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Sport: Unter Freunden

Australiens Star Thorpe schwimmt gegen seinen Landsmann Hackett um Gold

Athen - Don Talbot ist gekommen, ein umgänglicher Mann, der freundlich redet und ein Baseballcap mit der Aufschrift „Australia“ trägt. Das Problem ist nur, dass hier, am Absperrgitter des Olympia-Pools, keiner der zahlreichen Journalisten wirklich mit der australischen Schwimmtrainer-Legende sprechen will. Sie wollen alle etwas von Ian Thorpe, aber der steht ganz hinten, am Ende des Pools, und sagt irgendetwas zu seinem Kumpel Grant Hackett. Thorpe gibt in Athen keine Interviews nach einem Training. Er will seine Ruhe.

Heute findet das Rennen über 400 m Freistil statt, am Montag das über 200 m Freistil, da geht es gegen den Niederländer Pieter van den Hoogenband und den Amerikaner Michael Phelps, den Weltrekordler. Für die amerikanischen Zeitungen sind die 200 m Freistil „das Rennen des Jahrhunderts“.

Aber Thorpe denkt jetzt noch nicht an Montag. Er denkt, davon kann man ausgehen, mehr an Grant Hackett, denn er hat durchaus Chancen, Thorpe heute zu besiegen. Ausgerechnet über 400 m Freistil. Das ist Thorpes Strecke. Seit 1998 hat er über 400 m Freistil kein Rennen mehr verloren. Vor allem aber wäre eine Niederlage wegen dieser Vorgeschichte besonders bitter. Bei der australischen Olympia-Qualifikation fiel Thorpe beim 400-m-Freistil-Rennen frühzeitig vom Startblock, wurde disqualifiziert und darf nur deshalb in Athen über diese Strecke starten, weil Craig Stevens zugunsten Thorpes verzichtete.

In den australischen Medien ist das Startblock-Drama kein Thema mehr. Die australischen Journalisten achten mehr auf den Zweikampf mit Hackett. Er und Thorpe wohnen in Athen im gleichen Zimmer. Thorpe war 14, als er in die australische Nationalmannschaft kam, er war der Jüngste, und er hatte mächtigen Respekt vor den vielen großen Namen. Er traute sich nur, zu einem Teamkollegen intensiveren Kontakt aufzunehmen. Der andere war 16, er entwickelte einen Draht zu dem Jüngeren und integrierte ihn langsam in die Gemeinschaft der Stars. Damals begann die Freundschaft zwischen Grant Hackett und Ian Thorpe.

Jetzt könnte ausgerechnet Thorpes bester Freund die Erfolgsserie des Stars auf dessen Spezialstrecke beenden. Hackett ist eigentlich ein 1500-m-Spezialist, aber „er ist auch über 400 m sehr, sehr gut, weil er zur Zeit in fantastischer Form ist“, sagt ein australischer Journalist. Aber Thorpe hat schon mal erklärt: „Wenn ich mich richtig konzentriere, kann ich persönliche Bestzeit schwimmen.“ Diese liegt bei 3:40,08 Minuten. Es ist der Weltrekord.

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