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Sport: Unterricht in zwei Klassen

Sportprofis lehren – und bekommen zu viel?

Berlin - Ziemlich unaufgeregt, mit gerade mal einer Handvoll Wortmeldungen zu Formalien und keinerlei Kontroversen verlief die Mitgliederversammlung des Landessportbundes (LSB) im Schöneberger Rathaus vor einer Woche. Das korrespondierte nicht ganz mit der realen Lage, denn Probleme – auch inhaltlicher Art – gibt es eine ganze Reihe. Der ohne Gegenstimme bestätigte Präsident Klaus Böger riss in seinem Bericht immerhin einige davon an. Zum Beispiel das Thema Ganztagsschule und Sport. Der ehemalige Bildungssenator von Berlin sagte: Manche müssten das Missverständnis ablegen, dass Ganztagsschule heiße, „den ganzen Tag Schule“. Zu Bildung und Erziehung gehöre auch Sport, und die Vereine seien an den Schulen „gut platziert und vernetzt“.

Je mehr Angebote an den Bildungseinrichtungen um so besser, und deshalb sei auch die neue Initiative „Profiklubs machen Schule“, bei der sich vor allem Basketballklub Alba engagiere, zu begrüßen. Was aber auf Kritik stößt, ist die mögliche Ungleichbehandlung der Vereine des organisierten Sports und der Profiklubs in den Honoraren für die Übungsleiter. „Das würde eine Zwei-Klassen-Gesellschaft schaffen, und das werden wir nicht hinnehmen“, sagte Böger. „Wenn die einen das und die anderen das Doppelte pro Doppelstunde erhalten, ist das kein gutes Signal. Aber wir sind optimistisch, eine Änderung zu erreichen.“ Die könne nicht daran liegen, dass die Sätze bei den Profiklubs reduziert werden, sondern müsse in einer Anhebung für die LSB-Vereine liegen.

Der Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hat sich in einer Anhörung mit der Problematik befasst. Der Sportjugend-Vorsitzende und LSB-Vizepräsident Tobias Dollase legte dabei Zahlen und Fakten vor. Aktuell kooperieren beide Seiten in zwei Programmen miteinander: „Schule und Verein“ und Integrierte „Sekundarschule/ISS und Sportverein“. In ersterem liegt das Honorar bei 13 Euro je Doppelstunde. Im Programm „ISS und Sportverein“ beträgt es 27,56 Euro je Doppelstunde. Die von der Senatsverwaltung unterstützte Kooperation „Profiklubs machen Schule“ soll von der Stadt im ersten Jahr mit 150 000 Euro, im zweiten mit 200 000 Euro angeschoben werden. Der Beschluss dazu sei ohne Vorlage durchgewinkt worden, berichtet Steffen Sambill vom LSB-Sportjugend-Vorstand. „Das kann es nicht sein, so wird der Sport gespalten“, meint er. Das Honorar für lizensierte Übungsleiter beim Profiklubprogramm betrage 25 Euro je Doppelstunde. Die Zuwendungssumme für das Programm „Schule und Verein“ ist seit 2008 konstant. Gleichzeitig gibt es aber immer mehr Anträge für Kooperationen, die nicht berücksichtigt werden können. Seit Start des Programms 1993 ist der Honorarsatz von 13 Euro pro Doppelstunde gleich geblieben. Das liege, so Dollase, unterhalb der Mindestlohngrenze.

Mit Erstaunen nahmen die LSB-Vertreter in der Anhörung die Erklärung von Thomas Poller, Schulsport-Referent des Senats, zur Kenntnis, der „keine Mehr-Klassen-Gesellschaft“ bei der Übungsleiter-Honorierung feststellen wollte. Klaus Weise

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