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US Open: Aus im gefühlten Finale

Anna-Lena Grönefeld verliert bei den US-Open

Vor dem Match flossen Tränen bei Dinara Safina. Sie fühlte sich plötzlich leer und so unendlich müde. Ihr Körper signalisierte, dass er nichts mehr zu geben hatte. Wie sollte sie so auf dem Platz bestehen können? Gar nicht anzutreten, schien der Russin der einzige Ausweg. Doch Safinas Trainer Zeljko Krajan wollte das nicht zulassen. Er weiß um ihre Stärke, sich auch in schwierigen Situationen überwinden zu können, und erinnerte sie daran. „Er sagte, ich solle mich nur auf das Bisschen konzentrieren, was mein Körper noch übrig hat, und es herausholen. Das habe ich dann getan“, sagte Safina. Dass sie mit dem letzten Quäntchen Kraft ausgerechnet Anna-Lena Grönefeld im Achtelfinale der US Open mit 7:5 und 6:0 bezwang, war für Grönefeld bitter, machte Safinas Leistung aber nicht minder bemerkenswert.

Die Willensstärke hat sich die Russin erst in diesem Jahr angeeignet und dank ihr ein höheres Leistungsniveau erreicht. Drei Turniersiege, die Finalteilnahme bei den French Open und der Gewinn der Silbermedaille in Peking belegen es. Zudem gehört Safina zu den vier Spielerinnen, die nach den US Open die Spitze der Weltrangliste übernehmen können. Die Russin sei die Spielerin der Stunde, hatte auch Grönefeld vor der Partie angemerkt. Die Deutsche mag an diesem Tag den feinen Unterschied gespürt haben, der sie trotz ihres beeindruckenden Comebacks derzeit noch von den Top-Ten-Spielerinnen trennt.

Auch Grönefeld fühlte sich müde: Die drei Qualifikationsspiele und dazu die ersten drei Runden im Hauptfeld hatten Kraft gekostet. Doch anders als bei Safina beeinträchtigte das Schweregefühl ihr Spiel zu sehr. Besonders ihre stärkste Waffe, ihr Aufschlag in Rekordgeschwindigkeiten von bis zu 206 Kilometer pro Stunde, blieb in ihrem ersten Achtelfinale in New York stumpf. Gerade einmal drei Asse konnte Grönefeld platzieren, dafür unterliefen ihr sechs Doppelfehler. „Ich habe zu schlecht aufgeschlagen, das war wohl der Knackpunkt“, sagte sie später. „Und gegen Safina reicht es eben nicht, den Ball nur ins Feld zu spielen.“

Grönefeld riskierte viel, sie versuchte ihr Möglichstes, um die Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden. Doch die Leichtigkeit, die die 23-Jährige in New York wieder spürte, die sie wie „auf einer Wolke schweben“ ließ, war verflogen. Im ersten Durchgang konnte Grönefeld noch mithalten, da auch Safina viele Fehler unterliefen. Beide gaben jeweils zweimal ihren Aufschlag ab. Zum Ende des Satzes kam jedoch die Nervenstärke der Russin zum Tragen. Grönefeld sollte danach kein weiteres Spiel mehr gelingen, Safina hatte die Kontrolle über das Match übernommen. Nach 75 Minuten endete Grönefelds New Yorker Märchen mit einem Doppelfehler. Dennoch überwog ihre Freude: „Ich bin einfach froh, wieder dabei zu sein. Und es war mein siebtes Match hier, daher fühlte es sich wie ein Finale an.“

Um die wirklichen Endspiele wieder zu erleben, hat Grönefeld hart gekämpft. Ihre Leistungen der letzten Wochen, mit denen sie sich schon von Platz 436 auf Rang 141 der Weltrangliste katapultiert hatte, machen sie optimistisch, auch wieder die Region der besten 20 Spielerinnen erreichen zu können. Man werde sehen, wie weit nach oben es für sie gehen kann, sagte Grönefeld. Aber zunächst „werde ich alles sacken lassen und mich darüber freuen, was ich hier geschafft habe“. Wohl kaum jemand hatte ihr ein so schnelles und beeindruckendes Comeback zugetraut. Bei den US Open war sie für viele die Spielerin der Stunde.

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