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Star des Anstoßes: Kobe Bryant hat eine Debatte entfacht, die das US-Team bis ins Olympia-Finale verfolgt.

© AFP

US-Basketball-Team: Gold ist nicht genug

Für die US-Basketballer geht es im Endspiel am Sonntag um 16 Uhr gegen Spanien um mehr als die Medaille – die Fans erwarten naturgemäß einen spektakulären Sieg, erst recht nach den markigen Worten von Kobe Bryant.

Manu Ginobili packte die Geschehnisse eines Jahrzehnts in zwei Sätze. Im internationalen Basketball habe „in der letzten Dekade jedes Team versucht, sie zu bespielen“, sagte Ginobili dem Fernsehsender „ESPN“. „Aber wenn sie ihre Dreier treffen“, führte der argentinische Superstar aus, „gibt man sich die Hand, sagt ,gutes Spiel‘ und macht sich bereit für das nächste Spiel.“ Sie – die übermächtigen Amerikaner.

Ginobilis Sätze waren auch nach dem Halbfinale von London wieder von allgemeiner Gültigkeit. Obwohl die Argentinier das Ergebnis eine Halbzeit lang ausgeglichen gestalteten, zog die US-Auswahl standesgemäß 109:83 ins Olympia-Finale ein, in dem sie heute (16.00 Uhr) auf Spanien trifft. Der Europameister hatte zuvor sein Halbfinale gegen Russland 67:59 gewonnen und damit die Vorarbeit für eine Neuauflage des Endspiels von 2008 geleistet, in dem die US-Mannschaft von Coach Mike Krzyzewski die ohnehin famose Olympia-Bilanz des Landes weiter aufbessern kann: Seit 1936 haben die US-Basketballer 13 von 17 olympischen Titeln gewonnen, nur einmal blieben sie ohne Medaille – beim Boykott der westlichen Staaten 1980. Für die Startruppe um Kobe Bryant, LeBron James und Kevin Durant geht es aber naturgemäß um mehr als die Goldmedaille. In der ganzen Welt erwarten Basketball-Fans spektakuläre Siege. Das nervt die Spieler bisweilen. Unschuldig sind sie daran nicht.

Schließlich hatte Kobe Bryant erst kurz vor den Spielen eine Debatte entfacht, die sich von Hause aus verbietet. Auf die Frage, ob die Auswahl von 2012 das legendäre Dream Team von 1992 besiegen könnte, antwortete Bryant: „Es wäre hart, aber ich glaube, wir würden sie schlagen.“ Umso kritischer beäugte die Weltöffentlichkeit die Auftritte der Mannschaft in London.

Fakt ist: Das Team hat seine Extraklasse bewiesen. Gegen Nigeria verbuchten die Amerikaner die höchste Punktzahl in der olympischen Basketball-Geschichte (158:85). Nicht einmal geriet die Auswahl in Gefahr, ein Spiel zu verlieren. Litauens Trainer Kestutis Kemzura fasste das Dilemma so zusammen: „Man kann sich das Gift aussuchen – und entscheiden, woran man sterben möchte.“ Das US-Team ist gesegnet mit starken Distanzschützen. Wenn die Würfe aber nicht in den Korb fallen und die Führung mal knapp ist, wechseln die Superstars den Modus. Sie spielen dann physischer, mit mehr Zug zum Korb, erzwingen Fouls und Freiwürfe. Das ist weniger spektakulär, aber ähnlich effizient.

Auf diese Taktik müssen sich auch die mit fünf NBA-Spielern gespickten Spanier einstellen. So gut es eben geht.

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