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Sport: Urlaub mit Folgen

Wie Dresdens Torhüter in Kontakt mit einem mutmaßlichen Wettbetrüger kam

Berlin - An sein erstes Treffen mit Ante S. kann sich Ignjac Kresic noch erinnern. Es muss einige Jahre her sein, da machte der kroatische Fußballer in seiner Heimat bei Split einen Sommerurlaub. In einer Kaffeebar am Strand sei plötzlich Ante S. auf ihn zugekommen. „Wir haben uns ein bisschen über Fußball unterhalten und über Kroaten in Deutschland“, erzählt Kresic, der Torwart beim Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden ist, auf Nachfrage. „Danach habe ich monatelang nichts von ihm gehört.“

Am 8. Juni 2003 sei Ante S., inzwischen eine der mutmaßlichen Hauptfiguren im Skandal um manipulierte Fußballspiele, dann im Stadion aufgetaucht. „Nach dem Spiel gegen Preußen Münster haben wir uns unterhalten und Telefonnummern ausgetauscht“, sagt Kresic. „Er hat mich dann öfter angerufen und mich vor Spielen gefragt, ob ich mit einem Sieg rechne und welche Spieler verletzt sind.“

Inzwischen sitzt Ante S. in Haft. Gegen ihn und seinen Bruder Milan S., Inhaber des Berliner Cafés King, wird wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt. In dem Lokal hatte die Polizei bei einer Razzia Wettscheine in Millionenhöhe gefunden. „Ich habe Ante als einen netten, ordentlichen Menschen kennen gelernt“, sagt Kresic. „Er hat mich nie zu einer Manipulation angestiftet und andere Kroaten aus Berlin auch nicht.“

Das Spiel der Dresdner gegen Münster geriet in den Blickpunkt, nachdem Dynamo eingeräumt hatte, 15 000 Euro für den 3:2-Sieg kassiert zu haben. Bei dem Spiel am letzten Spieltag der Saison 2002/2003 ging es für beide Vereine sportlich um nichts. Die Prämie will der Spieler Ranisav Jovanovic von einem Unbekannten angenommen haben. Bei seinem Manipulations-Geständnis hatte Schiedsrichter Robert Hoyzer aber auch Kresic belastet. Daraufhin wurde dessen Wohnung durchsucht.

Am Donnerstag bestätigte der Anwalt von Kresic, dass sein Mandant mit Ante S. in Kontakt gestanden habe. Nach Medienberichten soll Ante S. versucht haben, Kresic für Manipulationen zu gewinnen. Nachdem das gescheitert sei und Ante S. Wetteinsätze verloren hätte, habe dieser den Spieler zur Rede stellen wollen. Kresic habe daraufhin den Sicherheitschef von Dynamo Dresden, Joachim Exner, eingeschaltet. „Herr Kresic schilderte mir, er habe möglicherweise ein Problem mit einem Kroaten aus Berlin“, wird Exner im „Focus“ zitiert. „Herr Kresic vermute, dieser Kroate hätte eine Wette gegen Dynamo Dresden verloren und sei womöglich böse auf ihn.“

Ignjac Kresic, der Medienanfragen bislang abgeblockt hatte, wirkte am Donnerstag gelöst. „Am Freitag treten wir in Frankfurt bei der Eintracht an“, sagte der Torwart. „Danach wird alles hoffentlich wieder ein bisschen normal.“

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