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US-Justizministerin Loretta Lynch spricht bei einer Pressekonferenz über die Verhaftungen bei der Fifa.

© AFP

US-Justizministerin Loretta Lynch: Die Frau, die bei der Fifa aufräumt

Zwei Fifa-Funktionäre hat sie verhaften lassen, gegen weitere ermittelt ihre Behörde: US-Justizministerin Loretta Lynch ist es ein persönliches Anliegen, im Weltfußball aufzuräumen..

Nach außen hin gibt sich Loretta Lynch stets höflich und charmant, aber die US-Justizministerin kann knallhart sein. Nachdem sie die Journalisten bei einer Pressekonferenz am Donnerstag (Ortszeit) in Washington eine Stunde hat warten lassen, entschuldigt sich die Frau im goldglänzenden Oberteil erst überschwänglich - und holt dann zum brachialen Rundumschlag gegen die FIFA aus.

Weitere 16 hochrangige Funktionäre klagt die Generalstaatsanwältin an, auf 236 Seiten hat ein Gericht in New York die Vorwürfe detailliert aufgelistet. „Unglaublich“ sei das Ausmaß der Korruption, wettert Lynch - um dann wieder freundlich lächelnd und geduldig die vielen Fragen der Journalisten zu beantworten.

Lynch ist zurückhaltend und muss zu Auftritten überredet werden

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate hat diese zierliche Frau der als Männer-Club verschrienen FIFA gerade die Show vermasselt, erst mit den Festnahmen vor dem Kongress im Mai, nun mit der Razzia am Tag der Reformdebatte. Dabei gehe es Lynch gar nicht um den großen Show-Effekt und Schlagzeilen, sagen Beobachter und Kollegen. Sie sei eher zurückhaltend und müsse zu Pressekonferenzen oft überredet werden. Das Vorgehen der Strafermittler sei zudem rein pragmatisch - wenn die FIFA-Funktionäre sich alle in Zürich treffen, wissen die Ermittler, wo sie sind, und können leicht zugreifen.

Trotzdem bleibt der Eindruck, dass die US-Justiz eine kopflos agierende FIFA vor sich her treibt. Die US-Behörden verlangen die Auslieferung der angeklagten Funktionäre - und die Ermittlungen sind noch lange nicht abgeschlossen, wie Lynch betont. „Die Botschaft dieser Mitteilung sollte jedem schuldhaften Individuum klar sein, das im Dunklen bleibt, in der Hoffnung, sich unseren Untersuchungen entziehen zu können: Sie können die Sache nicht aussitzen, sie werden unserem Fokus nicht entkommen.“ Auch die Zukunft der FIFA zweifelt Lynch offen an. Man sorge sich um die „Lebensfähigkeit der Organisation in der Zukunft“ und auch um die Aufrichtigkeit ihrer Bemühungen für einen Wandel.

Für die US-Behörden ist ihre Zuständigkeit klar

Warum gerade Lynch und die US-Justiz in diesem Fall so knallhart vorgehen, scheint für europäische Beobachter auf den ersten Blick verwunderlich, aus Sicht der US-Behörden ist es aber klar. Jahrelang ermittelt das FBI schon in der Sache, Lynch übersah den Fall bereits in ihrer vorherigen Position als Staatsanwältin in Brooklyn. Die US-Justizbehörden sehen sich auch als Weltpolizei und weil illegale Gelder auch durch Banken mit Sitz in New York flossen, konnten sie sich des Falls annehmen. „Wenn Kriminelle ihre korrupten Aktivitäten in unser Land und zu unseren Banken bringen, dann müssen sie sich an unsere Regeln halten“, sagt Diego Rodriguez vom FBI bei Lynchs Pressekonferenz.

In den USA hat die Sportart zudem bei weitem nicht die Aura des Heiligen und Unantastbaren, die sie in extrem Fußball-begeisterteren Ländern manchmal bekommt. Und der Fall bietet Lynch, der ersten afro-amerikanischen Justizministerin, die es in ihrer Karriere schon häufiger mit den ganz Reichen und Mächtigen unter anderem an der Wall Street aufgenommen hat, die Chance zur Profilierung. Schließlich ist sie erst seit April offiziell Justizministerin und hat den Job erstmal nur bis zum Ende von Obamas zweiter Amtszeit Ende 2016 sicher.

Bis dahin hat sie in Sachen FIFA noch viel vor. „Die Justizbehörden fühlen sich verpflichtet, dieser ungezügelten Korruption, die wir inmitten der Führungsebene des internationalen Fußballs entdeckt haben, ein Ende zu bereiten - nicht nur wegen des Ausmaßes, der Dreistigkeit und des Umfangs, die gebraucht werden, um solche Korruption aufrecht zu erhalten, sondern auch weil dieses Verhalten einen Affront gegen internationale Prinzipien darstellt.“ (dpa)

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