zum Hauptinhalt

US-Sport in Europa: Baseball-WM: Die Welt zu Gast in Regensburg

Die ur-amerikanische Sportart Baseball versucht, in Europa Fuß zu fassen - mit einer WM, die in ganz Europa stattfindet und für drei Tage auch in Oberbayern gastiert.

Das gab es noch nie: Sieben europäische Nationen richten gemeinsam eine Baseball-Weltmeisterschaft aus. Ein Vorrundenstandort ist das bayerische Regensburg, wo das Turnier am Mittwoch mit dem Spiel der deutschen Mannschaft gegen China eröffnet wurde. Die Gastgeber gewannen vor 5300 Zuschauern 14:1.

Für die WM-Premiere des ur-amerikanischen Spiels in Deutschland haben 240 Helfer die Regensburger Armin-Wolf-Arena seit Monaten in ein modernes Baseball-Stadion für mehr als 10 000 Zuschauer umgerüstet. Gewaltige Dimensionen für einen Sport, der hierzulande immer noch ein Randdasein fristet. Zwei Drittel der Baukosten von rund 1,5 Millionen Euro wurden von der Stadt und dem Freistaat Bayern getragen. Den Rest steuerten Sponsoren aus dem Umfeld des Baseballvereins der Regensburg Legionäre bei. Deren Vorsitzender ist Armin Zimmermann, gleichzeitig auch Chef des WM-Organisationskomitees. Der 36-Jährige hat die umfangreichen Vorbereitungen fast ein Jahr lang koordiniert. Jetzt kann er sich in seinem Stadion zurücklehnen und durchatmen, denn: „Alles läuft nach Plan.“

Während anderswo in Deutschland Wahlplakate das Straßenbild bestimmen, fallen in Regensburg die vielen Fahnen zur Baseball-WM ins Auge. Mehr als 21 000 Tickets wurden für die vier Turniertage im Vorverkauf abgesetzt. „Die ganze Stadt ist im WM-Fieber“, erklärt OK-Chef Zimmermann stolz und hat dafür auch noch eine Umfrage des Bayerischen Fernsehens parat. Demnach wissen 90 Prozent der Regensburger, welches Großereignis bei ihnen in dieser Woche stattfindet. Baseball ist hier populär. Ein Grund dafür sind zweifellos die Erfolge der Legionäre. 2008 gewann die Mannschaft erstmals die Meisterschaft. Sechs Spieler wurden in den 24-köpfigen WM-Kader berufen. Der für Sport zuständige Bürgermeister Gerhard Weber ist davon überzeugt, dass sich die Investitionen für die Stadt langfristig auszahlen. „Das ist ein einmaliges Ereignis, eine WM in Regensburg bekommen wir so schnell nicht wieder.“

Neben Regensburg richten auch Barcelona, Prag, Stockholm und Zagreb noch bis zum 12. September die Vorrunde aus. In den europäischen Baseball-Hochburgen Niederlande und Italien finden anschließend Zwischen- und Endrunde statt. Dabei sollte ursprünglich Kuba die WM 2009 veranstalten. Doch nach der Diskussion über die Streichung von Baseball aus dem olympischen Programm vergab der Weltverband IBAF das Turnier neu. Ziel war dabei, Attraktivität und Sichtbarkeit des Sports insbesondere in Europa zu erhöhen. Das Internationale Olympische Komitee zeigte sich von den Plänen der IBAF allerdings wenig beeindruckt und will Baseball auch für die Spiele 2016 nicht berücksichtigen.

Hilfe könnte von der Major League Baseball (MLB) kommen. Die amerikanische Profi-Liga versucht schon seit Jahren, sich in Europa zu positionieren. Was 1992 mit einem Traineraustausch begann, fand später in einem eigenen Nachwuchsprogramm beispielsweise im deutschen Schulsport seine Fortsetzung. Zwischen 1996 und 2006 investierte die MLB mehr als über drei Millionen US-Dollar. Inzwischen fokussiert sich die Liga auf die sogenannte MLB-Roadshow, eine Baseball-Eventtour durch Deutschland, die jährlich auch in Berlin Station macht.

Bei der WM hält sich die Liga aber eher im Hintergrund. Stars sucht man in den Kadern der Favoriten USA und Venezuela vergeblich. Und an eine Spielpause in der MLB während der WM verschwendet kein Teambesitzer auch nur einen Gedanken. Zwar steht hinter vielen der eingesetzten Akteure ein Profi-Klub, doch wirklich durchgesetzt hat sich noch keiner der Nominierten in der besten Liga der Welt. Immerhin: Das Spiel zwischen den USA und Deutschland am Freitag wird landesweit auf MLB-Network im amerikanischen Fernsehen übertragen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false