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Sport: US Open: Ein leiser Abgang

Sie sei "nicht sehr wehmütig" gewesen. Nur ganz kurz kam Anke Huber nach einer verschlagenen Rückhand zum Matchverlust in den Sinn, dass "dies ja hier mein letzter Auftritt gewesen ist".

Sie sei "nicht sehr wehmütig" gewesen. Nur ganz kurz kam Anke Huber nach einer verschlagenen Rückhand zum Matchverlust in den Sinn, dass "dies ja hier mein letzter Auftritt gewesen ist". Die deutsche Nummer eins blickte auf die Tribüne, winkte zum Abschied kurz ins Publikum und ging mit geschulterter Tasche vom Platz. Der Ort passte zur wenig beeindruckenden Schlussvorstellung der Karlsdorferin, die ihren letzten Einsatz auf dem kleinen Grandstand-Court an der Seite des altehrwürdigen Louis-Armstrong-Stadions absolvierte. Zum Abschied hätte die Karlsdorferin "natürlich gerne besser gespielt", aber nun steht ein glattes 3:6, 5:7 in 70 Minuten gegen die Russin Elena Dementjewa als letzter Eintrag in ihren ganz persönlichen US Open-Annalen. Goodbye, Flushing Meadows: Nachdem der Vorhang für immer gefallen war, verschwand die 26-Jährige scheinbar ungerührt in den Katakomben.

Online-Gaming Spiel, Satz und Sieg: Der Pong-Klon von meinberlin.de Der leise Abgang der Anke H. beim vierten und letzten Grand Slam-Turnier des Jahres überraschte keineswegs. "Ich bin hier mit dem extrem schnellen Belag nicht so gut zurechtgekommen", erklärte die an Nummer 17 gesetzte Tennisspielerin, "und um jemanden wie Dementjewa zu schlagen, da muss ich einfach meine Fehlerquote senken." Gegen Emilia Salerni (Argentinien/Weltranglistenplatz 121) und die Amerikanerin Sarah Taylor (187.) reichte in den ersten beiden Runden noch die Routine, aber gegen die Weltranglisten-Elfte aus Russland hätte Huber ihr Spielniveau steigern müssen. Vor allem im zweiten Satz hatte die angehende Tennis-Rentnerin durchaus ihre Chancen, sich bei Dementjewa für das im vorigen Jahr an gleicher Stätte erlittene Viertelfinal-Aus zu revanchieren. Aber immer wenn sich Huber wieder ins Spiel brachte, unterlief ihr anschließend sofort wieder ein unnötiger Fehler.

Der Aufschlagverlust zum 5:6 im zweiten Satz brachte die Siegchance der Deutschen dem Nullpunkt nahe. Dabei hatte sie Elena Dementjewa zuletzt in der dritten Runde von Wimbledon in nur 37 Minuten bezwungen und sich daher psychologisch "im Vorteil" gewähnt. Aber hinterher musste Anke Huber feststellen: "Mein Timing war nicht so gut wie in den vergangenen zwei Wochen." Da hatte die beste deutsche Tennisspielerin der Nach-Graf-Ära bei Hartplatz-Turnieren in Toronto und New Haven achtbare Resultate erzielt. Mit Huber verabschiedete sich die letzte von zehn gestarteten deutschen Teilnehmerinnen vom mit der Rekordsumme von 15,4 Millionen Dollar dotierten Grand Slam-Turnier, was für die große Misere im deutschen Frauen-Tennis spricht.

"Vermutlich werde ich noch zwei Tage hier bleiben und versuchen abzuschalten", sagte Huber, die zur Frustbewältigung ein Broadway-Musical besuchen wollte: "Mal sehen, was die Babsi macht." Die Stimmungslage ihrer Tennis-Kollegin und engsten Freundin Barbara Schett dürfte auf jeden Fall um einiges besser sein, nachdem die Österreicherin durch einen Erfolg über Alicia Molik (Australien) nun im Achtelfinale auf US-Darling Jennifer Capriati trifft. Das bedeutet Center Court. Einen Auftritt auf der ganz großen Tennis-Bühne hatte sich auch Anke Huber noch einmal gewünscht, zumal sie in den letzten beiden Jahren jeweils das Viertelfinale in Flushing Meadows erreicht hat. Das bleiben nun jedoch die besten Resultate der Karlsdorferin bei ihren zwölf Auftritten bei den US Open. Huber will im Herbst an einigen lukrativen Hallenturnieren teilnehmen und dort versuchen, sich für die Ende Oktober in München ausgetragene WTA-Weltmeisterschaft zu qualifizieren. "Das wäre ein schöner Schlusspunkt", erklärte die 26-Jährige, "die Sache mit den Australian Open halte ich mir noch offen."

Stefan Liwocha

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