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Sport: Unter dem Biertisch

Benedikt Voigt über das niedrige Niveau im BasketballBund Man muss dem Deutschen Basketball–Bund gratulieren. Ihm ist das außergewöhnliche Kunststück gelungen, innerhalb nur weniger Stunden nach dem traumatischen Aus bei der EM in Schweden die Aufmerksamkeit von der Mannschaft zu lenken.

Benedikt Voigt über das niedrige Niveau im BasketballBund

Man muss dem Deutschen Basketball–Bund gratulieren. Ihm ist das außergewöhnliche Kunststück gelungen, innerhalb nur weniger Stunden nach dem traumatischen Aus bei der EM in Schweden die Aufmerksamkeit von der Mannschaft zu lenken. Bei dem Versuch, den Trainer als Hauptschuldigen auszumachen, blamierte sich der Verband gleich selbst. Zwar versuchte Roland Geggus am Tag darauf noch zu retten, was zu retten ist. „Wolfgang Hilgerts Äußerungen werden offensichtlich missinterpretiert“, sagte der Präsident des Deutschen Basketball-Bundes. „In der allgemeinen Erregung und in der späten Stunde ist das missverständlich rübergekommen.“ Ein netter Versuch, doch er kommt zu spät.

Nach dem peinlichen nächtlichen Auftritt des Vizepräsidenten Wolfgang Hilgert herrscht in der Führungsspitze ein Durcheinander. Der eine sagt, Dettmann wird nie mehr Bundestrainer sein, der andere sagt, darüber müsse noch gesprochen werden. Dieses Auftreten uneinheitlich zu nennen, wäre noch beschönigend. Die erste Erregung oder das erste Frustbier fallen als Entschuldigung für Hilgerts Verhalten aus. Der Leistungssportchef des DBB wiederholte nur das in aller Öffentlichkeit, was er während der Vorrunde einem engeren Kreis erklärt hatte. In der Nacht zum Dienstag sagte er: „Endlich haben wir es hinter uns.“

Ein solch niedriges Niveau besaß bei der Basketball-EM kein einziger deutscher Spieler. Offen tritt plötzlich zu Tage, was der Erfolg in den letzten Jahren zugedeckt hatte: die Unprofessionalität im Verband. „Biertischmentalität“ nennt ein hochrangiger Basketball-Insider die Einstellung einiger Funktionäre. Jenen Personen im Verband, die dagegen professionell auftreten, muss der Vorwurf gemacht werden, die Zuspitzung in der Trainerdebatte nicht verhindert zu haben. Dettmann mag manchen Coachingfehler begangen haben, trotzdem ist er immer noch der Trainer, mit dem der Verband die Bronzemedaille bei einer WM gewonnen hat. Schade nur, dass sich die Mannschaft wieder dem Funktionärsniveau annähert.

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