewonnen. Basel führt die Tabelle mit 14 Punkten Vorsprung an. Er könnte als Erster gehen.

Bis zum Trainingsauftakt im Januar will Hoeneß den neuen Trainer präsentieren. Möglicherweise schöpft er diese Zeitspanne bis zum Äußersten aus, um abzuwarten, wie sich Andreas Thom bei seiner Aufgabe bewährt. Der Interimscoach ist bei den Fans sehr beliebt, besitzt in der Mannschaft eine hohe Akzeptanz, und Hoeneß musste schon einmal Volkes Liebling (Falko Götz) gehen lassen, weil er bereits einen anderen Trainer (Huub Stevens) verpflichtet hatte. Nach dem 1:1 in Dortmund hat es schon Spekulationen gegeben, dass Thom länger bleiben könnte als nur drei Spiele. Herthas Aufsichtsratschef Rupert Scholz sagt zu dieser Möglichkeit: „Wir schließen nichts aus.“ Immerhin.

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